Architektinnen der TU Braunschweig nehmen „Women in Architecture“-Festival in Berlin teil

Das Festival ist eines der ersten für Frauen. Im männlich geprägten Architekturbereich hätten Frauen in anderen Wettbewerben oft das Gefühl erhalten nicht ernst genommen zu werden.

Mindestens 50 Prozent der Architekturstudierenden sind weiblich.
Mindestens 50 Prozent der Architekturstudierenden sind weiblich. | Foto: Frank Bierstedt/TU Braunschweig

Braunschweig/Berlin. Mit der WIA 2021 findet in Berlin das erste Festival zu Frauen in der Architektur statt. Bis zum 1. Juli werden vier Wochen lang fast 100 Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten angeboten: Ausstellungen, Filmreihen, Führungen, Symposien, Vorträge, Workshops. Unter den Akteurinnen sind auch Architektinnen der Technischen Universität Braunschweig: Professorin Almut Grüntuch-Ernst und Anna Lemme Berthod vom Institut für Entwerfen und Gebäudelehre (IDAS) und Professorin Vanessa Miriam Carlow vom Institute for Sustainable Urbanism (ISU) sind an der Ausstellung „Architektinnen · BDA“, an Podiumsgesprächen und Seminaren beteiligt. Dies teilt die TU Braunschweig in einer Pressemitteilung mit.


Das Festival solle Raum für die Auseinandersetzung mit Werken von Architektinnen bieten und dem Umbau des Berufsbildes. Doch was solle sich konkret ändern? „Die gebaute Umwelt ist ein Spiegel unserer Gesellschaft, sie prägt unser Verständnis von Raum und Zeit. Architektur muss inklusiver, teamfähiger und diverser werden“, betont Professorin Almut Grüntuch-Ernst. „Um die Zukunft in ihrer Vielfalt zu gestalten, brauchen wir die Vielfalt der Entwerfer.“ Darüber werde die Architektin auch beim Podiumsgespräch „Selbst ist die Frau“, organisiert vom Aedes Architekturforum, diskutieren.

„Wir stellen in der Lehre tagtäglich fest, dass mindestens 50 Prozent unserer Architektur-Studierenden weiblich sind. Wenn man sich aber die Welt der Architektur oder des Städtebaus ansieht, erkennt man, dass die Eigentümerschaft oder Geschäftsführung eines Büros eine absolute Männerdomäne ist. Es gibt verschwindend wenig Büros, die von Frauen oder nur einer Frau geleitet werden“, erklärt Professorin Vanessa Miriam Carlow. „Da muss sich ganz dringend etwas ändern.“ Der gesamte Architektur-Bereich sei sehr männlich geprägt, so die Architektin und Stadtplanerin. Auch die Jurys in Wettbewerben seien vor allem mit Männern besetzt. Junge Frauen hätten dort oft das Gefühl erhalten, nicht ernst genommen zu werden.

Präsenz und Sichtbarkeit von Role-Models


„Die Frage warum es weniger selbstständige Architektinnen gibt, empfinden wir als eine Generationenfrage, es ändert sich derzeit schon deutlich“, ergänzt Anna Lemme Berthod, die auch Co-Kuratorin des BDA Berlin-Beitrags für das WIA ist. „Die gut ausgebildeten Architektinnen sind da und der Anteil der „Architektinnen-Büros" wird zunehmen. Dazu trägt auch eine gesamtgesellschaftliche Sensibilisierung für Gleichberechtigung im Beruf bei.“ Bei „Women in Architecture“ gehe es um die Präsenz und Sichtbarkeit von Role-Models in der Öffentlichkeit. Was ändert sich, wenn Frauen als selbstständige Architektinnen präsenter sind? „Es entsteht ein anderer Blick auf räumliche Bedürfnisse und Lösungen“, so Anna Lemme Berthod. „Ganz allgemein verhält es sich in der Architektur wie in anderen Professionen auch, zum Beispiel der Medizin: Je mehr unterschiedliche Menschen den Beruf ausüben, desto mehr werden auch verschiedene Lebensrealitäten gespiegelt und im Ergebnis vertreten.“


Architektur-Absolventinnen, die sich entscheiden, ein eigenes Büro zu gründen, rät Professorin Carlow: „Der wichtigste Tipp ist, sich mit anderen zu verbünden, mit etablierten Büros zu kooperieren, um irgendwann ein Referenzen-Portfolio aufgebaut zu haben, das man zur Teilnahme an Wettbewerben benötigt. Hartnäckig sein und Durchhaltevermögen haben.“ In einem Seminar und Workshop des Deutschen Architekturzentrums zur Selbstständigkeit werde Professorin Vanessa Miriam Carlow ihre eigenen Erfahrungen am 26. Juni an Architekturstudentinnen weitergeben.


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