Braunschweig. Die Stadtverwaltung hat eine Strategie für die Zukunft der Mobilität in Braunschweig vorgelegt: den Mobilitätsentwicklungsplan (MEP) 2035+. Unter der Überschrift "Braunschweig. Gemeinsam. Bewegen" formuliert er Weichenstellungen der nächsten zehn bis 15 Jahre für den Verkehr auf Straßen und Schienen, für den öffentlichen Personennahverkehr wie für den motorisierten und nicht-motorisierten individuellen Verkehr und den Wirtschaftsverkehr. Der Entwurf soll nach Diskussion in den Gremien vom Rat am Dienstag, 18. Februar beschlossen werden. Dies teilt die Stadt mit.
"Die Mobilität der Zukunft muss integrativ sein und alle Verkehrsarten berücksichtigen, vom Fußgänger bis zum Autofahrer", hebt Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum hervor. "Zugleich wollen wir den Wirtschaftsstandort Braunschweig weiter voranbringen und die Weiterentwicklung von Handel und Industrie fördern. Veränderungen müssen deshalb alle relevanten Faktoren berücksichtigen und mit Maß und Mitte erfolgen. Dafür bietet der Mobilitätsentwicklungsplan eine gute Grundlage."
Dem MEP liegt eine umfangreiche Analyse der Ist-Situation im Sektor Mobilität und Verkehr in Braunschweig zugrunde. Darauf aufbauend wurde ein Basisszenario 2035 erstellt, welches die verkehrliche Entwicklung in Braunschweig abbildet, wie sie sich unter Berücksichtigung der bisher beschlossenen oder absehbaren Entwicklungen (beispielsweise Stadtbahnausbaukonzept, Ziele- und Maßnahmenkatalog Radverkehr) abzeichnet.
Die Zukunft Braunschweigs
Im nächsten Schritt wurden drei Zukunftsszenarien "Starker Umweltverbund", "Stadtraum für Menschen" und "Smarte Mobilität" erarbeitet. Sie bilden die elf Handlungsfelder mit insgesamt 145 Einzelmaßnahmen ab. Aus diesen 145 Maßnahmen wurden dann gemeinsam mit allen beteiligten Arbeits- und Interessensgruppen sowie unter umfangreicher Beteiligung der Öffentlichkeit die 88 im Blick auf Mobilitätswende und Klimaziele wirksamsten Maßnahmen identifiziert und in das "Zielszenario 2035" überführt. Dieses zeigt auf, wie sich die Mobilität in Braunschweig entwickeln soll und wird von der Verwaltung zum Beschluss vorgeschlagen. Die Berechnungen des MEP prognostizieren für das Zielszenario 2035 eine CO2-Reduktion des Verkehrs um 51 Prozent.
"Alle Maßnahmen funktionieren in gemeinsamer Wechselwirkung zu- und miteinander", betont Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer. "Gleichzeitig ist es möglich, einzelne Maßnahmen in ihrem zeitlichen Umsetzungshorizont anzupassen. Ein Monitoring sorgt dafür, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren."
Maßnahmen konkretisieren
Wenn der Rat dem Verwaltungsvorschlag zustimmt, ergeht damit der Auftrag an die Verwaltung, die 88 Maßnahmen des Zielszenarios zu konkretisieren und den Ratsgremien zur Beschlussfassung vorzulegen. Berücksichtigt sind elf Handlungsfelder, die verkehrsmittelübergreifend angelegt sind: Radverkehr, Fußverkehr, Inter- und Multimodalität, Fließender Kfz-Verkehr, Wirtschaftsverkehr, Ruhender Kfz-Verkehr, Alternative Antriebe, Öffentlicher Personennahverkehr, Mobilitätsmanagement, Raum- und Siedlungsentwicklung, Verkehrssicherheit.
Stadtbaurat Leuer: "Wir haben den Blick nicht jeweils separat auf die einzelnen Verkehrsteilnehmer gerichtet, sondern integrierte Verkehrsplanung betrieben, die alle Verkehrsbereiche angemessen und ausgewogen berücksichtigt, auch den motorisierten Individualverkehr, die Erreichbarkeit der Innenstadt und ihrer Parkhäuser." Entsprechend klar formuliert es der MEP: "Die Erreichbarkeit der Innenstadt muss in jedem Fall für alle Verkehrsmittel erhalten bleiben."
Synergieeffekte nutzen
Mit insgesamt 40 entfällt knapp die Hälfte der Maßnahmen auf den Mobilitätsverbund (Fuß- und Radverkehr, Umweltverbund). Ungefähr jede vierte betrifft den Kfz-Verkehr (Wirtschaftsverkehr, fließender und ruhender Kfz-Verkehr). Leuer: "Der Maßnahmenmix ermöglicht Synergieeffekte und positive Wechselwirkungen zwischen den Maßnahmen, um in der Gesamtheit die Mobilität nachhaltig und zukunftsorientiert zu entwickeln."
Wie dies aussehen könnte, zeigt der MEP am Beispiel des Bohlwegs auf. Eine einspurige Verkehrsführung dort erscheine kurz- bis mittelfristig möglich. Aber: "Ein autofreier Bohlweg bedarf nach heutigem Kenntnisstand einer deutlichen Abnahme des Kfz-Verkehrs gegenüber heute. Dazu wäre zum Beispiel die Umsetzung der umfangreichen Maßnahmen des Zielszenarios geeignet. Nur dann kann der verbleibende Verkehr verträglich auf dem Straßennetz bei Gewährleistung der Erreichbarkeit der Innenstadt abgewickelt werden."
In einem zusätzlichen "Zielszenario 2035 Plus" werden weitere Entwicklungen und externe Rahmenbedingungen, die im Wesentlichen außerhalb der städtischen Planungshoheit und Stadtgrenzen liegen (beispielsweise gesetzgeberische Maßnahmen, Maßnahmen in der Region), betrachtet.
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