Das Atelier Café liegt im grünen Herzen Wolfsburgs. Hier gibt’s Kuchen von Hand gemacht, ein tolles Frühstück und jede Menge Neues in flüssig und fest.
Es ist kurz nach 18 Uhr. In Wolfsburg schließt gerade das Atelier Café. Mein Navi hat mich etwas irregeleitet. Ich lande beim Amtsgericht statt im Café. Die letzten Meter kann man auch zu Fuß zurücklegen. Ungewöhnlich, erstaunlich. Kopfsteinpflaster in Wolfsburg. Ein kleines Flüsschen. Bäume, Idylle pur. Dann der Weg über eine Brücke. Das Atelier Café wird sichtbar. Es steht inmitten eines schmucken Fachwerkensembles. »Es ist das Unbekannte, was mich reizt«, wird Tobias Senft am Ende des Gespräches zu mir sagen. Und dieses Unbekannte liegt manchmal direkt vor der Tür. Senft ist seit 18 Jahren Geschäftsführer dieses kulinarischen Kleinods. Er verabschiedet gerade die letzten Gäste für heute vor dem Fachwerkgebäude.
Eine gute Mischung aus neu und alt
Die Sonne scheint abendlich mild-warm und Tobias Senft kommt ins Schwärmen. Ja, Wolfsburg habe sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Das wird er noch einmal am Ende unseres Gesprächs sagen. Das Atelier Café wurde unlängst vom Feinschmecker ausgezeichnet. So etwas weckte natürlich die Kulinarisch38-Neugierde. Und nun ist also endlich ein Termin vereinbart. Das Café drinnen ist eine gelungene Mischung aus alt und neu. Gediegene Ausstattung, gemütlich und doch nicht betulich. Im Innenhof, wo Tobias Senft einen Platz anbietet, möchte man am liebsten einen ganzen Nachmittag sitzen. Mit einem guten Buch. Oder, wenn es sein muss auch mit Laptop und Arbeit.Zufall Schicksal oder vom Himmel gefallen
Eine Bauernhortensie klettert am Zaun neben dem Tisch ins Licht. Die Vögel singen ihr Abendlied. Das Wort Idylle drängt sich wirklich auf. »Und sie müssen bedenken. Wir sind hier nur sechs Minuten von der Innenstadt entfernt. Wenn jemand in zehn Minuten seinen Zug kriegen will und jetzt losgeht, dann schafft er das locker«, erzählt Senft, während er ein Glas frisch zubereiteten Eistee einschenkt. Dass er gerade an diesem Ort gelandet ist, verdankt der gelernte Koch dem Zufall oder Schicksal. Was immer man glauben mag. Der gebürtige Gifhorner hatte vor fast zwanzig Jahren einen Ausflug hierher gemacht. Mit seinen Eltern. Und so wie ich heute, war die Familie überwältigt. Vielleicht war die Situation noch zauberhafter. Denn es war Winter und damit stiller. »Diese Immobilie ist praktisch von Himmel gefallen«, so Senft. »Wir haben das Auto abgestellt und da war dann das Haus. Mit einem kleinen Atelier. Da wurden Seidenschals verkauft. Uns war sofort klar, hier kann man was machen«. Tobias Senft hatte seine Ausbildung als Koch beendet. Ein Traumberuf war das für ihn. Und nun stand die Frage an: Im Betrieb bleiben, in die weite Welt ziehen oder etwas ganz Anderes. Er entschied sich für etwas »ganz anders«. Und weil die ganze Familie mitzog und Tobias Senft offenbar über ein schier unerschöpfliches Reservoir an Ideen verfügt, wurde aus dieser eine Erfolgsstory.Kuchen ist das Schwierigste
Senft erzählt das sympathisch, mit Stolz aber nicht überheblich. Was jetzt so leicht klingt, war harte Arbeit. Davon redet er nicht. Ein weiterer Grund für das gelungene Konzept. Es war von Anfang an flexibel, entwickelte sich. Hier sollte etwas Besonderes geboten werden: Kunst und junge Gastronomie. In den Jahren spezialisierte sich das Atelier Café. Heute liegen die Schwerpunkte auf dem Café und dem Frühstück. Obwohl Kuchen und Torten das Schwierigste überhaupt seien, lacht Senft: »Entweder Sie haben zu viel oder zu wenig, zu leicht oder zu schwer. Man kann eigentlich nur falsch liegen.« Dabei lieben die Gäste den hausgemachten Kuchen. Der dürfe ruhig mal etwas stärker gebacken sein, die Stücke nicht ganz regelmäßig, schmunzelt Senft. Gerade deshalb werde er geliebt. Im Atelier Café kann man wirklich verweilen. Und das ausgiebig. Seine Gäste kämen aus allen Bereichen: ob Manager oder Student. Hier sei jeder willkommen. Und kann sich überraschen lassen. Denn auch das gehört zum Konzept. Ob neue, ausgefallene Erfrischungsgetränke, besonders gerösteter Kaffee oder eine unglaubliche Vielfalt von Müslis zum Frühstück – man muss sich nicht langweilen.Kunst & Kuchen
Neben dem reinen Cafébetrieb gibt es die regelmäßigen Ausstellungen, Abendveranstaltungen und Familienfeiern sowie ein kleines, aber feines Hotel, was Tobias Senft aufgebaut hat und zuletzt das eigene Tobi-Quell – Kulinarisch38 berichtete. »Nach 18 Jahren haben Sie nicht nur Lust die Leute zu fragen, ob sie Kaffee oder Tee wollen. Das muss schon etwas mehr sein«, stellt Tobias Senft fest. Und für so viel Veränderung sei Wolfsburg genau der richtige Ort. Hier könne man wirklich gut leben, wirbt er. Die Stadt habe sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Aus dem hässlichen Entlein sei ein stattlicher Wasservogel geworden. Kein Schwan – Wolfsburg sei eben nicht Hamburg oder Berlin. Aber man finde hier Großstädtisches im Kleinen. Und während ich meine Sachen einpacke und wir noch über gutes Essen reden, verrät Tobias Senft, dass ihn das Kochen schon ein kleines bisschen wieder reizen würde; halt eben immer das Unbekannte. Nach dem Gespräch ist mir klar: Im Atelier Café wird man sicher auf die eine oder andere kulinarische Überraschung gespannt sein dürfen. Atelier Café An der St.Annen-Kirche 11 38440 Wolfsburg Telefon: 05361 12219mehr News aus der Region