Bauarbeiter aus der Region fahren 2.600 Mal um die Erde

Bauarbeiter der Region verbringen auf dem Weg zur Baustelle viel Extra-Zeit hinter dem Steuer.

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Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. Zum ersten Mal bekommen Bauarbeiter im Februar eine Lohnabrechnung, auf der die Kilometer eine Rolle spielen, die sie im Januar auf ihrem Weg zu den Baustellen zurückgelegt haben. Laut der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) sind die Beschäftigten dieser Branche in einem Jahr 2.610 Mal um die Erde gefahren. Dabei haben sie insgesamt über 104 Millionen Kilometer zurückgelegt.



„Das ist eine Premiere für den Bau: Endlich gibt es eine Entschädigung für die Fahrstrecken und damit vor allem für die vielen Stunden, die Maurer, Betonbauer, Kranführer & Co. Monat für Monat auf der Straße unterwegs sind. Denn bislang hat ein Großteil der Bauarbeiter Zeit und Nerven investiert, um zu den Baustellen zu kommen. Und das alles zum Null-Tarif. Denn die meisten Bauarbeiter haben ihre Zeit für die Fahrten zur Baustelle dem Chef einfach geschenkt“, sagt Dieter Großmann. Für den Bezirksvorsitzenden der IG BAU Nord-Ost-Niedersachsen sei die Entschädigung der Wegezeit „ein wichtiger Schritt nach vorn, um die Arbeit auf dem Bau vom Lohn her attraktiver und gleichzeitig auch gerechter zu machen“.

Bauarbeiter legen große Strecken zurück


Immerhin sind die Strecken, die Bauarbeiter auf ihrem Weg zu den Baustellen zurücklegen, enorm, so die IG BAU Nord-Ost-Niedersachsen. Die Bau-Gewerkschaft weiß, wovon sie spricht: Sie hat die Fahrstrecken beim Pestel-Institut (Hannover) untersuchen lassen. Demnach sind rund 1.580 Bauarbeiter – und damit neun von zehn Beschäftigten der Baubranche – im Landkreis Gifhorn an 200 Arbeitstagen unterwegs, um zu den Gebäuden, Straßen und Brücken zu kommen, die sie bauen und sanieren sollen. Für die einfache Fahrt legen sie dabei im Schnitt 54 Kilometer zurück. Die Wissenschaftler vom Pestel-Institut kommen dabei auf rund 34,5 Millionen „Baustellen-Kilometer“ im Jahr. Damit ist der Landkreis Gifhorn absoluter Spitzenreiter in der Region. „Rein rechnerisch fahren die Bauarbeiter aus dem Landkreis Gifhorn damit rund 860 Mal um die Erde. Klar, mal liegt die Baustelle um die Ecke, oft ist sie aber auch jwd – also ganz weit draußen“, so Dieter Großmann von der IG BAU Nord-Ost-Niedersachsen. Bei der Untersuchung wurden, so das Pestel-Institut, für die Mobilität von Baubeschäftigten relevante Faktoren wie die Siedlungsdichte berücksichtigt.


2.600 Mal um die Erde


Auch in der übrigen Region reißen die Beschäftigen pro Jahr ordentlich Kilometer runter. Insgesamt sind sie 2.610 Mal um die Erde gefahren und haben dabei insgesamt über 104 Millionen Kilometer zurückgelegt. Im Landkreis Peine kommen die rund 1.260 Bauarbeiter
auf 26,3 Millionen Kilometer - also 655 Mal um die Erde. Im Landkreis Goslar legten die 940 Beschäftigten 17,7 Millionen Kilometer zurück und haben damit 442 Mal die Erde umrundet. In Wolfsburg sind 470 Bauarbeiter 93 Millionen Kilometer gefahren - 3,7 Mal um die Erde. Im Landkreis kommen die 650 Bauarbeiter laut Pestel-Institut auf rund 12,4 Millionen „Baustellen-Kilometer“ im Jahr. Rein rechnerisch fahren die Bauarbeiter aus dem Landkreis Helmstedt damit rund 311 Mal um die Erde. In Braunschweig haben die 1.580 Bauarbeiter 10 Millionen Kilometer zurückgelegt und damit 249 Mal die Erde umrundet.

Viel Extra-Zeit am Steuer


„Das Ergebnis macht deutlich, dass die, die auf dem Bau arbeiten, viel Extra-Zeit am Steuer vom Pkw oder im Baubulli verlieren. Dabei ist die Wegezeit nichts anderes als für den Bau-Job investierte Lebenszeit“, sagt Carsten Burckhardt. Er ist im IG BAU-Bundesvorstand für die Bauwirtschaft zuständig und spricht von „enorm Kilometer-aktiven Bau-Jobs“. Die Fahrten zu den Baustellen seien „echte Zeitfresser“. Trotzdem sei es ein „hartes Stück Arbeit“ gewesen, die Entschädigung der Wegezeit am Tariftisch durchzusetzen. „Die Arbeitgeber haben sich jahrelang dagegen gesträubt“, so Burckhardt.

Beschäftigte bekommen Entschädigung


Die Zeiten, in denen Fahrstrecken von Bauarbeitern einfach unter den Teppich gekehrt wurden, seien jetzt allerdings endgültig vorbei: Für die Strecken zwischen dem Betrieb und der Baustelle bekommen Bauarbeiter, die Tag für Tag von zu Hause aus anfahren, jetzt – je nach Kilometern – zwischen 6 und 8 Euro pro Tag. Wer nicht mit dem Baubulli fährt, sondern das eigene Auto nimmt, bekommt weiterhin zusätzlich Kilometergeld. Auch für Fahrten mit Bussen und Bahnen gibt es eine Erstattung“, erläutert Carsten Burckhardt. Wer auf Montage sei und nicht jeden Tag nach Hause fahren könne, bekomme – abhängig von der Strecke – zwischen 18 und 78 Euro pro Woche.


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