Ackern für leuchtende Augen: Music4all führt für zehn Euro durch acht Musicals

von Christina Balder




[image=18088]Braunschweig. König der Löwen, Musicalinsel Hamburg, Preiskategorie 4, an einem Samstagabend: knapp 88 Euro. Und die Fahrt kommt noch dazu. Acht Musicals, 24 Songs, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag, freie Platzwahl in der Wichmannhalle Braunschweig: zehn Euro. Das ist das Konzept von Music4all, einem Braunschweiger Verein, der mit Laien, Hobbymusikern und anderen Ehrenamtlichen "The Musical Experience" auf die Beine gestellt hat: Eine Musicalrevue, die all jenen hochwertige Einblicke in die Musicalwelt gewähren soll, die Lust darauf haben - und sich die teuren Shows vielleicht nicht leisten können oder wollen.



"Wir wollen auch die Leute erreichen, die am Freitagabend eher Elektro in der Disco hören oder am PC sitzen und zocken", sagt Kilian Lemmer, Vorstandsvorsitzender des Vereins. Im vergangenen Jahr ist ihnen das bereits gelungen, die Vorführungen waren größtenteils ausverkauft. Denn was die Tänzer, Sänger, Musiker dort leisten, ist hohes Niveau. Etliche der 14 Orchestermitglieder geben Instrumentalunterricht, Musikstudenten sind dabei, ausgebildete Sänger, aber auch reine Hobbymusiker. Sie haben hochprofessionelle Technik und Techniker mit dabei, die Kostüme teilweise vom Staatstheater ausgeliehen, alles über Beziehungen und eigene Expertise herangeschafft. Vier Abendvorstellungen à 2,5 Stunden und eine Familienvorstellung am Sonntagnachmittag stemmt das Ensemble, Sonntagnacht wird die ganze Bühne samt Beleuchtung und Tontechnik wieder eingepackt.

"Ein bisschen bekloppt muss man schon sein, um hier mitzumachen", sagt Tim Rischmüller, ebenfalls Vorstandsmitglied. Dabei wirken die Menschen, die am Montagabend in der Wichmannhalle proben, überhaupt nicht bekloppt. Engagiert sind sie ohne Frage, sonst würden wohl keine Ensemblemitglieder aus Oldenburg extra eine Woche Urlaub nehmen, um hier proben und auftreten zu können. Aber: "Auch wenn es superlange Tage sind", erzählt Kilian Lemmer, "finde ich es am Ende einfach genial, die leuchtenden Kinderaugen bei der Familienvorstellung zu sehen." Dabei ist es ihm und seinen Vereinskollegen wichtig zu erwähnen, dass sie keine Kinderstücke aufführen, sondern Teile der großen, bekannten Musicals von den Bühnen der Welt.

Lemmer hat zu seiner Schulzeit in der Musical-AG der Raabeschule Theaterblut geleckt. Noch lange nach dem Abschluss hatte ihn die Begeisterung nicht verlassen. Er wollte weitermachen und gründete mit seinem Mitschüler Sebastian Manegold schließlich im Mai des vergangenen Jahres den gemeinnützigen Verein Music4all. Wie in einer Familie gehen die rund 70 Mitwirkenden miteinander um und wer etwas kann, darf mitmachen, ohne wie in anderen Vereinen viel Geld in die Vereinsmitgliedschaft stecken  zu müssen. Alle dürfen Lieder vorschlagen, die bei der Revue gespielt werden sollen, doch entschieden wird im kleineren Kreis.

"Es gibt Sachen, die gehen nicht", sagt Lemmer. "Phantom der Oper ist so ein Fall, das ist gesanglich zu anspruchsvoll." Die ausgewählten Werke, darunter Mamma Mia und Grease (der Rest soll eine Überraschung sein), werden in Auszügen gespielt und von einem Erzähler atmosphärisch eingeordnet. "Die ausgewählten Lieder sollen selbst die Geschichte erzählen", sagt Svenja Hannig.

Vorstellungen finden Donnerstag bis Sonntag jeweils um 19 Uhr statt, Sonntag um 14.30 gibt es zusätzlich eine Familienvorstellung, bei der Kinder in den ersten Reihen sitzen und auch mal einen Blick hinter die Bühne werfen dürfen. Der Eintritt kostet 10 Euro; Tickets sind in den bekannten Vorverkaufsstellen zu haben


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