Braunschweig. Vor etwa einem Jahr ist nach vielen Problemen der erste betreute Taubenschlag an der Salzdahlumer Straße in Betrieb genommen worden. "Innerhalb weniger Tage wurde der Schlag als Futterplatz für zirka 30 Tauben angenommen. Das steigerte sich bis auf 110 Tauben im Dezember", so Beate Gries, Vorsitzende des Betreibervereins Stadttiere Braunschweig. Sie betont: "Das ist nach Fachmeinung in der kurzen Zeit bereits als sehr großer Erfolg und positives Zeichen zu werten." Jüngst erwies sich der Schlag auch als hilfreich in der Bekämpfung der für Tauben tödlichen Paramyxovirose.
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Wie in Salzgitter (regionalHeute.de berichtete) wütete das gefährliche Virus auch unter den Braunschweiger Stadttauben. 230 tote Stadttauben seien laut Gries zu beklagen gewesen: "Und das sind nur die, die unser Verein gefunden hat!" Als im Schlag und unter der naheliegenden Brücken die ersten erkrankten Tiere auffällig geworden seien, habe man den Schlag geschlossen und alle darin befindlichen Tauben eingefangen und geimpft. "So konnten wir alle Tiere mit Symptomen überwachen und besonders betreuen. Am Ende haben alle Tauben im Schlag überlebt. Ein betreuter Taubenschlag hat sich als sehr hilfreich gezeigt, um Krankheitsausbrüche oder einen Befall mit Parasiten einzudämmen."
Taubenpopulation am Standort zurückgegangen
Allgemein geht es in dem Taubenschlag sehr hygienisch zu. Ein Team aus vier Ehrenamtlichen kümmert sich um die Belange der Tauben. Trinkwasser wird jeden Tag frisch bereitgestellt und kann bei Bedarf mit Medikamenten ergänzt werden. Einflugbrett, Sitzgelegenheiten, Futtertröge und Nistzellen werden jeden Tag gereinigt. Dabei suchen die Ehrenamtlichen auch nach neuen Gelegen. Haben die Tauben Eier gelegt, werden diese entfernt und durch Kunststoffrepliken ersetzt. "Die Population unter der Brücke ist von 208 Tauben im September 2018 auf 136 bei der letzten Zählung am 9. Mai zurückgegangen. Das sind 72 Stadttauben weniger", berichtet Gries und ergänzt: "Im Schlag und unter den Brücken wurden innerhalb eines Jahres 68 Tauben durch Entnahme von Eiern nicht ausgebrütet."
Für diesen April sei eigentlich geplant gewesen, einen Stadttaubenwart einzustellen. "Für diese Stelle hatten wir erneut einen Zuschussantrag gestellt - wegen der Corona-Einschränkungen mussten wir das jetzt erst mal verschieben", bedauert Gries. Die restlichen Fördermittel des Projektes seien im vergangenen Jahr sinnvoll in Verbesserungen investiert worden.
Taubenschlag hat Probleme mit Vögeln
Die Stadttauben im Schlag erfreuen sich bester Gesundheit durch gesunde Ernährung. Dies würden laut Gries auch Untersuchungen der Tierärztlichen Hochschule belegen. Was der Gesundheit abträglich sei, sind Greifvögel. "Auch wenn man bis ins Detail plant, die Realität fordert auch uns immer wieder heraus, Alternativen zu entwickeln. Aber darin sind wir sehr gut. Störungen durch einen Greifvogel, der die Stadttauben vom Schlag vergrämt hat - wer ist sich schon gern Frühstück für jemand anderen - und die Schließung des Taubenschlages wegen der Paramyxovirose über fast acht Wochen, sind aktuell noch nicht wieder aufgeholt. Aber wir sind auf einem guten Weg und zuversichtlich", erläutert Beate Gries die aktuelle Situation. So sei die Taubenpopulation Schlag auf etwa 50 bis 60 Tiere zurückgegangen. 29 bleiben über Nacht und neun Nistzellen seien aktuell belegt. Gries erklärt weiter: "Die Greifvogelabwehrkugel, die wir auf dem Container installiert hatten, musste wegen möglicher Blendung von Lokführern leider wieder entfernt werden. Wir arbeiten an anderen Möglichkeiten den Greifvogel vom Schlag fernzuhalten. Nicht geplanter Nebeneffekt ist, dass die illegale Fütterung unter der Brücke eingestellt wurde, seit bekannt ist, dass die Tauben im Schlag gut versorgt sind."
Schlagartige Lösungen
Trotz der kleineren und größeren Probleme, die es "im laufenden Betrieb" zu lösen gilt, kann der Taubenschlag an der Salzdahlumer Straße schon erhebliche Erfolge vorweisen. Braucht es noch mehr Einrichtungen dieser Art? "Unbedingt", antwortet Tierfreundin Gries und erklärt auch, warum: "Nur ein flächendeckendes Stadttaubenmanagement mit zunächst betreuten Futterstellen und dann betreuten Taubenschlägen führt dazu, dass am Ende alle zufrieden sind. Die Stadttaubenfreunde, die Stadttaubengegner, die Außengastronomie, die Marktleute und die Immobilienbesitzer. Darum wird das Konzept auch vom Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Niedersachsen empfohlen. Eine schlagartige Lösung für eine saubere Stadt und mehr Tierschutz."
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