26.000 Vögel tot: Blaumeisen sterben an Lungenentzündung

Seit 1996 ist der Erreger bekannt, er habe allerdings noch nie zu einem Ausbruch in dieser Größenordnung geführt.

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Immer mehr Meisen versterben an einem Bakterium, das bislang nie so aggressiv war.
Immer mehr Meisen versterben an einem Bakterium, das bislang nie so aggressiv war. | Foto: Pixabay

Region. Seit Anfang März grassiert schon eine unbekannte Seuche in der Welt der Vögel (regionalHeute.de berichtete). Der NABU schlug Alarm und rief zur Dokumentation der mysteriösen Fälle Todesfälle auf, von denen zumeist Blaumeisen betroffen waren. Nun steht fest: Unter den Tieren geht das Bakterium Suttonella ornithocola um, das bei den betroffenen Tieren zu einer schweren Lungenentzündung und schließlich zum Tod führt. Dies hat das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) bekannt gegeben.


Fast zeitgleich mit den Untersuchungsergebnissen des LAVES kamen das Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe sowie das Landeslabor Berlin-Brandenburg in Frankfurt an der Oder zum selben erschütternden Ergebnis. Der NABU hatte mitte April dazu aufgerufen, die toten Tiere zu melden. Innerhalb von nur zwölf Tagen haben sich beim Naturschutzbund NABU 13.800 Menschen gemeldet. 26.000 tote Vögel sind das Ergebnis. "Der Stand der täglichen Meldungen ist immer noch relativ hoch. In den letzten vier Tagen (18. bis 21. April) kamen noch einmal 2.500 Meldungen hinzu", erklärt eine NABU-Sprecherin auf Anfrage von regionalHeute.de und fügt hinzu, dass noch unklar sei, wie viel das letztendlich für die Anzahl der toten Vögel bedeute, da viele Menschen auch gleich mehrere Vögel melden würden. Die Zahlen müssten noch ausgewertet werden.

Eine neue Krankheit auf dem Festland


Dabei handelt es sich bei Suttonella ornithocola noch um ein relativ neues Bakterium - Nach Angaben des Nabu sei es erst 1996 erstmals in Großbritannien aufgetreten, habe dort aber nicht zu überregionalem Massensterben geführt. Erst 2017 schaffte es den Weg über die Nordsee und trat in Finnland auf, wo es aber ebenfalls nicht zu Problemen führte. Im April 2018 kam es dann zu kleineren Krankheitsausbrüchen im südlichen Nordrhein-Westfalen - Für den Erreger sei dieses überregionale und massenhafte Auftreten in der derzeitigen Dimension völlig neu. Es betrifft außer Deutschland (mindestens) auch Luxemburg und Belgien. "Bisherige Fälle wurden stets in den Monaten März und April festgestellt, was zum zeitlichen Auftreten der derzeitigen Epidemie passt", kommentiert der NABU die mysteriöse Entwicklung.

Für Menschen und Haustiere ungefährlich


Der festgestellte Erreger sei, so der Nabu, für Menschen und Haustiere ungefährlich. Das LAVES bestätigt diese Einschätzung: "Ein Gefährdungspotential für Menschen oder Tiere außer Meisen scheint nicht zu bestehen. Laut gegenwärtiger Literatur ist keine Infektion beim Menschen oder Tieren außer Meisen bekannt." Jedoch können tote Vögel grundsätzlich auch an anderen Erregern verstorben sein, weshalb der Umgang mit toten Vögeln ausschließlich mit Einmalhandschuhen und unter Berücksichtigung aller Hygieneregeln erfolgen sollte.

NABU bittet um weitere Meldungen


Auch wenn die Ursache des Meisensterbens nun feststeht, bittet der Naturschutzbund weiterhin um Meldungen verstorbener Meisen, "um das Ausmaß, die räumliche Verbreitung und den zeitlichen Verlauf der Epidemie und die davon betroffenen Vogelarten ermitteln und dokumentieren zu können." Auch die Einsendung toter Tiere sei weiterhin erwünscht. Alle Hinweise dazu finden Sie hier.

Wie kann man den Meisen helfen?


Eine Ausbreitung dieser Krankheit in dieser Größenordnung bei einem Wildtier zu stoppen, grenzt an Unmöglichkeit. Der NABU rät stattdessen dazu, in betroffenen Gärten besondere Anziehungspunkte für Vögel zu beseitigen, um die Ansteckungsmöglichkeiten zu verringern. "Damit betroffene Vogelbestände sich möglichst schnell wieder erholen können, ist es wichtig, den überlebenden Vögeln möglichst gute Bedingungen für die anstehende Brutzeit zu bieten. Ein naturnaher Garten bietet besonders viel Nahrung für die hungrigen Jungen", so der NABU abschließend.


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