Beschäftigte der Behindertenhilfen fordern mehr Schutz und Anerkennung

Für Ärger sorge unter anderem ein Schreiben des Kultusministeriums vom 8. Januar, in dem es heißt „Sprachheilkindergärten und heilpädagogische Kindergärten können regulär betrieben werden.

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Symbolbild | Foto: Rudolf Karliczek

Braunschweig/Gifhorn. In vielen Einrichtungen der Behindertenhilfe würden Kollegen laut der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ihren Unmut über die aktuelle Situation äußern. Für Ärger sorge unter anderem ein Schreiben des Kultusministeriums vom 8. Januar, in dem es heißt „Sprachheilkindergärten und heilpädagogische Kindergärten können regulär betrieben werden. Die Anzahl der in den vorgenannten Einrichtungen betreuten Kinder liegt unterhalb der vorgegebenen Höchstgrenzen für die Notbetreuung. Daher wäre eine Betriebsuntersagung hier nicht verhältnismäßig.“


Viele Kollegen könnten nicht nachvollziehen, dass ihr wichtiger Bereich, mit drei Sätzen abgefertigt wird. Die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Gifhorn Katrin Lüer kritisiert: „Wir sind ja einiges gewöhnt. Aber es bleibt frustrierend, dass wir so häufig vergessen werden. Unsere Arbeit bekommt nicht den Respekt, den sie verdient. Während Schulen geschlossen und Kitas nur im Notbetrieb laufen, bleiben unsere Einrichtungen geöffnet. Dabei gehören viele Menschen bei uns zur Risikogruppe, auch im Kindergarten. Ich finde es von der Politik grob fahrlässig, die Verhältnismäßigkeit nur anhand der Größe der Gruppen zu bewerten.“

Der Landkreis Gifhorn gehört zu den Corona-Hotspots in Niedersachsen. Wie schnell die Situation angespannt sein kann, haben die Beschäftigten der Lebenshilfe selbst erfahren müssen, denn auch hier seien laut ver.di Wohngruppen von Corona-Ausbrüchen betroffen. Die in ver.di organisierten Beschäftigten fordern daher umfassende Schutzkonzepte für Einrichtungen der Behindertenhilfe. Falls die Zahlen nicht bald sinken, müssten die Einrichtungen zum Schutz der Kinder und Beschäftigten auf Notbetrieb umstellen.

Seit je her würden Beschäftigte der Behindertenhilfe für mehr Anerkennung ihrer Arbeit kämpfen. Gewerkschaftssekretär Marcel Richter meint dazu: „Ich hoffe, dass die Gesellschaft aus dieser Krise lernt und die wichtige Arbeit in den Behindertenhilfen endlich die Wertschätzung bekommt, die sie ver- dient. Ein wesentlicher Schlüssel dazu ist die flächendeckende Tarifbindung.“

Diesen Weg hätten auch die Beschäftigten der Kinder- und Jugendhilfe für psychische und psychosomatische Erkrankungen der Mansfeld-Löbbecke-Stiftung eingeschlagen. Seit mehreren Jahren engagieren sie sich, um ihren Betrieb in die Tarifbindung zu führen. Mitglied der Tarifkommission Anja Werner meint dazu: „Es wird sich nur etwas zum besseren ändern, wenn die Beschäftigten ihr Glück selbst in der Hand nehmen und sich gewerkschaftlich organisieren. Deshalb haben wir uns auf den Weg gemacht und unseren Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen aufgefordert. In Corona-Zeiten ist das gar nicht so einfach, aber mittlerweile sind wir auf einem guten Weg.“


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