Borek schenkt Stadt erste Briefmarken des Herzogtums


Richard Borek jun. (links) übergibt Dr. Henning Steinführer, Leiter des Stadtarchivs Braunschweig einen Originalsatz der ersten Briefmarken des Herzogtums Braunschweig aus dem Jahr 1852.
Richard Borek jun. (links) übergibt Dr. Henning Steinführer, Leiter des Stadtarchivs Braunschweig einen Originalsatz der ersten Briefmarken des Herzogtums Braunschweig aus dem Jahr 1852. | Foto: Privat

Braunschweig. Das Stadt-Archiv ist um eine philatelistische Rarität reicher: Unternehmer Richard Borek sen. schenkte der Stadt einen Satz der ersten Briefmarken des Herzogtums Braunschweig und übergab ihn im Braunschweiger Residenzschloss Archivleiter Dr. Henning Steinführer.


Die Freimarken zu ein, zwei und drei Silbergroschen waren einst im Januar 1852 im Auftrag von Herzog Wilhelm (1806 – 1884) herausgegeben worden. Anlässlich des 165. Jubiläums bietet die Briefmarkenfachhandlung Richard Borek jetzt eine begrenzte Anzahl von Originalexemplaren zum Kauf an.

„Wir freuen uns, dass wir diese Raritäten nun in unserem Bestand haben. Die Briefmarken sind ein bedeutendes Zeugnis Braunschweiger Geschichte“, dankte Dr. Henning Steinführer dem Hause Borek. „Das Herzogtum Braunschweig trat im Dezember 1851 dem Deutsch-Österreichischen Postverein bei und musste bereits am 1. Januar eigene Postwertzeichen gestaltet und gedruckt haben“, erinnerte Richard Borek jun. an den außergewöhnlichen historischen Hintergrund der heute so wertvollen Briefmarken. Ein Originalsatz ist auch im Ladengeschäft „Borek am Dom“ in Braunschweig ausgestellt.

Die Geschichte der Briefmarken


Als Braunschweigs erste Briefmarken mit den Katalog-Nummern 1 bis 3 ausgegeben wurden, gab es noch kein vereintes Deutschland. Die Deutschen lebten in vielen kleinen Königreichen und Fürstentümern. Zur Schaffung eines einheitlichen Postwesens war aber 1850 der Postverein gegründet worden. Die erste deutsche Briefmarke überhaupt, der „Schwarze Einser“ des Königreichs Bayern, erschien nur rund zwei Jahre vor den ersten Braunschweiger Postwertzeichen. Die erste Briefmarkenausgabe Braunschweigs weist noch zahlreiche Mängel auf. Die Briefmarkengrößen schwankten, auch der Druck war oft unklar. Die Briefmarken wurden im Buchdruckverfahren auf gelblichem Papier mit rötlicher Gummierung hergestellt. Sie hatten noch kein Wasserzeichen und waren auch noch nicht gezähnt. Von der Einser und der Dreier erschienen jeweils 150.000 Stück, von der Zweier 300.000. Nur wenige Exemplare davon existieren heute noch. Die Briefmarken zählen bei Sammlern zu den wahren Raritäten der Altdeutschen Staaten.

Entwurf von Carl Petersen


Mit den Werten von ein, zwei und drei Silbergroschen konnten Mitte des 19. Jahrhunderts sämtliche Tarife für Entfernung und Gewicht innerhalb der Grenzen des Postvereins abgedeckt werden. Die Ein-Silbergroschen-Briefmarke galt für Briefe bis zu zehn Meilen, die Zwei-Silbergroschen-Ausgabe für Sendungen bis zu 20 Meilen. Die Drei-Silbergroschen-Briefmarke wurde für größere Entfernungen verwendet.

Auf den Briefmarken sind Wertangabe, numerisch und ausgeschrieben, Landesname und in der Mitte das Sachsenross als braunschweigisches Wappentier in einem Oval mit Krone abgebildet. Die Briefmarken unterscheiden sich in der Farbgebung von Mittel- bis Lebhaftkarmin (Einser) über Lebhaftpreußischblau (Zweier) bis hin zu Lebhaftorangerot (Dreier). Entworfen hatte das Motiv der Braunschweiger Carl Petersen. Mit dem farbigen Druck war die Braunschweiger Firma Gebrüder Meyer beauftragt worden.