Braunschweig. Am heutigen Donnerstagmorgen flog der BepiColombo-Satellit an der Venus vorbei, um die Flugbahn für die Weiterreise zum Merkur anzupassen. Dabei haben Magnetometer der Technischen Universität Braunschweig die Wechselwirkung des Sonnenwindes mit der Venus vermessen, wie die Hochschule in einer Pressemitteilung berichtet.
Wer am Donnerstag um sechs Uhr in der Frühe den Morgenstern beobachtet hat, wird unwissentlich am Himmel auch einen Wanderer mit Messtechnik aus Braunschweig beobachtet haben. So hat die BepiColombo-Sonde eine weitere Etappe auf dem Weg zum Merkur absolviert und ist an der Venus vorbeigeflogen, um den Kurs weiter auf ihren Zielplaneten anzupassen. Dabei hat sich das Sondengespann der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der japanischen Raumfahrtagentur JAXA mit etwa 37 km/s der Venus auf rund 10.000 Kilometer genähert. Nach dem himmelsmechanischen Bremsmanöver betrug die Geschwindigkeit von BepiColombo rund 34 km/s.
Diese Begegnung hinterlässt auch winzige Spuren bei der Venus: So wird die Bahngeschwindigkeit der Venus durch den Vorbeiflug um ein quadrilliardstel Prozent erhöht und damit das Venusjahr um einen winzigen Hauch verkürzt.
Magnetometer aus Braunschweig messen im All
Während des Vorbeifluges waren die Magnetometer aus Braunschweig vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik (IGEP) in Kooperation mit dem Institut für Weltraumforschung in Graz dauerhaft aktiviert. Sie haben, magnetisch gesehen, genau hingehorcht, um den Magnetosphärenschweif der Venus zu vermessen. Etwa 170 Millionen Kilometer haben diese Daten dann zur Erde zurückgelegt. Selbst mit Lichtgeschwindigkeit brauchen sie dafür immerhin rund zehn Minuten. Die genaue Datenauswertung wird die Forscherinnen und Forscher an der TU Braunschweig noch einige Zeit beschäftigen.
Nächste Venusflüge stehen an
Nächstes Jahr stehen für den kosmischen Wanderer wieder mehr Einträge im Stempelheft an: wieder ein Venusvorbeiflug im August und sogar schon der erste von sechs Merkurvorbeiflügen im Oktober 2021. Dann können die Forscher um Dr. Daniel Heyner, der das Magnetometer-Team am IGEP leitet, schon mal die mit Spannung erwarteten Daten aus der Merkurmagnetosphäre auswerten. „Endlich können wir Daten von der südlichen Hemisphäre des Merkur sammeln und die magnetische Karte dieses Planeten weiter zusammensetzen“, sagt Dr. Heyner.
Enge europäisch-japanische Zusammenarbeit
Die Gesamtleitung der Mission liegt bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA, die auch für Entwicklung und Bau des Mercury Planetary Orbiter (MPO) zuständig war. Der Mercury Magnetospheric Orbiter (MIO) wurde von der japanischen Raumfahrtagentur JAXA beigesteuert. Dieser zweite Satellit ist ebenfalls mit Magnetometern ausgestattet, bei denen das IGEP mit japanischen Instituten kooperiert. Der deutsche Beitrag zu BepiColombo wird vom DLR-Raumfahrtmanagement mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) überwiegend finanziert. Der wissenschaftliche Austausch zwischen Europa und Japan fand sonst regelmäßig in Person statt. In Zeiten von Corona müssen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler virtuell treffen. „Wir machen auch unter erschwerten Bedingungen weiter und warten auf bessere Zeiten, in der wieder persönliche Gespräche mit den japanischen Kollegen möglich sind“, hofft Dr. Heyner.
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