Antibiotika-Forschung: Erfolg für Braunschweiger Wissenschaftlerin

Es geht um die Anpassung der Substanzen, um auf resistente Keime reagieren zu können.

Antibiotika-Forscherin aus Braunschweig: Prof. Dr. Yvonne Mast.
Antibiotika-Forscherin aus Braunschweig: Prof. Dr. Yvonne Mast. | Foto: DSMZ

Braunschweig. Forscher rund um Professorin Dr. Yvonne Mast, Leiterin der Abteilung Bioressourcen für Bioökonomie und Gesundheitsforschung am Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, haben auf dem Science Campus Braunschweig-Süd eine neue Methode zur Veränderung (Derivatisierung) von Antibiotika entwickelt. Darüber informiert das Leibniz-Institut in einer Pressemeldung.



Antibiotika sind medizinisch wichtige Wirkstoffe, die häufig von Mikroorganismen produziert werden. Solche Naturstoffe besitzen oft eine chemisch komplexe Struktur und lassen sich entsprechend schwer oder gar nicht chemisch herstellen oder durch semi-Synthese verändern. Um die Wirkungsweise der Substanzen zu verbessern oder, wie bei Antibiotika, beispielsweise resistenzbrechende Eigenschaften zu erzeugen, ist eine Anpassung der Substanzen aber häufig erforderlich.

Mutanten und neue Derivate


Eine Alternative zur chemischen Veränderung der Substanzen, der Derivatisierung, bietet die Mutasynthese. Hierbei werden Mutanten der Mikroorganismen erstellt, die ein Antibiotikum produzieren. Dabei werden die Gene für die Antibiotika-Vorstufe(n) inaktiviert, so dass diese nicht mehr von dem Mikroorganismus selbst produziert werden können. Durch „Zufütterung“ von veränderten Vorstufen, den Vorstufenderivaten, zu den Mutanten werden diese dann in das Antibiotikavorläufermolekül eingebaut und auf diese Weise neue Antibiotika-Derivate hergestellt.

Schematische Abbildung des Biotransformation-gekoppelten Mutasynthese-Ansatz. Aminosäure-Vorstufe (weiße Hexagons), Mutasynthon (blaue Hexagons), Pristinamycin I-Produkte (graue Hexagons).
Schematische Abbildung des Biotransformation-gekoppelten Mutasynthese-Ansatz. Aminosäure-Vorstufe (weiße Hexagons), Mutasynthon (blaue Hexagons), Pristinamycin I-Produkte (graue Hexagons). Foto: DSMZ / Mast


In der kürzlich in einer international renommierten Fachzeitschrift veröffentlichten Studie der Arbeitsgruppe von Professorin Mast wird ein neuer Mutasyntheseansatz zur Derivatisierung des Antibiotikums Pristinamycin I beschrieben. Pristinamycin ist ein Streptogramin-Antibiotikum, das Mediziner als Notfallmedikament gegen resistente Krankheitserreger einsetzen. „Wir haben Pristinamycin I basierend auf der Aminosäure-Vorstufe Phenylglycin durch Mutasynthese modifiziert“, erläutert die Antibiotika-Forscherin Yvonne Mast.

„Dies war nur möglich, da wir in einer vorangegangenen Arbeit die Phenylglycin-Biosynthesegene identifiziert und funktionell charakterisiert haben. In der aktuellen Arbeit konnten wir dadurch zwei neue halogenierte, bioaktive Pristinamycin I-Derivate erzeugen. Die Neuartigkeit der aktuellen Studie ist darin begründet, dass wir an die Mutasynthese noch einen Biotransformationsprozess angekoppelt haben, über den die Phenyglglycin-Derivatvorstufe durch einen genetisch manipulierten Bakterien-Stamm (E. coli-Stamm) bereitgestellt wird. Dies ist bislang der einzige so beschriebene biotechnologische Prozess, den wir als Mutasynthese 2.0 bezeichnen", fasst die Professorin die Forschungsergebnisse zusammen.


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