AWO: "Pflegebedürftigkeit neu denken und umsetzen"




Berlin/Braunschweig. „Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Zahl der Empfänger von Hilfe zur Pflege unterstreichen einmal mehr den dringenden Bedarf einer grundlegenden Reform der Pflegeversicherung.

„Wir müssen die gewährten Leistungen überdenken und ein nachhaltiges Finanzierungskonzept aufstellen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende des AWO-Bezirksverbandes Braunschweig, Rifat Fersahoglu-Weber. Die Zahlen zeigen, dass im Jahr 2012 rund 439 000 Menschen Hilfe zur Pflege erhielten. Das entspricht einem Anstieg der Empfänger im Vergleich zum Vorjahr um 3,8 Prozent und weist auf Lücken im System hin. Die Hilfe zur Pflege unterstützt pflegebedürftige Personen, die den notwendigen Pflegeaufwand nicht aus eigenen Mitteln bestreiten können.

„Mit weiterem Stückwerk kurzfristiger Leistungsverbesserungen, die nicht in ein Gesamtkonzept eingebettet sind, ist es aber nicht getan“, macht Fersahoglu-Weber deutlich. Umso bedauerlicher sei es, dass die neue Bundesregierung derzeit Pflege nicht als Querschnittsthema betrachte, sondern vielmehr in nicht zusammenhängenden Einzelleistungen denke.

„Wir müssen realistische und gerechte individuelle Pflegebedarfe ermitteln, die dann mit entsprechende Leistungen hinterlegt werden“, fordert Fersahoglu-Weber. Das Konzept dafür wurde bereits vor über sieben Jahren im Auftrag der damaligen Bundesregierung entwickelt und heißt: neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff. Trotz zweier aussagekräftiger Gutachten von Expertenbeiräten hätten sich bisher alle Regierungen um die Umsetzung gedrückt. „Die große Koalition täte gut daran, eine zukunftsweisende Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs auf den Weg zu bringen“, schließt Fersahoglu-Weber ab.