Region. Immer wieder kommt es zu bewaffneten Raubüberfällen auf Supermärkte, Tankstellen und andere Geschäfte. Zuletzt drang ein maskierter Täter am Freitagabend in die Netto-Filiale in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße in Wolfenbüttel ein und bedrohte den Kassierer. Der Mann erlitt einen Schock. Doch welche Hilfe gibt es nach so einem traumatischen Erlebnis? regionalHeute.de fragte beim Unternehmen und bei der Opferhilfe-Organisation Weißer Ring nach.
Es muss der Albtraum eines jeden Kassierers sein: Man steht alleine im Laden, es ist abends und plötzlich fliegt die Tür auf und eine vermummte Gestalt steht drohend mit einer Waffe vor dem Verkaufstresen.
So in etwa muss es sich auch am Freitagabend zugetragen haben, als gegen 21:30 Uhr ein maskierter Täter in die Netto-Filiale in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße in Wolfenbüttel eindrang. Der 21-jährige Kassierer wurde aufgefordert Geld aus der Kasse herauszugeben, dabei sei die ganze Zeit eine Pistole auf ihn gerichtet gewesen. Letztlich bediente sich der Räuber selbst, dann ergriff der Mann schließlich die Flucht.
Wie unterstützt Netto den Mitarbeiter jetzt?
Auf unsere Anfrage stellte Netto zunächst klar, dass die Sicherheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter und natürlich auch der Kunden oberste Priorität hätten. Speziell in diesem Fall gab es die Entwarnung, dass es den Betroffenen gut gehe.
Sollte es zu solch einem unschönen Ereignis kommen, bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern psychologische Betreuung an. Zusätzlich würde es interne Vorgaben geben, um kritische Situationen präventiv zu vermeiden, sowie klare Richtlinien für das Verhalten im Falle eines Überfalls.
Wie genau diese aussehen, wollte das Unternehmen nicht offenlegen: "Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir sensible Informationen wie spezifische Sicherheitsmaßnahmen oder detaillierte Vorfälle aus Gründen der Prävention und des Mitarbeiterschutzes grundsätzlich nicht offenlegen. Dies dient der Vermeidung von Nachahmereffekten."
Professionelle Opferhilfe
Nach einem Überfall vermittelt die Polizei Betroffene bei Bedarf an professionelle Opferschutzorganisationen, wie beispielsweise den Weißen Ring. Der Weiße Ring ist eine Organisation in Deutschland, die Opfern von Kriminalität und deren Familien Unterstützung und Beratung bietet.
"Der Mitarbeiter hat in diesem Fall ruhig und besonnen reagiert", so der Weiße Ring. "Dies war das richtige Verhalten gegenüber einem bewaffneten Räuber." Hier ginge es vor allem auch darum, sich selbst zu schützen.
"Gleichwohl ist jeder Überfall immer ein Schock für alle Betroffenen und ein traumatisierendes Erlebnis. Oft sehen sich Mitarbeiter für eine bestimmt Zeit nicht in der Lage, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Die psychischen Folgen können belastend sein", erklärt die Opferschutzorganisation.
Es gebe kein allgemeines „Patentrezept“, was nach einem Überfall das richtige Vorgehen mit einem Betroffenen ist. Es müsse das individuelle Empfinden der Tat berücksichtigt werden. Die Verarbeitung könne innerhalb der Belegschaft beziehungsweise innerhalb der Familie oder des Bekannten-/Freundeskreises stattfinden, bis hin zur psychotraumatologischen Nachsorge in einer professionellen Klinik. Grundvoraussetzung für Hilfe sei aber immer, dass der erste Schritt vom Opfer selbst ausgeht.
Psychische Folgen eines Überfalls
In der Regel würden die Betroffenen an psychosomatischen Folgen leiden, also seelischen Belastungen, die mit körperlichen Reaktionen einhergehen.
Der Überfall löse eine Schockreaktion aus, die Stunden bis Tage andauern kann. Dann sollte unbedingt Unterstützung erbeten werden. Eine professionelle Hilfsorganisation wie der Weiße Ring könne dann helfen. Die erfahrenen Mitarbeiter stehen dabei den Opfern zur Seite. Sie können als breite Netzwerker zu entsprechenden Einrichtungen vermitteln, die individuelle Angebote vorhalten, beispielsweise die Traumaklinik in Hannover mit ihrer psychiatrischen Ambulanz. Der Weiße Ring übernimmt in der Regel die Kosten für eine psychotraumatologische Erstberatung. Die Angebote zielen darauf ab, die akuten Belastungsreaktionen abklingen zu lassen, sich vom Trauma zu erholen und das Geschehen zu verarbeiten.
Einen Tipp gibt es noch vom Weißen Ring: Ein bewaffneter Raubüberfall sei zunächst als ein sogenannter „Arbeitsunfall“ zu bewerten. Es sei daher unbedingt erforderlich, die zuständige Berufsgenossenschaft in Kenntnis zu setzen. Dies sei wichtig, falls Spätfolgen bei den Betroffenen auftreten.
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