Berlin. Der Künstler und Initiator der Stolperstein-Initiative Gunter Demnig fordert vom Auswärtigen Amt die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit jener Diplomaten, die trotz Sympathien für Adolf Hitler mit Gedenksteinen geehrt wurden. "Das Außenministerium ist in der Pflicht, die Fälle zu untersuchen", sagte Demnig.
"Es ist peinlich, dass das noch nicht passiert ist." Ende Juli hatte der "Spiegel" berichtet, dass drei Stolpersteine für mutmaßliche Nazihelfer vor dem ehemaligen Amtssitz in Berlin liegen. "Wir haben uns auf die Angaben des Amtes verlassen, als wir die Steine vergangenen Herbst verlegt haben", sagte Demnig. "Wenn sich der Verdacht erhärtet, reißen wir sie wieder heraus."
Fragwürdig ist auch der Stolperstein eines Mannes, der wegen der jüdischen Abstammung seiner Mutter 1938 aus dem diplomatischen Dienst entlassen wurde. In der Folge arbeitete er bei dem für die Ausbeutung von KZ-Häftlingen berüchtigten Chemiekonzern I.G. Farben und wurde zeitweilig erneut im NS-Außenministerium beschäftigt. Nach dem Krieg wurde der Mann wieder in den Auswärtigen Dienst übernommen. 1956 intervenierte er gegen einen französischen KZ-Film.
Das Auswärtige Amt betonte auf Anfrage, die Verlegung der Stolpersteine habe eine Gruppe von Mitarbeitern ehrenamtlich und "ohne Weisung" des Ministeriums organisiert.
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