Region. Am heutigen Mittwoch haben der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und das Niedersächsische Umweltministerium die neunte Fassung der Rote Liste Brutvögel vorgestellt. Die Liste mit Stand 2021 stellt die Gefährdungssituation der 212 in Niedersachsen und Bremen brütenden Vogelarten dar. Darüber berichtete der NLWKN in einer Pressemitteilung.
„36 Vogelarten sind in Niedersachsen vom Aussterben bedroht – das sind so viele wie noch nie. Insgesamt fallen 43 Prozent aller betrachteten Arten in die Gefährdungskategorien der Roten Liste Brutvögel 2021, weitere 14 Prozent stehen auf der Vorwarnliste. Das sind erschreckende Ergebnisse.“, sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies.

Der Bestand der Uferschnepfe ist in Niedersachsen und Bremen zw. 1996 und 2020 um 66 % geschrumpft. Die Art kann mit der intensiver werdenden Landbewirtschaftung nicht mehr Schritt halten und ist in der neuen Roten Liste als „Stark gefährdet“ einges Foto: horsten Krüger, NLWKN
Autor der Studie bezieht Stellung
Hinzu komme, dass seit Beginn der Aufzeichnungen in Niedersachsen und Bremen bereits 15 Arten ausgestorben sind. Die neue Rote Liste dokumentiere einen ungeheuren Aderlass an heimischer Biodiversität, kommentiert Thorsten Krüger, Autor der Studie, die Befunde. Das Verschwinden von Arten und der Rückgang der Individuenzahlen in unserer Landschaft habe eine neue Dimension erreicht.
Die meisten Arten sind bedroht
In Niedersachsen und Bremen sind nur noch 43 % der Brutvögel als ungefährdet eingestuft. Die Aufschlüsselung in der Roten Liste nach Hauptlebensraumtypen zeigt dabei, dass 15 von 20 primär im landwirtschaftlich genutzten Offenland siedelnde Arten gefährdet oder bereits ausgestorben sind. Bei dem Hauptlebensraumtyp „Sonderstandorte des Offenlands“, zu dem u.a. Moore, Heiden und Ödland gehören, sind 17 von 23 Arten in den Gefährdungskategorien der Roten Liste zu finden.
Minister Lies warnt: „Diese neue Liste zeigt, wie groß der Handlungsdruck ist. Eine ganz wichtige Säule, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, bildet dabei der Niedersächsische Weg, mit dem wir auch den Vogelschutz konsequent wie noch nie angehen – und zwar gemeinsam mit den Naturschutzverbänden und der Landwirtschaft. Das sind langfristige Projekte, die jetzt Fahrt aufnehmen und deren erste Ergebnisse sich hoffentlich bereits bei der nächsten Auflage der roten Liste widerspiegeln. Hier haben wir bereits zusätzliche 100 Mio. Euro jedes Jahr in Niedersachsen mobilisiert. Gleichzeitig brauchen wir in Deutschland insgesamt mehr Geld für den Natur- und Artenschutz. Im Rahmen der Umweltministerkonferenz haben wir bundesweit etwa eine Milliarde Euro pro Jahr gefordert. Für Niedersachsen wären das rund 100 Millionen für zusätzliche Projekte.“