25 Jahre Handwerk am Herzen

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Herzklappen aus Schweineorganen oder Stents zum Erweitern der Blutgefäße. Die Bereiche, in denen die Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie (HTG) des Klinikums Braunschweig agiert, sind vielfältig. Nun schaut die Klinik auf die Entwicklung der vergangenen 25 Jahre zurück und stellt fest, dass sich in der Zeit einiges verändert hat. 

Ihr Ruf reiche inzwischen weit über die regionalen Grenzen hinaus, sagt der kommissarische ärztliche Direktor Prof. Dr. Dr. Wilfried Bautsch. Passend zum Jubiläum wurde Chefarzt Privatdozent Dr. Wolfgang Harringer jetzt auch zum nächsten Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) gewählt. Der  Facharzt für Herzchirurgie zeigt sich bescheiden, berichtet von medizinisch-technischen Errungenschaften und seinem Einsatz in Äthopien. "Vor 25 Jahren waren noch einige der Meinung, dass man keine eigene HTG-Klinik in Braunschweig bräuchte, doch die Zeit hat das Gegenteil bewiesen. Wir haben hier nur eines zu leisten, eine optimale Patientenversorgung sicherzustellen", so Harringer. Doch bis es soweit sei, habe man als Mediziner einen langen Weg vor sich: "Man braucht als Chirurg ein spezielles Know-How. Das heißt, dass man als Facharzt eigentlich erst mit 40 Jahren fertig ausgebildet ist."



Über die handwerklichen Kenntnisse hinaus, müsse der Facharzt ebenso mit den technischen Innovationen umgehen können. Die Markt aktualisiere sich fortlaufend. Immer größere Eingriffe sind in kürzer Zeit möglich – die Patienten werden derweil immer älter. "Als ich angefangen habe, hat man bei einem 70-jährigen Patienten noch überlegt, ob eine OP sinnvoll wäre. Doch heute werden die Patienten immer älter", Dr. Wolfgang Harringer. Trotz der medizinischen Möglichkeiten, ließe man die Vernunft nicht außer Acht. Es sei eine Kunst, die Technik den Patienten zuzuordnen.

Das medizinische Wissen kommt jedoch nicht ausschließlich Patienten in Deutschland zugute –Dr. Wolfgang Harringer fährt in regelmäßigen Abständen mit dem Verein "Heart for Ethiopia" in das Land im Osten Afrikas. "Wir fliegen am kommenden Freitag wieder los und operieren 18 Kinder und Jugendliche in neun Tagen", erzählt der Facharzt. Bereits zum fünften Mal setzt sich ein Team aus 25 Medizinern, Fachpflegern und Kardiotechnikern in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba für die kleinen Patienten mit Herzklappenerkrankungen ein.

Zur Geschichte der HTG-Klinik


Die HTG-Klinik nahm am 1. Dezember 1989 ihren Betrieb am Standort Salzdahlumer Straße auf. Im Jahr 1990 folgte die erste Operation m offenen Herzen. Mittlerweile sind dort mehr als 30.000 Herzoperationen mit Herz-Lungen-Maschine verrichtet worden.  Höhepunkte in der Entwicklung der Klinik waren unter anderem: die 2002 eingeführte minimal-invasive Mitralklappenre- konstruktion, die Verwendung von Arterien anstelle von Beinvenen als Bypässe seit 2003 und die 2006 weltweit das erste Mal eingesetzte Arbor Aortenklappe, eine modulare Herzklappe, die ohne Naht verankert wird und von Dr. Harringer mit entwickelt wurde. 2006 wurde in der Klinik auch das System ROCsafe als Alternative zur konventionellen Herz-Lungen-Maschine entwickelt. Inzwischen wird das System erfolgreich weltweit vermarktet. Im Februar 2008 wurde in der Klinik das erste Kunstherz eingesetzt. Die Wachstumsdynamik zeigt sich auch an der Bettenzahl: Im Jahr 200 verfügte die HTG-Klinik über 75 Betten, aktuell sind es 107. Zugleich nahm auch der Umfang des medizinischen Personals zu.