Bedarf an Pflegefamilien im Landkreis ist hoch

Der Landkreis Wolfenbüttel hat einen Aufruf gestartet. Gesucht werden Familien, die Pflegekinder vorübergehende oder auch dauerhaft aufnehmen.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel. Vor kurzem hat der Landkreis Wolfenbüttel auf seiner Internetseite einen Aufruf nach Pflegefamilien gestartet. Der Grund sei, erklärt Landkreissprecher Andree Wilhelm auf Nachfrage von regionalHeute.de, dass es in den letzten Jahren immer weniger Bewerber für die Aufnahme von Pflegekindern gäbe. Das will der Landkreis nun ändern.


"Ja, es gibt einen Bedarf an Pflegeeltern. Daher möchte der Landkreis aktiv auf seine Mitbürger zugehen. Der Pflegekinderdienst möchte darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, dass Kinder, die nicht bei ihrer leiblichen Familie aufwachsen können, dennoch Familienleben erfahren sollten, da dadurch von einer positiveren Entwicklung von Kindern auszugehen ist. Dies kann aber nur geschehen, wenn es ausreichend qualifizierte, engagierte und motivierte Personen gibt, die ein oder mehrere Pflegekinder bei sich aufnehmen wollen. Im Landkreis Wolfenbüttel ist über die letzten Jahre hinweg ein starker Rückgang von geeigneten Pflegeelternbewerbern zu verzeichnen", erklärt Wilhelm.

Zum 1. August lebten im Landkreis 127 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Pflegefamilien, im vergangenen Jahr sind sechs neue Pflegeverhältnisse im Landkreis Wolfenbüttel begründet worden, berichtet Wilhelm. In der Regel sind die Kinder bei der Vermittlung zwischen null und drei Jahren, gelegentlich im Kindergarten- und Grundschulalter. Dabei achte man besonders darauf, dass Geschwisterkinder zusammen untergebracht werden. "Es kann aber vorkommen, dass über den Allgemeinen Sozialdienstes des Jugendamtes nur ein Kind an den Pflegekinderdienst vermittelt wird oder keine Pflegefamilie vorhanden ist, die von den Voraussetzungen in der Lage ist mehrere Kinder - Geschwisterkinder- aufzunehmen", räumt Wilhelm ein.

Trennung, Tod oder Krankheit. Die Gründe, warum Eltern sich nicht mehr selber um ihren Nachwuchs kümmern können, sind unterschiedlich, berichtet Wilhelm weiter. Für die Aufnahme eines Kindes in eine Pflegefamilie seien Überlastungs- und Überforderungssituationen leiblicher Eltern durch Erkrankungen, Sucht, psychische und intellektuelle Einschränkungen seien Gründe, aus denen sich eine unverschuldete mangelnde Erziehungsfähigkeit ergeben würde. Grundlage für die Unterbringung in einer Pflegefamilie sei ein Antrag der Sorgeberechtigten auf Hilfe zur Erziehung, schildert Wilhelm weiter. Oft verbleiben die Kinder nur eine befristete Zeit in ihren Pflegefamilien. Wenn es den leiblichen Eltern gelingt, ihre Lebensverhältnisse zu verbessern und sie in der Lage sind, ihre Kinder wieder selbstständig zu betreuen, zu versorgen und zu erziehen, können die Kinder in ihre Familien zurück. Oft jedoch bestehen Pflegeverhältnisse viele Jahre und die Kinder werden in den Pflegefamilien erwachsen.

Familien so bunt, wie das Leben selbst


Der Pflegekinderdienst des Landkreises Wolfenbüttel sucht derzeit Familien, Paare oder auch Einzelpersonen, die Freude am Leben mit Kindern haben und ein oder mehrere Kinder in familiärer Bereitschaftspflege, Vollzeitpflege oder sozialpädagogischer oder sonderpädagogischer Vollzeitpflege zeitlich befristet oder auf Dauer in ihre Familie aufnehmen möchten. Wie Wilhelm schon betonte, bestehe in Wolfenbüttel derzeit ein erhöhter Bedarf. Wer ein Kind aufnehmen möchte, kann dies per Antragsverfahren tun. Dabei spielt es erst einmal keine Rolle, ob man alleinstehend, verheiratet ist, oder in einer Lebenspartnerschaft lebt. Auch sei es egal, ob man in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt, betont Wilhelm. "Pflegefamilien sind so unterschiedlich, wie alle anderen Familien auch. Familien, Paare und Einzelpersonen sollten Freude am Zusammenleben mit Kindern haben, Zeit und Geduld, Humor und Einfühlungsvermögen mitbringen und über ausreichend Platz und Wohnraum verfügen. Voraussetzungen sind natürlich auch körperliche und seelische Belastbarkeit, sichere wirtschaftliche Verhältnisse und die Bereitschaft, mit der Herkunftsfamilie, dem Jugendamt und unterstützenden Dienste zusammenzuarbeiten", erklärt Wilhelm.

Potenzielle Pflegeeltern werden auf die Aufnahme eines Kindes im Rahmen einer Eignungsfeststellung intensiv vorbereitet und geschult. Durch dieses Verfahren könne eine passgenaue Vermittlung erfolgen. Laufende Pflegeverhältnisse werden beraten und fachlich begleitet. Es gibt Fortbildungs- und Gruppenangebote für Pflegefamilien, die den Kontakt und den Zusammenhalt befördern. Der Pflegekinderdienst berät Pflegefamilien bei erzieherischen Fragen des Alltags, vermittelt Förderangebote, unterstützt bei Umgangskontakten zwischen den Kindern und ihren Herkunftsfamilien und vermittelt Schulungs- und Fortbildungsveranstaltungen.


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