Berlin. Trotz der Äußerungen von Kanzler und Regierungsmitgliedern, dass die Strom- und Gaspreise im Vergleich zum Anfang des Jahres gesunken seien und größtenteils unter den festgelegten Preisgrenzen der Energiepreisbremsen lägen, bleibt unklar, wie viele Haushalte weiterhin Verträge mit höheren Preisen haben. Weder das Finanz- noch das Wirtschaftsministerium verfügen über entsprechende Daten, berichtet das ARD-Hauptstadtstudio.
Eine aktuelle Analyse des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), über die das ARD-Hauptstadtstudio berichtet, verdeutlicht allerdings, dass die Energiepreisbremsen nach wie vor relevant sind. Zwar ist der durchschnittliche Strompreis im Vergleich zu Beginn des Jahres gesunken, er ist aber weiterhin hoch, lag zuletzt bei 44,17 Cent pro Kilowattstunde. Rechnet man dabei den Anteil des Grundpreises raus, landet man Schätzungen zufolge bei 40-42 Cent pro Kilowattstunde für den Arbeitspreis. Das ist der Preis, auf den sich die Preisbremse der Bundesregierung bezieht, die bei 40 Cent greift.
Demnach liegen laut BDEW weiterhin zahlreiche Tarife über dem Durchschnitt und dem Referenzpreis der Strompreisbremse. Die Analyse basiert auf Bestands- und Neukundentarifen. Die Zahlen des BDEW zeigen zudem, dass 2023 ein Rekordjahr ist - mit den höchsten Strompreisen in Deutschland. Die Gaspreise sind nach unten gegangen, liegen aktuell im Durchschnitt laut BDEW für Einfamilienhäuser bei 11,53 Cent pro Kilowattstunde, für Mehrfamilienhäuser bei 11,03 Cent pro Kilowattstunde.
Weil ebenso anteilig der Grundpreis enthalten ist, ist auch hier der eigentliche Arbeitspreis etwas niedriger. Trotzdem gibt es auch in diesem Fall weiterhin einen Anteil von Tarifen, die über der Preisbremse von 12 Cent pro Kilowattstunde liegen. Thomas Engelke, Energieexperte vom Verbraucherzentrale Bundesverband, sieht das Auslaufen der Energiepreisbremsen zum Jahresende kritisch, weil immer noch ein "relevanter Teil" der Verbraucher in teuren Verträgen stecke, die sie nicht einfach kündigen könnten, auch wenn inzwischen günstigere Angebote bei Neuverträgen verfügbar seien. Zudem ist nicht klar, ob die gesenkte Mehrwertsteuer bei Gas und Wärme nun doch schon zum Januar wieder angehoben wird und was angesichts der Haushaltskrise mit den Zuschüssen für die Übertragungsnetzentgelte beim Strom wird.
BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae warnt gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio vor einem Dominoeffekt, der zu höheren Preisen für die Endkunden führen könnte.
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