Braunschweig. Beim kooperativen Wettbewerbsverfahren BOMA+ liegt ein positives Zwischenergebnis vor: Alle sechs beteiligten Architekturbüros haben Anfang des Monats ihre städtebaulichen Ideen für eine Umgestaltung des Bereichs Bohlweg, Schlossplatz und ehemaliges Horten-Gebäude pünktlich und vollständig abgegeben. Am vergangenen Donnerstag trat die Jury erstmals zusammen, um den bisherigen Stand der städtebaulichen Entwürfe in Augenschein zu nehmen. Das berichtet die Stadt Braunschweig in einer Pressemitteilung.
Die Arbeiten dieser ersten, städtebaulichen Phase des Wettbewerbs seien jedoch noch nicht in eine Rangfolge gebracht worden. Vielmehr habe die Jury, bestehend aus Vertretern der Stadtverwaltung, der Volksbank BRAWO, externen Fachleuten sowie Mitgliedern des Rates, den Teams zahlreiche Hinweise und Empfehlungen für die weitere Ausarbeitung mitgegeben.

Das Büro Stauth-Architekten aus Braunschweig mit GTL-Landschaftsarchitektur führt nur noch eine einspurige Nord-Süd Relation über die Westseite des Bohlwegs und verlagert die Süd-Nord Relation in die Georg-Eckert-Straße. Dort werden die verbleibenden Fahrspuren auf die Südseite verlegt. Die dabei "gewonnenen" Freiräume werden jeweils für neue Grünpflanzungen genutzt. Foto: STAUTH Architekten Braunschweig, mit GTL Landschaftsarchitektur
Die Juryvorsitzende, Professorin Christa Reicher aus Aachen, betonte, dass die sechs Entwürfe vielfältige und inspirierende Ideen für diesen zentralen Stadtbereich um das Schloss und den Eingang zum Magniviertel aufzeigen würden. "Alle Arbeiten enthalten interessante Aspekte, die es wert sind, weiter untersucht und bearbeitet zu werden; ich bin gespannt auf das weitere Verfahren", so Professorin Christa Reicher.

Hadi Teherani Architects aus Hamburg mit Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten arbeiten mit dem Bestandsbaukörper, verändern diesen aber mit einer großen Öffnung in den unteren Geschossen. Diese Öffnung wird als neue Durchwegung zwischen Damm und Magniviertel vorgeschlagen. Der Flächenverlust in den unteren Geschossen wird über Aufstockungen in den Dachgeschossen kompensiert, sodass der Baukörper in der Höhe an Masse zulegt. Foto: Hadi Teherani Architects, Hamburg mit RMP Landschaftsarchitekten
Unterschiedlichste Ansätze
Die Entwurfsansätze sind dabei ganz unterschiedlich. Zwei Büros setzen sich sehr intensiv mit dem Gebäudebestand des ehemaligen Horten-Gebäudes auseinander und versuchen, wesentliche Teile ressourcenschonend weiter zu nutzen. Vier Büros brechen in ihren Entwürfen das Bestandsgebäude weitgehend ab und setzen neue Baukörper, die autonom entwickelt werden können.

Eine Besonderheit ist bei EMI der Vorschlag, die Stadtbahnhaltestelle Schloss nach Norden in den Bereich des Schlossplatzes zu verlagern und mit der Stadtbahnhaltestelle Rathaus zusammenzulegen. Die Situation des Straßenverkehrs bleibt hingegen für 2025 räumlich weitgehend unverändert, erst 2035 sollen diese Verkehrsräume deutlich reduziert werden. Foto: EMI Architekt:innen, Zürich mit Lars Ruge Landschaften
Das sind die nächsten Schritte
Am 12. Februar 2026 findet ein weiterer Workshop in Braunschweig statt, bei dem die Jury noch einmal direkt mit den Teams kommunizieren und entsprechende Weichenstellungen vornehmen kann. Es sei ein besonderer Vorteil des angewendeten kooperativen Verfahrens, dass während des Planungsprozesses gezielt interagiert werde und damit Fehlentwicklungen vermieden werden könnten. An den Workshop schließt sich eine letzte Arbeitsphase in den jeweiligen Büros an, bevor am 2. April die finale Abgabe der Arbeiten erfolgt. Über die Rangfolge entscheidet die Jury dann am 19. Mai.

Kadawittfeld-Architekten aus Aachen/Berlin mit RABE Landschaftsarchitekten verfolgen in ihren Vorschlägen einen sehr stringenten klimaschonenden Ansatz. Dieses Team möchte ressourcenschonend den Bestandsbau -Horten überwiegend erhalten, modelliert ihn aber neu. Das Erdgeschoss soll dabei offen und transparent ausgebildet werden, um neue Durchwegungen zu ermöglichen. Bei diesem Team wird aus dem Schlossplatz ein neuer grün geprägter Stadtraum mit ganz anderer Ausrichtung als heute. Die Architekten schlagen u.a. einen Regenwasserpfad und ein Arboretum an dieser zentralen Stelle vor. Verkehrlich wird zunächst überall an gleicher Stelle eine Fahrspur reduziert. Ab 2025 soll der Bohlweg im Bereich des Schlossplatzes dann autofrei werden. Foto: kadawittfeldarchitektur, Aachen mit RABE Landschaften

KSP Engel-Architekten mit nsp Landschaftsarchitekten fassen als einziges Team die Trassen der Stadtbahn an, was in der Auslobung allerdings ausdrücklich ausgeschlossen wurde. Dieses Team verschiebt auch die Haltestellen Schloss sowohl im Bereich Bohlweg als auch in der Georg-Eckert Straße nach Norden. Dies ermöglicht unter anderem ein größeres Baufeld für die Neubebauung im Bereich Horten. Hier werden wiederum drei unterschiedlich hohe Baukörper angeordnet, die Durchwegungen in Richtung Magnikirchplatz und Kuhstraße eröffnen. Im Freiraumansatz wird der Schlossplatz unmittelbar vor dem Schloss steinern belassen; heute bestehende Bäume sogar entnommen. Intensive locker angeordnete Bäume rahmen den Schlossplatz dann allerdings von allen Seiten. Foto: KSP ENGEL, Frankfurt bzw. Braunschweig mit nsp landschaftsarchitekten
Weitere Öffentlichkeitsveranstaltung geplant
Eine weitere Öffentlichkeitsveranstaltung ist für den Dienstag, 3. Februar, ab 18 Uhr in den Räumen der Stadtverwaltung im BC III am Hauptbahnhof (Willy-Brandt-Platz 13) vorgesehen. Dann werden die unterschiedlichen Arbeiten der Öffentlichkeit ausführlich vom wettbewerbsbetreuenden Büro HJP aus Aachen vorgestellt. Es wird dann die Möglichkeit geben, Nachfragen zu den Arbeiten beziehungsweise zu dem Verfahren zu stellen und eine individuelle Bewertung abzugeben. Dieses Meinungsbild wird protokolliert. Die Jury erhält es vor ihrer finalen Entscheidung zur Kenntnis.

