91 Jahre Riesebergmorde: Erinnerung an düstere NS-Zeit

In Braunschweig und Königslutter fanden Gedenkveranstaltungen statt.

Kränze für die Opfer.
Kränze für die Opfer. | Foto: DGB Region SüdOstNiedersachsen

Braunschweig/Königslutter. Rund 100 Menschen sind am gestrigen Donnerstag dem Aufruf der DGB Region SüdOstNiedersachsen und der Stadt Braunschweig gefolgt und haben den ermordeten Menschen von Rieseberg gedacht. Hintergrund: Am 4. Juli 1933 wurden in Rieseberg zehn Gewerkschafter und ein Student von den Nationalsozialisten ermordet. Dies teilte der DGB mit.



„Rieseberg ist ein trauriges Beispiel dafür, wohin Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Nationalismus führen kann und die Problemlage ist allgegenwärtig. Es gibt eine klare Verschiebung nach Rechts und das nicht erst seit gestern oder seit den vergangenen Wahlen. Das Ganze ist ein Prozess und wir, der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften haben uns dazu verpflichtet alles uns möglich zu tun in diesen Prozess einzugreifen und ihn zu stoppen!“, macht Denise Steinert (DGB Region SüdOstNiedersachsen) deutlich.

Die Gedenkveranstaltung besteht in der Regel aus drei Teilen. Der erste Teil, die stille Kranzniederlegung am Heinrich-Jasper-Denkmal am Fritz-Bauer-Platz in Braunschweig entfiel in diesem Jahr auf Grund einer Baustelle vor Ort.

Um 17 Uhr fand die Kranzniederlegung vor den Gräbern der Riesebergopfer auf dem Braunschweiger Hauptfriedhof ein. Für die VVN-BdA redet hier Florim Matheis.

Die Gedenkveranstaltungen fand ihren Abschluss in Rieseberg am Denkmal für die Opfer auf dem Gelände der ehemaligen DGB Jugendbildungsstätte Königslutter/Rieseberg.

Erinnerungskultur pflegen


Neben der Begrüßung durch Denise Steinert für die DGB Region SüdOstNiedersachen, gab es Redebeiträge von Professor Henning Freiberg, Jacob Potthast für den Ortsjugendausschuss der IG Metall Jugend Braunschweig und Dr. Gabriele Heinen-Kljajic als Vorsitzende Arbeitskreis andere Geschichte e.V. Die Veranstaltung wurde musikalisch vom IG Metall-Chor „Gegenwind“ aus Wolfsburg begleitet.

In ihrer Begrüßung macht Steinert deutlich: „Unsere Gedenkarbeit als Teil der Erinnerungskultur zu schätzen, zu pflegen und auszubauen ist unsere Pflicht und das nicht nur auf Grund unserer gewerkschaftlichen und sozialpolitischen Positionen. Vor allem auf Grund unserer Geschichte - die es geht unter keinen Umständen auch nur ansatzweise sich wiederholen zu lassen – haben wir eine besondere Verantwortung.“

Grüße aus Frankreich


In den vergangenen Jahren kam zur Rieseberg Gedenkveranstaltung eine kleine Delegation aus Dieppe/ Frankreich zu Besuch. Auf Grund der aktuellen Lage vor Ort, sei es ihnen in diesem Jahr leider nicht möglich gewesen, nach Rieseberg zu kommen. Jedoch überbrachten sie Grußworte, die von Susanne Knoblich, als Vertreterin der VVN-BdA vor Ort verlesen wurden. Richard Flamein, Vorsitzender der AFMC (Vereinigung der Freunde der Stiftung für das Gedenken an die Deportation) bedauert die nicht Anwesenheit.

„Mit Bedauern werden wir dieses Jahr nicht an eurer Seite sein, um an den wichtigen Gedenkfeiern in Braunschweig und Rieseberg teilzunehmen. Wie ihr wisst, haben die jüngsten Ergebnisse der Europawahlen, gefolgt von der Auflösung der Nationalversammlung, einen sehr großen politischen Schock in Frankreich ausgelöst“, und weiter betont Flamein: „Durch die Macht der Ereignisse weit von euch entfernt, sind wir euch durch unsere Entschlossenheit und unser Herz nahe: Dieses Engagement, das wir seit Jahrzehnten an eurer Seite teilen, hat noch nie so viel Sinn und Konsistenz gehabt wie in diesem Moment.“

Mit dem Lied der Moorsoldaten und der Kranzniederlegung wurde die Gedenkveranstaltung in Rieseberg beendet.


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