Braunschweig / Peine. Ein Energiemesskoffer und die Novellierung des Energiedienstleistungsgesetztes nach DIN EN 16247-1 standen im Mittelpunkt des gestrigen Energiemanagement-Clubs der Allianz für die Region GmbH.
Das Netzwerktreffen fand bei der Firma Pelikan in Peine statt. Der mobile Messkoffer, den das Institut für Produktionstechnik (IPT) der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften im Auftrag der Allianz für die Region GmbH entwickelte, zeichnet Energieströme und -träger auf und gibt detailliert Auskunft über den Stromverbrauch. Einsparpotenziale können so identifiziert und Produktionsprozesse optimiert werden. Das Messinstrument kam bei Pelikan erstmals zum Einsatz und steht künftig allen Unternehmen des Energiemanagement-Clubs zur Verfügung. Zehn Vertreter aus den Branchen Chemie, Maschinenbau sowie Papp- und Druckerzeugnisse tauschten sich im Nachgang über ihr innerbetriebliches Energiemanagement und neue technische Entwickelungen aus. Das Netzwerk steht unter der fachlichen Betreuung der Umweltgutachterorganisation AGIMUS GmbH. An dem Club können interessierte Unternehmen aus der Region teilnehmen. Fünf Tage zeichnete der mobile Messkoffer bei Pelikan den Energieverbrauch bei der Produktion von Tintenpatronen auf. Das Ergebnis war unerwartet „Wir hatten zwar bereits einen guten Überblick über unseren Gesamtstromverbrauch, sind jedoch überrascht, wie viel Energie wir an der Maschine verbrauchen. Hier suchen wir nun nach Ursachen und optimieren den Prozess“, sagt Christian Ehlers von der Firma Pelikan. Der Einsatz des aus Fördermitteln finanzierten Koffers ergänzt das Angebot des Energiemanagement-Clubs. „Die Ergebnisse können als Grundlage für Maßnahmen zur energetischen Optimierung dienen. Von den Erfahrungswerten profitieren alle Teilnehmer“, sagt Gunnar Heyms von der Allianz für die Region GmbH. Seit dem Frühjahr 2013 sind die halbjährlich stattfindenden Treffen des Netzwerkes für Unternehmen eine wichtige Informationsquelle. Der Messkoffer lässt sich mittels Stromzangen und Laborsteckern an fast jedes Gerät anschließen. Neben der elektrischen Leistungsmessung können weitere Messdaten wie Druckluft, Hydraulik oder Temperatur ermittelt werden. Diese Daten helfen ein energetisches Gesamtbild von Produktionsprozessen zu erstellen. „Das Handling ist so einfach wie möglich gehalten. Ein Windows-Rechner ist bereits in den Koffer integriert und zeichnet die Messwerte auf. Diese werden direkt in einer Excel-Tabelle verarbeitet und in ein Diagramm übertragen. Versteckte Stromfresser lassen sich so zweifelsfrei identifizieren“, erklärt Prof. Dr. Holger Brüggemann, Leiter des Instituts für Produktionstechnik der Ostfalia Hochschule.
Energieaudits für Großunternehmen Pflicht
Thomas Kaiser von der AGIMUS GmbH informierte die Teilnehmer über die Ende April in Kraft getretene Novellierung des Energiedienstleistungsgesetzes. Bis zum 5. Dezember 2015 müssen Unternehmen, die nicht unter die KMU-Definition der EU fallen, verpflichtende Energieaudits nach DIN EN 16247-1 durchführen. Energieaudits sollen Einsparpotenziale identifizieren und sind ein erster Schritt zu einer höheren Energieeffizienz. „Alternativ können die Unternehmen ein Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 oder ein Umweltmanagementsystem nach EMAS aufbauen. Für Unternehmen, die bereits ein Energie- Umweltmanagementsystem nach diesen Standards haben und damit 90 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs abdecken, besteht kein weiterer Handlungsbedarf, sagt Thomas Kaiser von der AGIMUS GmbH.
Der nächste Energiemanagement-Club findet am 14. Oktober 2015 in den Räumlichkeiten der Obenauf GmbH im Landkreis Goslar statt.