Bei Volkswagen drohen Standortschließungen und Kündigungen

Der Vorstand des Unternehmens hat weitere Maßnahmen in Aussicht gestellt. Während die IG Metall erbitterten Widerstand ankündigt, zeigt Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil Verständnis.

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Wolfsburg. Laut einer Pressemitteilung der IG Metall hat der Volkswagen-Vorstand um Markenchef Thomas Schäfer am heutigen Montag bei einem Treffen mit Führungskräften bekannt gegeben, dass das 2023 gestartete Programm zur Verbesserung der Ergebnisse weiter nicht ausreiche. Weitere einschneidende Maßnahmen seien nötig. Während die IG Metall erbitterten Widerstand ankündigt, zeigt Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil Verständnis.


Es seien weitere Einsparungen in Milliardenhöhe notwendig, um zu verhindern, dass die Kernmarke in die Verlustzone gerate, so das VW Management laut IG Metall. Infolgedessen würden nun deutsche Standorte, der VW-Haustarif sowie die bis Ende 2029 geltende Beschäftigungssicherung infrage gestellt. Letztere seit mehr als 30 Jahren fortgeschriebene Vereinbarung plane das Unternehmen aufzukündigen.

"Grundfeste von Volkswagen erschüttert"


Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer für den VW-Haustarifvertrag, kritisiert scharf: „Der Vorstand hat heute einen unverantwortlichen Plan präsentiert, der die Grundfesten von Volkswagen erschüttert und Arbeitsplätze sowie Standorte massiv bedroht. Dieser Kurs ist nicht nur kurzsichtig, sondern hochgefährlich – er riskiert, das Herz von Volkswagen zu zerstören. Ein solcher Kahlschlag wäre inakzeptabel und wird auf entschlossenen Widerstand stoßen. Wir werden mit aller Kraft, notfalls im harten Konflikt, für den Erhalt aller Standorte sowie der Jobs unserer Kolleginnen und Kollegen kämpfen! Pläne, die das Unternehmen auf Kosten der Belegschaft macht und die Regionen in unserem Land massiv zersetzen, werden wir nicht tolerieren.“

Thorsten Gröger. Archivbild
Thorsten Gröger. Archivbild Foto: Rudolf Karliczek


Gröger fordert, dass der Vorstand statt Spardiktat eine nachhaltige Strategie entwickelt, die Volkswagen langfristig wettbewerbsfähig macht und Arbeitsplätze sichert. Wichtig sei eine attraktivere Produktpalette, die Reduzierung von Komplexität und die Optimierung von Abläufen. „Wir brauchen keine kurzfristigen Rendite-Rambos. Das Missmanagement der vergangenen Jahre darf nicht auf dem Rücken der Kolleginnen und Kollegen ausgetragen werden. Insbesondere Konzern-CEO Blume steht in der Verantwortung, sich vor die Beschäftigten zu stellen und eine klare Zukunftsvision zu kommunizieren, anstatt im Hintergrund Grabsteine für Standorte zu gravieren und Kürzungsorgien aus dem Management-Handbuch zu vollziehen. Die Transformation der Automobilindustrie kann nur mit engagagierten Belegschaften gelingen, niemals gegen sie!“

"Handlungsbedarf ist unstreitig"


Ministerpräsident Weil zeigt in einem Presse-Statement dagegen Verständnis für die Sparpläne: „Die deutsche Automobilindustrie und auch der VW-Konzern sind in einer schwierigen Lage, die durch rückläufige Verkäufe und ein neues Wettbewerbsumfeld gekennzeichnet sind. Dies gilt insbesondere auch für die Marke Volkswagen. Dass vor diesem Hintergrund bei Volkswagen Handlungsbedarf besteht, ist unstreitig."

Stephan Weil. Archivbild
Stephan Weil. Archivbild Foto: Rudolf Karliczek


In einem solchen Umfeld gehörten auch die Kosten von Volkswagen auf den Prüfstand, um die Voraussetzungen für den weiteren geschäftlichen Erfolg zu schaffen. Die entsprechende Initiative des Vorstands werde von der Landesregierung unterstützt. Es müsse jedoch parallel ein gemeinsames Verständnis dafür entwickelt werden, wie Volkswagen in den nächsten Jahren wieder erfolgreicher am Markt agieren könne.

Was die Kostensenkungen anbelangt, werde in den nächsten Wochen aller Voraussicht nach nicht über das "ob", wohl aber über das "wie" intensiv zu diskutieren sein. Neben den vom Vorstand vorgelegten Optionen müssten in diese Beratungen auch alle weiteren in Betracht kommenden Möglichkeiten einbezogen werden. "Dabei erwarten wir, dass sich die Frage einer Schließung von Standorten durch die erfolgreiche Nutzung von Alternativen schlichtweg nicht stellt", so Weil. Die Landesregierung werde darauf ein besonderes Augenmerk legen.

Niedersächsischen Standorte im Fokus


Das Land wolle sich dementsprechend sehr aktiv und konstruktiv an den nun folgenden Gesprächen beteiligen. Dass die Landesregierung dabei in besonderem Maße die Perspektiven der niedersächsischen Standorte sowie der dort vorgehaltenen Arbeitsplätze im Blick habe, verstehe sich von selbst. Volkswagen habe in der niedersächsischen Wirtschaft eine zentrale Rolle, die deutlich über die Wertschöpfung in den VW-Werken selbst hinausgehe.

"Der Vorstand auf der einen, sowie der Betriebsrat und die Gewerkschaft auf der anderen Seite müssen jetzt sehr zügig in vertrauensvolle und ergebnisorientierte Verhandlungen eintreten. Diese Erwartung richte ich an alle Beteiligten gleichermaßen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien erwarten zu Recht, dass alle, die bei Volkswagen Verantwortung tragen, dieser Verantwortung in einer schwierigen Situation nun auch gerecht werden", so Weil abschließend.

Stellungnahme von Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum


Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (Archiv).
Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (Archiv). Foto: regionalHeute.de


"Wir haben von den möglichen Einschnitten auch erst heute und nur in den Grundzügen erfahren. Volkswagen ist der wichtigste Arbeitgeber in Braunschweig und der Region, zahlreiche Arbeitsplätze in Zulieferunternehmen und bei Dienstleistern in ganz Niedersachsen hängen von der Unternehmensentwicklung ab. Um die Folgen für die in Braunschweig ansässigen Unternehmensein-heiten und Arbeitsplätze einschätzen zu können, werden wir umgehend den Kontakt zu den Verantwortlichen suchen und die Folgen für unsere Stadt und die Region dann auf Basis der angekündigten Schritte bewerten.

Dass der Konzern diesen Schritt für notwendig hält, ist bedauerlich, in jedem Fall muss darauf geachtet werden, dass mit Augenmaß vorgegangen und die Unsicherheit für die Beschäftigten schnell beendet wird. In unserer Region sind zukunftsorientierte Produktionsstätten wie etwa die Entwicklung und Fertigung der Batteriesysteme ansässig. Dafür gibt es eine hochkompetente Mannschaft, die auch dem Wettbewerb außerhalb des Konzerns gewachsen ist und Innovationen hervorbringt. Das ist für die Belegschaft des Komponenten-Werks Braunschweig zweifelsohne seit Jahren gegeben, zahlreiche Innovationen im Bereich der Komponente wurden hier entwickelt wie zuletzt die Low-Emission-Brake. Und darauf können die Beschäftigten hier und mit ihnen die Stadt stolz sein. Die Weiterentwicklung am Standort unterstützen wir seit geraumer Zeit, nicht zuletzt am Hafen nehmen wir unsere Verantwortung als Standortkommune wahr. Eine Schließung des Werkes Braunschweig darf es nicht geben. Wir werden für unser Werk und die Arbeitsplätze kämpfen."


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