Kulinarisch38 beschäftigt sich heute mit gutem Benehmen und spricht mit Babette Gott. Sie ist da, wenn es mal wieder KniggeAlarm gibt.
Knigge-Coach Babette Gott.[/image]
Es kommt schon öfter vor, als man glaubt. Ein Geschäftsessen. Und man sitzt dann da verloren rum. Wer spricht wen zuerst an? Darf ich mit dem Essen beginnen? Wann mache ich etwas falsch? Silvesterball. Der Walzer klappt noch. Aber wie stelle ich mich vor? Wie sieht es mit der Kleiderordnung aus? Was, wenn mehr als zwei Besteckteile zu benutzen sind? Falls solche Probleme eintreten, ist »Knigge-Alarm«. Adolph Knigge gehört zu den großen Köpfen, von denen man leider vor allem nur den Namen kennt. Ein Aufklärer und Soziloge, der sich mit dem Umgang der Menschen untereinander beschäftigte. Taktgefühl und Höflichkeit sind die Grundlage eines guten Zusammenlebens. Und der vermeidet Reibungspunkte. Für Babette Gott sind das ganz aktuelle Themen. Babette Gott kommt aus dem Hotelfach, sie ist gelernte Marketingfrau und nun kümmert sie sich in Braunschweig um »Benimm«. Aus dem »KniggeAarm« hat sie ein Projekt gemacht. Egal für welche Lebenslage. Hier lernt man Umgangsformen.
Benimm heißt nicht steif
Dass das nicht steif sein muss, spürt man sehr schnell, wenn man sich mit Babette Gott über das Thema unterhält. »Natürlich lebt man nicht in jeder Lage mit diesen Regeln und muss sie erfüllen. Aber es ist gut, sie zu beherrschen«, erklärt sie. Die Kurse seien wie ein Angebot. So wie bei einem Tanzkurs. Man könne auf dem Standpunkt stehen, nicht tanzen zu wollen. Und doch gebe es immer wieder Situationen, wo man eben nicht umhin komme, es zu tun, weil gesellschaftliche Konventionen das erforderten. »Was ich oft erlebe, das ist Unsicherheit. Im leichtesten Fall fühlt man sich dann nur einfach nicht so wohl – etwa bei einem Ball. Schlimmstenfalls verwehrt es einem den beruflichen Aufstieg«, gibt die Benimmlehrerin zu bedenken. Und so ist es am Ende gar nicht ein konservatives Lebensgefühl, was hinter dem Coaching-Gedanken steht, sondern ein sozialer Impuls.
Soziale Kompetenz für den beruflichen Aufstieg
»Ich finde es ungerecht, dass Menschen mit guten Fähigkeiten, einem blendenden Schul- oder Uniabschluss manche Wege versperrt bleiben, weil sie die Softskills nicht mitbringen, die für einen beruflichen Erfolg notwendig sind«, beklagt der Knigge-Coach. In der Tat: Soziale Kompetenz wird immer wichtiger. Selbst die sozialen Noten auf den Zeugnissen entscheiden heute oft mehr über die Frage der Einstellung als die eigentliche fachliche Leistung. In der Zeit, als sich Babette Gott als Mutter um die Familie gekümmert hatte, sei der Gedanke gewachsen, etwas aufzubauen. Da lag es natürlich nahe, aus den bisherigen Arbeitsfeldern – Hotelfach und Marketing – Neues zu machen, bei dem die Erfahrungen und Kenntnisse angewendet werden können: Der KniggeAlarm. Und die gibt Babette Gott gern an die Menschen weiter. Zu ihr kommen Kinder, Azubis, Menschen, die den beruflichen Aufstieg begleiten und unterfüttern, Führungspersonal, Handwerker und, und, und.
Korrekt gekleidet? Gar nicht so leicht zu entscheiden. Bild: Petra Bork / pixelio.de[/image]
Alles fließt – auch bei Benimmregeln
Natürlich seien die Regeln nicht starr, erklärt sie. So sei es zu den Zeiten Knigges zum Beispiel üblich gewesen, dass die Frau hinter dem Mann auf der Treppe gegangen sei. Der Mann habe der Frau nicht auf die Knöchel schauen sollen. Heute sei es genau umgekehrt. Das zähle die Schutzbedürftigkeit. Der Mann gehe hinter der Frau, um sie ggf. aufzufangen. Und selbst hier seien die Dinge im Fluss: »Gerade in der Berufswelt hat die Emanzipation solche Regeln ebenfalls aufgehoben. Da gilt dann: Der Ranghöhere geht vorweg. Egal, ob Mann oder Frau.« Ränge – den Begriff verwendet Babette Gott häufig, wenn sie über das Thema spricht. Das verstört erst ein bisschen, weil man immer glaubt, derlei sei überwunden. Allerdings weiß jeder, dass die Realität anders aussieht. Natürlich gibt es diese Ränge. Und Benimmregeln sind am Ende nicht dazu da, die Umstände zu ändern, sondern am besten mit ihnen zurechtzukommen.
Benimmregeln ergeben Sinn
Sehr beständig gehe es bei Tisch zu. »Hier sind die Regeln relativ klar. Wie fasse ich Messer und Gabel an? Wie ein Glas? Wie weit steht ein Teller von der Tischkante? Das alles wird nicht infrage gestellt«, so Babette Gott. Wer das für unnötig hält — etwa den Abstand des Tellers zur Tischkante abzumessen, für den hat sie gleich eine passende Antwort parat. Bei der familiären Tischkultur sei das sicher verzichtbar. Bei einer großen Tafel sähe es schon komisch aus, wenn jeder Teller in einem unterschiedlichen Abstand platziert werden würde. Ein anderes Beispiel überzeugt ebenso: »Wenn Sie die Messer und Gabel so hinlegen, dass sie signalisieren, ich möchte nichts mehr essen. Dann machen Sie es dem Servicepersonal einfacher.« Auch für das tägliche Leben sollte man sich jedoch einen Grundbestand an Umgangsformen bewahren.
Entspannter leben mit KniggeAlarm
Wenn alle bei Tisch sitzen, Messer, Gabel, Serviette und Glas Verwendung finden, wird die Mahlzeit zum gemeinsamen Erlebnis. Probleme sollte man stets lösen, bevor sie auftreten. Das Angebot von Babette Gott, den Umgang zu schulen, ist insofern eine echte Präventionsmaßnahme. Dass die Vermittlung nichts gouvernantenhaft Strenges an sich hat, macht die Sache einfacher. Ein Geschäftsessen, und man sitzt dann da. Wer spricht wen zuerst an? Darf ich beginnen? Mache ich etwas falsch? Silvesterball. Der Walzer klappt noch. Aber wie stelle ich mir vor? Wie sieht es mit der Kleiderordnung aus? Was, wenn mehr als zwei Besteckteile zu benutzen sind? Falls solche Probleme eintreten, ist bei guter Vorbereitung durch KniggeAlarm zukünftig kein Knigge-Alarm zu erwarten.