4-Tage-Woche gefordert: Laut IG Metall eine Win-Win-Chance

Kritiker halten es für den Untergang der Industrie. "Völliger Nonsens", sagt die IG Metall. Sollten wir fürs gleiche Geld weniger Arbeiten müssen?

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Region. Die Diskussion um die 4-Tage-Woche sei bereits in vollem Gange und polarisiere die Lager. Sie werde derzeit weltweit diskutiert und in vielen Ländern würde bereits entsprechend experimentiert, so sagt die IG Metall. Studien zeigten, dass Beschäftigte motivierter, produktiver und gesünder arbeiten können, während sie Arbeit und Leben besser vereinbaren können – ein Schlagwort, das oft in diesem Zusammenhang fällt, ist die „Work-Life-Balance“. Unternehmen, die die 4-Tage-Woche einführen, können für Fachkräfte interessanter sein und sich als attraktive Arbeitgeber aufstellen. Zudem sei die 4-Tage-Woche auch gut für das Klima, da sie Arbeitswege und Energie einspart. So geht aus einer Pressemitteilung der Gewerkschaft hervor.



„Wir wissen schon lange, dass mehr und mehr Kolleginnen und Kollegen den Wunsch hegen kürzer arbeiten zu wollen. Sicherlich wird die 4-Tage-Woche nicht in jedem Betrieb unmittelbar umsetzbar sein, dennoch gibt es eine breite Palette an Vorteilen durch eine Einführung - auch für die Unternehmen. Insbesondere im Wettbewerb um die besten Köpfe und auch zur Bekämpfung des Fachkräftemangels werden sich Unternehmen der Veränderung von Arbeitszeitmodellen öffnen müssen. Denn: In einem Arbeitnehmermarkt setzen sich die Betriebe durch, die kluge und insbesondere faire Arbeitsbedingungen bieten – da geht es um tarifliche Entgelte, aber auch eine gute Work-Life-Balance!“, erklärt Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Laut Umfragen wünschte eine deutliche Mehrheit der Beschäftigten eine 4-Tage-Woche. „Wann kommt die 4-Tage-Woche endlich auch in Deutschland?“ - Diese Frage werde divers diskutiert. Laut IG Metall sei die Antwort überraschend einfach: Die 4-Tage-Woche gibt es bereits. Viele Tarifverträge der IG Metall ermöglichten eine Absenkung der Arbeitszeit für Betriebe sowie Wahlarbeitszeiten für Beschäftigte.

Weniger Ausfallzeiten durch kürzere Wochen


„Dass Arbeitgeber Schreckgespenster an die Wand malen, ist eine ewig wiederkehrende Leier“, so Gröger: „Letztes Jahr waren es noch die gewerkschaftlichen Forderungen nach mehr Entgelt, welche die Inflation treiben sollten - also eine Lohn-Preis-Spirale - jetzt soll die 4-Tage-Woche der Untergang der hiesigen Industrie sein. Das ist natürlich völliger Nonsens und mal wieder eines der Arbeitgebermärchen!“, führt der Gewerkschafter aus. Klar sei: "Einer Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit und einem Raufschrauben der Lebensarbeitszeit, wie häufig von Arbeitgeberverbänden gefordert, erteilt die IG Metall eine laute Absage. Das Rad der Zeit wird nicht zurückgedreht!"

In der Eisen- und Stahlindustrie werde bereits eine Absenkung der Arbeitszeit bei vollem Entgeltausgleich diskutiert. „Eine Veränderung der Arbeitszeitkonzeption muss den Beschäftigten zu Gute kommen und dafür Sorge tragen, dass dies eine entlastende Wirkung entfaltet. Daher ist auch eine Komponente, die bei einer Reduzierung der Arbeitsstunden auch das entfallende Entgelt auffängt, notwendig. Für die Arbeitgeber ist dies bei ähnlicher oder höherer Produktivität bezahlbar, denn gleichzeitig wird die Ausfallquote von Beschäftigten gemindert. Die 4-Tage-Woche ist also eine Win-Win-Chance!“, schildert der Gewerkschafter.

Vor Jahrzehnten bereits getestet


Bereits 1993 hat die IG Metall die 4-Tage-Woche erstmalig bei Volkswagen durchgesetzt, als die Autoindustrie in einer tiefen Krise steckte. Damals habe die IG Metall 30.000 Arbeitsplätze bei VW gesichert. Auch heute gebe es bereits Betriebe, in denen die 4-Tage-Woche praktiziert wird. Vorne weg gingen Handwerksbetriebe, die händeringend Nachwuchskräfte suchen. Aber auch in der Industrie würde es Beispiele geben: Vor kurzem sei die kürzere Woche bei PowerCo in Salzgitter eingeführt worden, welche die zukünftigen Batterieaktivitäten des Volkswagen-Konzerns unter einem Dach bündelt.

Die Verkürzung der Arbeitszeit sei von Anfang an ein zentrales Thema der Gewerkschaften. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts sei der 8-Stunden-Tag eine wichtige Forderung gewesen. 1984 habe die IG Metall die Einführung der 35-Stunden-Woche in der Metall- und Elektroindustrie mit einem fast sieben Wochen langen Streik durchgesetzt. Damit habe man der Massenarbeitslosigkeit entgegenwirken wollen, aber auch unter dem Motto “Mehr Zeit zum Leben, Lieben, Lachen”.

Die 4-Tage-Woche sei als konsequente Fortsetzung der Arbeitszeitgeschichte zu werten, so die IG Metall.


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