Region. Die Arbeitslosenzahl ist nach Angaben der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar erwartungsgemäß wieder deutlich gesunken. 604 Personen weniger als im Vormonat und damit insgesamt 19.800 Menschen sind im Agenturbezirk Braunschweig-Goslar, zu dem auch Salzgitter und Wolfenbüttel gehören, ohne Arbeit.
„Wie prognostiziert sind die Gewinner in diesem Monat die Jüngeren. Die Jugendarbeitslosigkeit hat sich um knapp elf Prozent zum Vormonat reduziert“, weiß Gerald Witt, Chef der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar.
Als Grund dafür nennt er den Start der Berufsausbildungen und auch die Einstellungen der ausgebildeten jungen Fachkräfte nach der Sommerpause am Arbeitsmarkt.
Die gute Arbeitsmarktlage wird im Vorjahresvergleich besonders deutlich, denn im letzten August waren noch 1.929 oder 8,9 Prozent mehr Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen.
Seit Monaten werden Rekorde verzeichnet
„Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin von seiner besten Seite. Die Zahl der Arbeitslosen war im Agenturbezirk noch nie so gering. Seit Monaten können wir Rekorde verzeichnen. Gleichzeitig steigen der Bestand an gemeldeten Stellen sowie die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stetig und die Unterbeschäftigung schrumpft. Dieser Vierklang zeigt, dass es dem regionalen Arbeitsmarkt sehr gut geht und die Zeichen weiter auf grün stehen“, prognostiziert Witt.
Die Arbeitskräftenachfrage im Agenturbezirk ist weiter ungebrochen. Aktuell werden 5.436 Stellenangebote gezählt. Das sind 996 oder 22,4 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Seit Jahresbeginn sind 11.506 Stellen gemeldet worden.
Am häufigsten gesucht werden aktuell Fachkräfte für den Verkauf, der Gastronomie, der Altenpflege, dem Büro und als Reinigungshelfer.
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt
Der Ausbildungsmarkt ist derzeit noch stark in Bewegung. Von den insgesamt 3.936 gemeldeten Bewerbern in der Berufsberatung sind statistisch noch 391 unversorgt. Bei den gemeldeten Ausbildungsstellen wurden im aktuellen Monat 3.503 gezählt. Davon sind statistisch noch 797 unbesetzt.
„Die Zahlen der unversorgten Bewerber und der unbesetzten Ausbildungsstellen erscheinen hoch. Das ist aber nicht ungewöhnlich und liegt daran, dass sich die Ausgleichsprozesse am Ausbildungsmarkt auf den Spätsommer konzentrieren. Viele Entscheidungen werden erst kurz vor Beginn des Ausbildungsjahres getroffen. Deshalb gehen wir davon aus, dass sich die Zahlen der unversorgten Bewerber und unbesetzten Ausbildungsstellen in den kommenden Wochen stark verringern werden.“
Personen im Kontext von Fluchtmigration auf dem Ausbildungsmarkt
Geflüchtete junge Menschen würden auf dem Ausbildungsmarkt noch keine gewichtige Rolle spielen, meint Witt. In der Stadt Braunschweig sind aktuell 70 Bewerber (Anteil von 5,1 Prozent aller Bewerber in der Stadt) gemeldet, in der Stadt Salzgitter 54 (Anteil von 6,8 Prozent), im Landkreis Goslar 65 Bewerber (Anteil 7,5 Prozent) und im Landkreis Wolfenbüttel 38 Bewerber (4,2 Prozent aller gemeldeten Bewerber). Dabei sei weiterhin ein großes Handicap die deutsche Sprache. In den kommenden Jahren würde das Potential dieser Berufsstarter deutlich besser genutzt werden können, so die Einschätzung des Arbeitsmarktexperten. Dem Ausbildungsmarkt stünden durch die sinkenden Schülerzahlen immer weniger Bewerber zur Verfügung – die geflüchteten Menschen könnten die Lücke, zumindest teilweise, schließen. „Allerdings muss ein Schritt nach dem nächsten erfolgen. Zunächst steht die Sprache an erster Stelle, sonst kann ein Start in eine Berufsausbildung schnell zum Abbruch führen. Und das ist weder für den Berufsstarter, noch für den Betrieb eine positive Entwicklung“, meint Witt.
Es ist noch nicht zu spät für eine Ausbildung
Gleichzeitig macht er deutlich: „Es ist noch nichts zu spät! Alle jungen Menschen mit dem Wunsch auf eine Ausbildungsstelle in diesem Sommer sollten umgehend Kontakt zur Berufsberatung aufnehmen. Wir haben viele individuelle Instrumente, die Zeit zum nächsten Ausbildungsbeginn sinnvoll zu überbrücken, sofern es nicht mehr klappen sollte mit einer Ausbildungsstelle. Auch Unternehmen mit noch freien Kapazitäten, wo beispielsweise der Azubi kurzfristig abgesprungen ist, sollten sich noch melden.“
Unternehmen müssten in den kommenden Jahren zunehmend mehr auf die Talente schauen und nicht auf die Schulnoten. „Der Kampf um die besten Köpfe wird stärker. Sich nur auf den Klassenbesten zu konzentrieren, wird in Zukunft den wenigsten Unternehmen gelingen. Wir können auch während der Ausbildung beispielsweise mit Nachhilfe in der Berufsschule oder mit sozialpädagogischer Begleitung den Auszubildenden und den Betrieb unterstützen. Dies ist für beide Seiten kostenlos“, sagt Witt.
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