Wiesbaden. Die bezogene Menge des Treibhausgases Schwefelhexafluorid (SF6) ist 2022 gesunken. Insgesamt bezog die deutsche Wirtschaft 732 Tonnen des extrem klimawirksamen Treibhausgases, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit.
Das waren 10,8 Tonnen weniger als im Jahr 2021 (-1,5 Prozent). Klimawirksame Stoffe nehmen Einfluss auf die Erderwärmung und tragen zum Klimawandel bei: Schwefelhexafluorid ist das stärkste bisher bekannte Treibhausgas, es trägt in einem Zeithorizont von 100 Jahren 22.800 Mal stärker zum Treibhauseffekt bei als Kohlenstoffdioxid (CO2). Die 2022 bezogene Menge SF6 entspricht 17,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. SF6 wurde im Jahr 2022 mit einer abgegebenen Menge von 460,2 Tonnen (62,8 Prozent) hauptsächlich in der Elektroindustrie und im Apparatebau eingesetzt.
Weitere bedeutende Abnehmergruppen sind mit 127,5 Tonnen (17,4 Prozent) Zwischenhändler und mit 75,1 Tonnen (10,3 Prozent) die Halbleiterindustrie. Insbesondere an die Halbleiterindustrie wurde deutlich mehr SF6 abgegeben als im Vorjahr (+58,6 Prozent). Auch das Treibhausgas Stickstofftrifluorid (NF3) hat einen sehr hohen GWP-Wert von 16.100 und baut sich extrem langsam in der Atmosphäre ab: Im Jahr 2022 wurden insgesamt etwa 169 Tonnen NF3 an die deutsche Wirtschaft abgegeben, was rund 2,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten entspricht. Gegenüber 2021 lag der Zuwachs bei 166,5 Prozent.
Dieser Anstieg ist vor allem durch neue Gasehändler am Markt zu erklären, die für das Jahr 2022 erstmals Daten zur Abgabe von NF3 geliefert haben, so das Bundesamt. Ohne die Daten der neuen Gasehändler läge der Zuwachs bei 45,6 Prozent. Die Steigerung der Abgabemengen im Bereich der Halbleiter fiel mit 103,3 Tonnen (+187 Prozent) besonders hoch aus. NF3 wird in der Halbleiterindustrie zum Ätzen oder Reinigen der Beschichtungskammern eingesetzt, etwa bei der Herstellung von Flachbildschirmen.
Die an die Industrie abgegebene Menge an SF6 entspricht nicht der in die Atmosphäre freigesetzten Emissionsmenge: Das Gas wird zu großen Teilen innerhalb geschlossener Systeme verwendet und damit (vorerst) nicht freigesetzt. Direkt freigesetzt wurden im Jahr 2021 nach Berechnungen des Umweltbundesamtes zur nationalen Treibhausgas-Berichterstattung 2,7 Millionen CO2-Äquivalente SF6. Dies entsprach einem Anteil von 0,4 Prozent an den gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland in Höhe von rund 760,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. NF3 hingegen wurde nach dieser Berechnung in sehr geringem Maß tatsächlich freigesetzt, nämlich in einer Menge von 0,01 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten.
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