Wolfenbüttel. Die Herzog August Bibliothek zeigt ab 14. August die Ausstellung „Retter der Antike. Marquard Gude auf der Suche nach den Klassikern“. Die Ausstellungseröffnung ist am 14. August um 11.30 Uhr.
Im Laufe seines Lebens hat der Philologe, Inschriftenforscher und Bibliothekar Marquard Gude (1635-1689) mit großem Eifer, intensiver Reisetätigkeit und erheblichem finanziellen Aufwand eine monumentale Sammlung lateinischer und griechischer Handschriften, sogenannte Codices des Mittelalters und der Renaissance erworben. In der Summe stellt sie die wohl bedeutendste private Handschriftenkollektion dar, welche sich im 17. Jahrhundert nördlich der Alpen finden lässt. Die Sammlung enthält kostbare Raritäten, die für die Überlieferung antiker und mittelalterlicher Klassiker von größter Bedeutung sind. Erstmalig werden zerstreute Teile der ehemaligen Gudischen Sammlung und wichtige Dokumente über ihre Geschichte präsentiert.
Zur Ausstellungseröffnung begrüßt Ulrike Gleixner, stellvertretende Direktorin der Herzog August Bibliothek. Die Festrede mit dem Titel „Wiedergefundene Freunde – Humanisten und ihre Handschriften im 15. und 16. Jahrhundert“ hält Andreas Ammann, Universität Bern. Die Musiker Waltraut Gumz und David Leeuwarden begleiten die Eröffnungsfeier. Vor dem anschließenden Rundgang und Empfang gibt die Kuratorin Patrizia Carmassi eine Einführung in die Ausstellung.
Einer glücklichen Konjunktur und dem scharfsinnigen Engagement von Gottfried Wilhelm Leibniz verdanken wir, dass die meisten mittelalterlichen Handschriften aus der Bibliothek Marquard Gudes (1635-1689) von Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg im Jahr 1710 erworben wurden. Die Sammlung der Gudischen Handschriften in der Herzog August Bibliothek besteht gegenwärtig aus 478 Bänden und enthält wichtige Exemplare, die für die Überlieferung antiker und mittelalterlicher Klassiker von größter Bedeutung sind.
Auf seinen Reisen in Frankreich, Deutschland und Italien konnte Gude mehr als 10.000 Handschriften und Drucke erwerben, so dass seine Bibliothek schon im 17. Jahrhundert als Schatz bezeichnet und mit größter Bewunderung betrachtet wurde. Die Reise eröffnete ihm die Chance, Kontakte mit Wissenschaftlern in Italien und Frankreich zu knüpfen, Bibliotheken und private Sammlungen zu besuchen. Gude konnte so auf die Suche nach den Klassikern gehen und in der Tradition seiner illustren Vorgänger regelrecht nach unbekannten Codices mit erhofften besseren Textvarianten „jagen“. Für den Aufbau einer entsprechenden Handschriftensammlung profitierte Gude von Verkäufen von Buchhändlern und aus alten kirchlichen Bibliotheken, wie zum Beispiel San Giovanni da Verdara in Padua, von Geschenken von Gelehrten, wie in Neapel oder Mailand, später auch von Auktionen. Ebenso wichtig war es für ihn, unbekannte Handschriften mit klassischen Autoren zu vergleichen, die Varianten aufzulisten oder die Handschriften, die sich noch in Kloster- oder Kathedralbibliotheken befanden, abzuschreiben. Dafür benutzten gelehrte Philologen wie Gude auch gedruckte Ausgaben, in die sie wertvolle Anmerkungen und Lesearten eintrugen.
Als „Retter der Antike“ stilisierte sich Marquard Gude selbst in einem Brief an Nicolaus Heinsius, in dem er berichtete, wie er in Florenz ein Fragment eines Codex mit Livius vor dem Schlachtbeil eines Goldschmieds gerettet habe. Gottfried Wilhelm Leibniz erwarb für die Wolfenbütteler Bibliothek aus dem Nachlass von Gude zusammen mit den hochgeschätzten mittelalterlichen Handschriften auch 13 Gelehrtenporträts und 17 Inschriftentafeln. Erstmalig werden zerstreute Teile der ehemaligen Gudischen Sammlung und wichtige Dokumente über ihre Geschichte aus verschiedenen Institutionen präsentiert: Handschriften und alte Drucke, Inkunabeln und Briefe, Porträts und ein neu entdecktes Palimpsest (s. Bild 1). Moderne Malerbücher zeigen schließlich die zeitgenössische künstlerische Auseinandersetzung mit antiker Literatur. Die Ausstellung präsentiert Marquard Gude im Kontext des wissenschaftlichen Diskurses und des internationalen Gelehrten-Netzwerkes seiner Zeit. Die einzelnen Objekte werden als Zeugnisse seiner künstlerischen, textuellen und bibliothekarischen Interessen wie auch ihrer jeweiligen Entstehungszeit vorgestellt, die teilweise weit über 1000 Jahre bis zur Karolingerzeit zurückgeht. Der Eintritt zur Eröffnung der Ausstellung ist frei.
Ausstellungseröffnung "Retter der Antike"
Am 14. August wird die Ausstellung „Retter der Antike. Marquard Gude auf der Suche nach den Klassikern“ in der Herzog August Bibliothek eröffnet. Foto: Privat