Je größer die Möglichkeiten der Technik, umso kritischer muss der Verbraucher sein. Beim Brot sollte man argwöhnisch sein, wie Dumpingpreise möglich sind.
Wie viel ist uns das Grundnahrungsmittel Brot wert?[/image]
Auf kaum einem Gebiet wird so sehr in die Irre geführt, wie im Lebensmittelsektor. Lügen würde unfeiner klingen, kommt dem, was passiert jedoch schon verdächtig nahe. Es geht eben um viel, viel Geld. So oft, wie täuschende Werbung eine Realität vorgaukelt, die es nicht gibt, so oft kann und muss man dagegen anargumentieren. Informationen gibt es in Hülle und Fülle. Man braucht nur hinzuschauen. Das Thema Brot ist insofern unerschöpflich. Deutschland ist Brotland. Aber das Brotland droht in den Backautomaten der Billiganbieter zu verbrennen. Die »Deutsche Handwerkszeitung« macht jetzt in einem Beitrag darauf aufmerksam, dass Backshops sich ganz legal Bäckereien nennen können. Damit verstoßen die Betreiber nicht gegen die Gesetze, obwohl das mit einem Handwerksbetrieb nichts mehr zu tun hat.
Verantwortung der Bäcker
Handwerkskunst oder Billigware? Das ist gar nicht so leicht zu sehen.[/image]
Verantwortlich ist eine veraltete Backordnung aus den 50er Jahren. Damals hätte man sich nicht vorstellen können, dass jemand sich Bäcker nennt, der einfach nur Tüten aufreißt und den Inhalt aufbackt. Aber selbst bei den Bäckereien, von denen man Handwerk vermutet, muss der Verbraucher auf der Hut sein. Wenn der Bäckerverband die Massenproduktion kritisiert, so sollte er sich gleichzeitig kritisch damit auseinandersetzen, welche Entwicklung in den qualifizierten Handwerksbetrieben einsetzt. Auf den großen Messen sprießen die Anbieter von Fertigprodukten aus dem Boden. Wer mit traditionell arbeitenden Bäckern spricht, hört: Zu dem Preis kann kaum eine eigene Produktion erfolgen. Immer mehr wird also zugekauft. Deshalb lohnt inzwischen, wie beim Fleischer, die Frage: ob alles wirklich aus dem Haus stammt.
Woher stammen die Backwaren
Das Online-Verbraucher-Magazin Utopia fasst in einem lesenswerten Beitrag fünf Argumente gegen Billigbrot zusammen. Ergänzend sollte man sagen, Fertigbrot – damit die Handwerksbäcker mit in den Fokus rücken, die einfach nur schnelle Kasse machen wollen. Erstens: Die Geschmacksvielfalt stirbt aus. Wenn das Croissant von einem Hersteller kommt, brauchen wir nicht mehr verschiedene Namen. Handwerk heißt Vielfalt. Zweitens: Wenn in der Back-Faktory »ofenfrisch« draufsteht, dann ist tiefgefroren drin. Irgendwelche Teilglinge zweifelhafter Herkunft mit noch zweifelhafteren Inhaltsstoffen werden lediglich aufgebacken. Bevor diese Teile aus Billiglohnländern angekarrt werden, haben sie vor allem ein stolzes Alter. Billigbrötchen bedeutet: Billigarbeit und Ausbeutung weit weg, wo die Folgen für uns nicht sichtbar sind.
Billig schmeckt billig
Drittens: Wir kennen heute, so Utopia, nicht einmal die Herkunft von Backwaren aus dem Discounter. Viertens: Wo man keine guten Rohstoffe einsetzt, müssen künstliche Hilfsstoffe Qualität vorgaukeln. Es ist wie in dem Film »Matrix«. Wir meinen, ein frisches, aromatisches Produkt zu essen, kauen jedoch nur Surrogate. Und noch nicht mal das: denn, fünftens, wer seinen Sinnen traut und vergleicht: Billig-Brot schmeckt vor allem so. Geschmack kann man verlernen. Aber man kann ihn eben auch wieder erlernen. Schon beim nächsten Brotkauf, bei dem die Entscheidung freisteht.
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