Heide. Das schwedische Technologieunternehmen "Northvolt" wird sein geplante milliardenschwere "Gigafactory" zur Herstellung von Batteriezellen für Elektroautos im schleswig-holsteinischen Heide möglicherweise später bauen als bislang geplant. "Die Fabrik in Heide könnte sich verzögern", sagte Northvolt-Chef Peter Carlsson der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Als Grund für die mögliche Verschiebung des Projekts nannte der Schwede unter anderem die durch die Energiekrise stark gestiegenen Energiepreise in Deutschland. "Mit den aktuellen Strompreisen sehen wir die Wirtschaftlichkeit von energieintensiven Projekten in Deutschland gefährdet", warnte Carlsson. Für industrielle Großabnehmer von Energie habe sich der Strompreis in Heide dieses Jahr verdoppelt. Die geplante Fabrik würde etwa zwei Terrawattstunden Strom im Jahr benötigen.
Northvolt hat im Februar angekündigt, in Heide solle bis 2025 für 4,5 Milliarden Euro eine der größten Batteriezell-Fabriken in Deutschland errichtet werden. Das Werk solle Stromspeicher für rund eine Million E-Autos jährlich liefern. Die Stromspeicher gelten als wichtigste technische Komponente beim Elektroantrieb. Northvolt wird nun möglicherweise zunächst in den USA weitere Standorte bauen, wo Batteriezell-Herstellern neuerdings deutlich höhere staatliche Subventionen als in Europa winken.
"Wir wollen weiter ein europäischer Champion und Marktführer sein. Aber wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir möglicherweise der Expansion in den USA zunächst Vorrang gegenüber Europa geben", so Carlsson. Bislang sei aber keine Entscheidung über eine Verschiebung der Fabrik in Heide gefallen. "Wir führen hierzu sehr intensive und gute Gespräche mit der Bundes- und Landesregierung. Wir alle wollen Heide möglich machen", sagte er.
Durch den im Sommer verabschiedeten "Inflation Reduction Act" der US-Bundesregierung würden dort die Produktionskosten für Batteriezellen um 30 bis 40 Prozent sinken. "Das ist wirklich gewaltig. Die USA können dadurch zum interessantesten Standort der Welt für die Herstellung von Batteriezellen werden", sagte Carlsson.
Er verwies darauf, dass zuletzt auch Tesla seine geplante Zellfabrik in Brandenburg verschoben hat. Asiatische Hersteller verlagerten ebenfalls Investitionen in die USA. Der Northvolt-Chef warb dafür, dass auch in Europa höhere Beihilfen gewährt werden: "Wir sollten in Europa überlegen, wie wir unsere Förderinstrumente erweitern, um ein Gegengewicht zu den finanziellen Anreizen in den USA zu schaffen. Wenn die EU das will, dann müssen dafür auch mehr Mittel bereitgestellt werden."
Zugleich könne Deutschland "ein regionales Strom-System in Norddeutschland schaffen", das es Unternehmen wie Northvolt ermögliche, den im Norden reichlich vorhandenen klimafreundlichen Windstrom "zu global wettbewerbsfähigen" Preisen zu nutzen, sagte Carlsson.
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