Mit Revolutiondrinks gegen den faden Einheitsgeschmack: Mirko Bode.[/image] Kulinarisch38 sprach mit dem Macher von Revolutiondrinks, Mirko Bode. Der hat dem Einheitsgeschmack auf dem Getränkemarkt den Kampf angesagt. Ein bisschen Szeneleben der Hauptstadt kann man sich per Hermes auch in unsere Region holen. Dank Mirko Bode. Er stammt aus dem Kulinarisch38-Gebiet und es zog ihn in die Metropole. Dort hat er getränkemäßig dem Mainstream den Kampf angesagt. Bei Revolutiondrinks findet man, was die großen Ketten sonst aussperren: ob Wildfire, Glam Cola oder das Berliner Mätchen. Anders trinken ist möglich. Vielleicht auch ein Tipp für die hiesige Gastronomie? Und, was gibt’s bei uns für revolutionäres Potential in Sachen Durstlöscher? Kulinarisch38: Revolutiondrinks ist ein Berliner Gewächs. Du kommst aber aus unserem Kulinarisch38-Raum. Was führt einen aus dem eher beschaulichen Gifhorn in die Hauptstadt?
Mirko Bode: Haha, das ist eine gute Frage. Ich erinnere mich an einen Artikel in der FAZ aus dem Jahr 2000. Gifhorn gab sich selber zur Expo 2000 den Slogan »Gifhorn - Hier macht Gastsein Spaß«. Ein Reporter der FAZ besuchte daraufhin die Stadt und recherchierte, ob hier Gastsein wirklich Spaß macht. Meines Wissens wollte ihn die Stadt nach Erscheinen des Artikels verklagen. Ein Zitat ist mir dabei sehr deutlich in Erinnerung gelbieben. »Selten trifft man den Gifhorner außerhalb seiner angestammten Heimat«. Für mich war Gifhorn aber damals zu Jugendzeiten eher langweilig. Wenn ich mich dort mit Holzpantoffeln, Blümchenkleid und roter Nase in die Fußgängerzone stelle, würde ich gleich für einen Skandal sorgen. In Berlin beachtet das niemand, da das Verrückte hier alltäglich ist. Gifhorn ist eine VW-orientierte Stadt, alle Leben von VW. Dadurch sind gewisse Bahnen vorgezeichnet. In Berlin gilt »If you make it there, you make it everywhere.« Das empfinde ich als wesentlich spannender.
»Konzerne können keine Innovationen bringen.«
Kulinarisch38: Du hast ja tatsächlich etwas gemacht. Eine verrückte Idee: Revolutiondrinks – eine Kampfansage an die großen Konzerne oder an den faden Einheitsgeschmack?Mirko Bode: Sowohl als auch. Konzerne können keine Innovationen bringen. Behaupte ich. Drei Gründe sprechen dagegen: erstens die Festlegung auf den Status quo. Zweitens die Abhängigkeit von der Meinung anderer. Drittens: Der Share-Holder-Value. Und diese Punkte sorgen dafür – neben vielen anderen –, dass es im kommerziellen Getränkemarkt nur Einheitsbrausen und -Biere gibt. Innovationen finde ich bei Ketten nie.
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Kulinarisch38: Wieso bringen die Startups die Innovationen?
Mirko Bode: Viele Konzerne gingen in den 90er und 2000er nach dem Share-Holder-Value-System vor. »Wenn wir die Qualität von Bier XY um 5% senken, dann sparen wir 10% der Kosten ein.« Und wenn der Erfolg des Managements kurzfristig an den Quartalszahlen gemessen wird, entsteht eine Spirale. »Naja, einmal können wir das noch machen...« Und nochmal. Und nochmal. Bis das Getränk irgendwann wie Spülwasser schmeckt. Zudem haben die Konzerne ein Trägheitsproblem. Nehmen wir Disney. Disney ist der Inbegriff des familientauglichen Kinderkinos. Wenn dieses Studio jetzt anfangen würde, Splatter oder Horrorfilme zu produzieren, würden Sie ihre Kernmarke und ihr Stammklientel vergraulen. Ähnlich ergeht es großen Konzernen. Jede Produktinnovation birgt das Risiko, dass die Stammkundschaft vergrault oder zumindest irritiert wird. Diese Verantwortung wird in einer starken Hierarchie keiner übernehmen wollen. Wozu auch? Läuft doch schon... Deshalb trauen sich große Firmen selten, etwas bahnbrechend Neues auf den Markt zu bringen. Wenn es ein Flop wird, rollen Köpfe.
Hilfe für Sartups
Viele kleine Startups hingegen wollen innovative Produkte anbieten. Besondere Geschmacksrichtungen und bestimmte Zusatznutzen, die sie selber vermissen. Zudem sind die Gründer niemandem Rechenschaft schuldig. Wenn das nicht funktioniert, hat es außer verlorenem Geld keine Konsequenzen. Und ich attestiere den meisten Gründern, mir eingeschlossen, eine gewisse Naivität mit der Sie die Sache angehen. Dass die Getränkebranche so bürokratisch und kompliziert ist, hätte ich nicht gedacht. Da setzt aber unser Konzept von Revolutiondrinks.com an. Eine Plattform für Startup Getränke zu bieten und den Startups bei der Bewältigung von Problemen zu helfen.Kulinarisch38: Nun ist ja der Braunschweig, Wolfsburg, Wolfenbüttel, Goslar – also das Kulinarisch38-Gebiet, eher Provinz. Trotzdem glaube ich, dass es hier Menschen gibt, die sich nach einem Anders-Leben sehnen. Dazu gehört auch unkonventionellere Ernährung. Was können wir tun, um den Gedanken von Revolutiondrinks weiterzuführen und in die Region zu übertragen?
Mirko Bode: Oh, das ist gar nicht so schwer. Eine Studie besagt, dass mittlerweile viele Kinder künstliches Erdbeereis richtigen Erdbeeren geschmacklich vorziehen. Wir konsumieren viel zu viel Convenience-Food. Jeder von uns hat aber Erinnerungen, wenn er mal bei Oma essen war: Selbstgemachte Kohlrouladen, Eintöpfe oder Opas Holunderwein. Das Wissen, um diese Kochrezepte geht jedoch generationenbedingt verloren. Wir brauchen generell eine Rückbesinnung auf Handgemachtes. Egal ob Essen oder Trinken. Das heißt konkret: Liebe Leute, schreibt die Rezepte eurer Großeltern auf und sorgt dafür, dass andere diese nachkochen, -brauen oder -brennen können. Ansonsten wird in einigen Jahren und Jahrzehnten der künstliche Einheitsgeschmack zum neuen Standard. Und das wäre für alle Genießer ein großer Verlust.Vielen Dank für das Gespräch. Revolutiondrinks Telefonnummer: (030) 673 027 10 Faxnummer: (030) 673 027 20 E-Mailadresse: info@revolutiondrinks.com
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