Wiesbaden. Der Handel mit den zehn Staaten der ersten Phase der EU-Osterweiterung 2004 ist seither überdurchschnittlich gewachsen. Insgesamt wurden aus diesen Staaten im Jahr 2003, dem Jahr vor dem EU-Beitritt, Waren im Wert von 57,6 Milliarden Euro nach Deutschland importiert und Waren im Wert von 56,6 Milliarden Euro in diese Staaten exportiert, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mit.
Damit kamen im Jahr 2003 aus den zehn Staaten der ersten EU-Osterweiterung 10,8 Prozent aller deutschen Importe, während 8,5 Prozent aller deutschen Exporte dorthin gingen. Im Jahr 2023 beliefen sich die Importe aus den zehn Staaten auf 213,9 Milliarden Euro und die Exporte dorthin auf 216,8 Milliarden Euro. Damit kamen 15,7 Prozent aller deutschen Importe aus diesen Staaten, während 13,6 Prozent aller deutschen Exporte dorthin gingen.
Wertmäßig haben sich sowohl die Importe aus diesen Staaten (+271,0 Prozent) als auch die Exporte dorthin (+283,3 Prozent) von 2003 bis 2023 nahezu vervierfacht. Demgegenüber steht ein Wachstum von 155,5 Prozent (Importe) beziehungsweise 139,3 Prozent (Exporte) des gesamten deutschen Außenhandels in diesem Zeitraum. Der Handel mit den Staaten der ersten EU-Osterweiterung wuchs somit deutlich stärker als der deutsche Außenhandel insgesamt.
Im Jahr 2024 wurden im Zeitraum von Januar bis Mai Importe im Wert von 88,9 Milliarden Euro aus den zehn Staaten verzeichnet, das waren 2,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Demgegenüber stiegen die Exporte dorthin auf einen Wert von 93,7 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von 2,0 Prozent entspricht.
Im Jahr 2003, dem Jahr vor dem EU-Beitritt der zehn osteuropäischen Staaten, belegte Tschechien mit einem Außenhandelsumsatz (Importe plus Exporte) von 34,3 Milliarden Euro Rang 11 der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Polen belegte Rang 12, Ungarn Rang 15 und die Slowakei lag auf Rang 22. Die weiteren Staaten nahmen im deutschen Außenhandel eine geringere Stellung ein. Schlusslicht war Malta auf Rang 76 mit einem Außenhandelsumsatz von 556,0 Millionen Euro.
In den Monaten Januar bis Mai 2024, rund 20 Jahre nach dem Betritt zum gemeinsamen Wirtschaftsraum, belegte Polen mit einem Außenhandelsumsatz von 73,9 Milliarden Euro Rang 5 der größten Handelspartner und lag damit direkt hinter Frankreich mit 81,8 Milliarden Euro und vor Italien mit 65,9 Milliarden Euro Außenhandelsumsatz. Tschechien belegte im gleichen Zeitraum Rang 10 (48,7 Milliarden Euro Umsatz), Ungarn Rang 13 (29,7 Milliarden Euro) und die Slowakei Rang 18 (16,6 Milliarden Euro). Die vier Mitglieder der sogenannten Visegrád-Gruppe, eines informellen Bündnisses innerhalb der EU, befanden sich somit im gleichen Zeitraum alle unter den wichtigsten 20 Handelspartnern Deutschlands.
Slowenien belegte von Januar bis Mai 2024 mit einem Außenhandelsumsatz von 6,1 Milliarden Euro Rang 34, während sich die relative Bedeutung der baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen rund 20 Jahre nach der EU-Osterweiterung kaum verändert hat. Sie nahmen bereits im Jahr 2003 wie auch von Januar bis Mai 2024 Ränge zwischen 48 und 63 ein. Die kleinen Inselstaaten Malta und Zypern spielen im deutschen Außenhandel eine untergeordnete Rolle. Sie belegten im Zeitraum Januar bis Mai 2024 in der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner die Ränge 76 (666,4 Millionen Euro Umsatz) und 89 (402,8 Millionen Euro).
Wichtigste Warengruppe im Außenhandel mit den zehn Staaten der EU-Osterweiterung von 2004 sind damals wie heute Kraftwagen und Kraftwagenteile, und dies sowohl import- als auch exportseitig. Im Jahr 2003, vor dem Beitritt der zehn Staaten zur EU, importierte Deutschland von dort Kraftwagen und Kraftwagenteile im Wert von 13,8 Milliarden Euro. Dies entsprach rund einem Viertel (23,9 Prozent) aller Importe aus diesen Staaten sowie rund einem Viertel (23,2 Prozent) aller deutschen Importe dieser Warengruppe. Weitere wichtige Importgüter im Jahr 2003 waren Maschinen mit 5,9 Milliarden Euro sowie Geräte zur Elektrizitätserzeugung und -verteilung im Wert von 5,5 Milliarden Euro.
Zwei Jahrzehnte danach hat sich die Warenstruktur kaum verändert. Auch von Januar bis Mai 2024 bestand mit einem Wert von 20,9 Milliarden Euro rund ein Viertel (23,5 Prozent) der von dort nach Deutschland eingeführten Waren aus Kraftwagen und Kraftwagenteilen. Der Anteil dieser Waren machten nun allerdings rund ein Drittel (34,2 Prozent) aller deutschen Importe dieser Warengruppe aus. Die Relevanz deutscher Kraftwagen- und Kraftwagenteilimporte aus den zehn Staaten ist also seit deren EU-Beitritt gestiegen. Darüber hinaus importierte Deutschland von dort elektrische Ausrüstungen im Wert von 11,6 Milliarden Euro und Maschinen im Wert von 8,9 Milliarden Euro.
Ein ähnliches Bild bietet sich bei den Exporten. Im Jahr 2003 exportierte Deutschland Kraftwagen und Kraftwagenteile im Wert von 9,5 Milliarden Euro in die zehn Staaten der ersten EU-Osterweiterung. Dies entsprach 16,8 Prozent aller Ausfuhren in diese Staaten sowie 7,3 Prozent aller deutschen Exporte dieser Warengruppe. An zweiter Stelle standen Maschinen mit 8,2 Milliarden Euro, gefolgt von chemischen Erzeugnissen im Wert von 5,5 Milliarden Euro. Rund zwei Jahrzehnte später hat sich die Rangfolge der wichtigsten Exportgüter nicht verändert. Von Januar bis Mai 2024 wurden Kraftwagen und Kraftwagenteile im Wert von 14,3 Milliarden Euro ausgeführt. Dies entsprach 15,3 Prozent aller Exporte in diese Staaten und 12,6 Prozent aller deutschen Ausfuhren dieser Warengruppe. Somit ist die Bedeutung dieser Staaten auch als Absatzmarkt deutscher Kraftwagen und Kraftwagenteile gestiegen. Auf Rang 2 der wichtigsten Exportgüter standen von Januar bis Mai 2024 nach wie vor Maschinen mit 10,9 Milliarden Euro, gefolgt von chemischen Erzeugnissen im Wert von 7,6 Milliarden Euro.
Die beiden größten Handelspartner Deutschlands unter diesen Staaten, Polen und Tschechien, unterscheiden sich deutlich hinsichtlich ihres Außenhandelssaldos (Exporte abzüglich Importe). Während der Handel mit Polen in den Monaten Januar bis Mai 2024 einen positiven Saldo von 7,4 Milliarden Euro aufwies, lag der Außenhandelssaldo mit Tschechien im gleichen Zeitraum bei -3,1 Milliarden Euro. Aus Tschechien werden also deutlich mehr Waren nach Deutschland importiert als dorthin exportiert, während dies im Außenhandel Polen umgekehrt ist.
Wichtigste Importgüter aus Tschechien waren von Januar bis Mai 2024 Kraftwagen und Kraftwagenteile im Wert von 7,4 Milliarden Euro. Das waren 22,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Wichtigste Exportgüter nach Polen waren ebenfalls Kraftwagen und Kraftwagenteile. Im Zeitraum Januar bis Mai 2024 wurden Güter dieser Warengruppe im Wert von 6,2 Milliarden Euro dorthin ausgeführt. Dies entspricht einem Anstieg von 20,2 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Jahres 2023, so das Bundesamt.
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