Altenau. Nach monatelangen Verhandlungen ist der Verkauf der Altenauer Brauerei endgültig gescheitert. „Es gab mehrere Interessenten, doch leider konnte sich niemand für einen Kauf bis zum 31. Januar 2021 entscheiden“, sagt Martin Rahmann, Geschäftsführer der Kloster Wöltingerode Brennen und Brauen GmbH, einer Tochtergesellschaft des Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds (AHK). Dieser wird gesetzlich durch die Klosterkammer Hannover vertreten. Ende Februar läuft die behördliche Genehmigung der Drucktanks aus, danach darf nicht weiter produziert werden. Das teilt die Klosterkammer Hannover in einer Pressemitteilung mit.
„Die Klosterbrennerei in Wöltingerode ist von der Schließung nicht betroffen, sie wird weitergeführt“, unterstreicht Andreas Hesse, Direktor der Klosterkammer Hannover.
"Hoher Investitionsbedarf hat Käufer abgeschreckt"
Die Altenauer Brauerei ist ein altes Harzer Traditionsunternehmen. Ihr Ursprung reicht bis auf das Jahr 1617 zurück. Mit der Schließung der Brauerei gehen zwei der insgesamt fünf Arbeitsplätze verloren. „Wir bedauern dies sehr. Die anderen zwei Beschäftigten werden in den wohlverdienten Ruhestand gehen, für den Auszubildenden suchen wir derzeit eine neue Brauerei für den praktischen Ausbildungsteil“, berichtet Martin Rahmann. In schwierigen Zeiten wie diesen schrecke die potenziellen Käufer der hohe Investitionsbedarf von rund zwei Millionen Euro ab. Zwar waren in den vergangenen Jahren bereits umfangreiche Sanierungen erfolgt, so zum Beispiel der Bau einer neuen Abfüllanlage im Jahr 2014. Jetzt hätte jedoch das Sudhaus, das Herz der Brauerei, erneuert werden müssen. Angesichts der Umsatzzahlen, die deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben, konnte sich der AHK als Alleingesellschafter nicht zu der erforderlichen Investition entschließen. Im Übrigen gilt die Kloster Wöltingerode Brennen und Brauen GmbH aufgrund der Rechtsform des AHK als Stiftung öffentlichen Rechts als öffentliches Unternehmen und ist daher von einer Investitionsförderung aus öffentlichen Mitteln ausgeschlossen. Eine solche Investition wäre also für die Brennen und Brauen GmbH unverhältnismäßig teurer geworden als für einen privaten Investor. Die Brauerei stand seit Ende 2019 zum Verkauf.
Altlastenverdacht durch ehemalige Tankstelle
Erschwerend kam bei den Veräußerungsverhandlungen hinzu, dass dem Geschäftsführer und dem Alleingesellschafter erst in der letzten Woche bekannt geworden war, dass auf dem Grundstück der Altenauer Brauerei eine Dieseltankstelle betrieben worden war. Zwar war diese schon vor längerer Zeit, vermutlich mehr als ein Jahrzehnt vor dem Erwerb durch die Gesellschaft, stillgelegt worden, dennoch ergibt sich daraus ein Altlastenverdacht. „Eine Anfrage beim Altlastenkataster des Landkreises Goslar läuft, im Bedarfsfall werden wir Bodenanalysen vornehmen lassen und weitere Maßnahmen treffen“, so Martin Rahmann.
Die Kloster Wöltingerode Brennen und Brauen GmbH hatte im Jahr 2012 das Anlagevermögen der Altenauer Brauerei aus deren Insolvenz heraus gekauft. Ursprünglich sollte der Kauf eine gute Gelegenheit sein, das Kloster-Bier der Marke ,Wölti-Bräu‘ herzustellen und an die Tradition einer Brauerei des Klosters Wöltingerode anzuknüpfen. Angetreten war die Gesellschaft mit dem Plan, in der Altenauer Brauerei bis 2017 17.000 Hektoliter Bier im Jahr zu produzieren, damals lag die Produktion bei 5.300 Hektolitern. Ein 2012 von der Klosterkammer Hannover in Auftrag gegebenes Gutachten befand diesen Plan für realistisch, der leider nicht aufging: 2020 produzierte die Altenauer Brauerei 8.000 Hektoliter Gerstensaft.
Wie geht es weiter?
Die veräußerbaren Teile der Brauerei werden verkauft, das Betriebsgrundstück wird geräumt. Es gibt erste Überlegungen, dass dort Ferienwohnungen entstehen sollen. Konkrete Detailpläne hierzu gibt es noch nicht.
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