Wolfenbüttel/Peine. Sie sind ein einzigartiger Lebensraum für Flora und Fauna, gleichzeitig haben sie immense Bedeutung für einen naturnahen Hochwasserschutz – die Gewässer und ihre Auen. Beide Belange werden in einem neuen Projekt gleichberechtigt betrachtet, um Potentiale weiterzuentwickeln und Zukunftschancen zu sichern: Das „Integrierte Gewässer- und Auenmanagement Oker im Nördlichen Harzvorland“ (IGAM) nimmt in diesen Tagen seine Arbeit auf.
Steuerungsgruppe legt Rahmen fest – regionale Arbeitskreise sollen folgen
Der Landkreis Wolfenbüttel engagiert sich seit langem für die Gewässer-und Auenlandschaften im Nördlichen Harzvorland und die Integration von Naturschutz, hier fungiert er als Projektträger. „Wir sind sehr froh, dass unser ganzheitlicher Ansatz gewürdigt wurde und wir rund 65.000 Euro Fördergelder vom Land für dieses IGAM-Projekt einwerben konnten“, sagt Dezernent Claus-Jürgen Schillmann.
30 Prozent Eigenanteil muss der Landkreis aufbringen, um die Fördermittel zu sichern. „Gut angelegtes Geld für die weitere Entwicklung unserer Gewässerlandschaft Oker.“ Gleich vier europäische zentrale Richtlinien werden in diesem integrierten Ansatz betrachtet: Hochwasserrisikomanagementrichtlinie (HWRM-RL), Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL), Vogelschutzrichtlinie (hier NATURA 2000) sowie die Wasserrahmenrichtlinie. Über 100 Kilometer der entsprechenden Flussgebiete an Oker, Altenau, Brückenbach, Ilse und Radau werden bearbeitet.
In diesen Tagen werden die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit und der Zeitplan für das auf ein Jahr ausgelegte IGAM-Projekt abgestimmt. Dazu trifft sich erstmals die Steuerungsgruppe, die das weitere Vorgehen abstimmen und weiterhin eng begleiten wird: Hier sind neben den Vertretern des Landkreises Wolfenbüttel und des Landkreises Goslar auch die wichtigen Gewässerpartner vertreten, vom Unterhaltungsverband Oker über die Landwirtschaftskammer bis hin zum Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und den Vertretern der Hochwasserpartnerschaft Nördliches Harzvorland.
Da die Vernetzung und Integration der lokalen Interessengruppen entscheidend nicht nur für die spätere Akzeptanz, sondern ebenso für den Informationsfluss und die Datentiefe sind, werden drei regionale Arbeitskreise vorgesehen, die für ihren jeweiligen Planungsraum die Maßnahmen mit voranbringen. Hierzu gehören selbstverständlich die Naturschutzverbände genauso wie die lokal wirtschaftenden Landwirte und weitere Gruppen.
Vorhandene Daten zusammenbringen und auswerten
Viele gute Datengrundlagen liegen bereits vor. Diese zusammenzuführen und mit Blick auf den integrativen Ansatz auszuwerten, ist der erste Schwerpunkt im IGAM-Projekt. „Der Auftrag konnte an die erfahrenen Ingenieure vom Büro Aquaplaner aus Hannover vergeben werden“, berichtet Beatrice Kausch vom Wasserverband Peine, die als Koordinatorin das IGAM-Projekt begleitet.
Ingenieurin Kausch hatte bereits das Modellprojekt „Integrierter Hochwasserschutz im Nördlichen Harzvorland“ an der Oker und Innerste begleitet, dessen Maßnahmenkatalog als Modell für die Konzeption des IGAM diente. „Ziel ist nach der genauen Datenauswertung die Aufstellung eines Maßnahmenkatalogs mit detaillierten Steckbriefen, die auch schon eine Prioritätseinteilung aufweisen“, so Kausch. Das habe sich als effiziente und transparente Arbeitsgrundlage bereits im Hochwasserschutz bewährt.
Auen-Entwicklung genau im Blick: Neues Projekt startet
| Foto: Marc Angerstein