Braunschweig wird zum Wasserstoff-Forschungszentrum

Mit Fördergeldern von rund 4,3 Millionen Euro entsteht am Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) die Forschungsplattform H2-iNFFra für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien.

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Symbolbild. | Foto: pixabay

Braunschweig. Am Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) der Technischen Universität Braunschweig entsteht eine hochmoderne Forschungsplattform für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien. Das teilten die Technische Universität Braunschweig und das Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST in einer gemeinsame Presseinformation mit.



Ziel sei der umfassende Ausbau einer gasförmigen und flüssigen Wasserstoffinfrastruktur zur Unterstützung sowohl grundlagen- als auch anwendungsorientierter Forschung im Bereich der Energiespeicherung und der Antriebe. Am 21. August übergab Wissenschaftsminister Falko Mohrs offiziell je einen Förderbescheid an die TU Braunschweig und das Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST über insgesamt rund 4,3 Millionen Euro, davon knapp 4 Millionen Euro für die TU Braunschweig und über 300.000 Euro für das Fraunhofer IST.

Neue Prüfinfrastruktur für leistungsstarke Antriebe


Das Projekt ist Teil einer Initiative der TU Braunschweig und des Fraunhofer IST: Beide Forschungseinrichtungen nutzen die NFF-Infrastruktur am Research Airport Braunschweig gemeinsam und forschen hier an Technologien für die effizientere Nutzung, Verteilung und Speicherung von Wasserstoff. Für Projektleiter Juniorprofessor Michael Heere ist die neue Forschungsplattform ein Zeichen der Transformation am Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) als aktives Mitglied im Wissenschaftsökosystem der TU Braunschweig: „Verbrennungskraftmaschinen werden auch in Zukunft eine Rolle spielen – jedoch weniger im Individualverkehr, sondern vor allem dort, wo eine Elektrifizierung (noch) nicht möglich ist, etwa bei großen Schiffsmotoren, Zügen auf nicht elektrifizierten Strecken oder im Rangierverkehr. Insgesamt bewegen wir uns hin zu neuen Antriebstechnologien – mit Batterien, Wasserstoff oder deren Derivaten – für die Mobilität der Zukunft.“

Während am NFF bisher Brennstoffzellen mit maximal 2 Kilowatt Leistung getestet werden konnten, sollen innerhalb von drei Jahren Antriebsstärken von 5 bis zu 200 Kilowatt getestet werden können. Eine solche Prüfinfrastruktur ist an einer universitären Einrichtung in Norddeutschland einzigartig. Diese Leistungsklasse ist möglich, da Professor Michael Heere von der TU Braunschweig und Professorin Sabrina Zellmer, stellv. Leitung am Fraunhofer IST und Universitätsprofessorin für Batterie- und Brennstoffzellen-Prozesstechnik an der TU Braunschweig, eng zusammenarbeiten. Zwei Förderungen zum Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur bilden die Grundlage für diese langfristig angelegte Zusammenarbeit.

Wichtiger Schwerpunkt der zukunftsweisenden Energieforschung


Professor Heere möchte mit der neuen Forschungsplattform neue Anwendungsbereiche erschließen: „Wasserstoff-Antriebe in der individuellen Mobilität werden weniger eine Rolle spielen. Die Elektronantriebe haben hier klar die Nase vorn. Wir sind am NFF überzeugt, dass Wasserstoff in der Luftfahrt, bei schweren Nutzfahrzeugen und in industriellen Anwendungen, etwa der Schwerindustrie, punkten kann. Dafür wollen wir im Energieland Niedersachsen nicht nur Wasserstoff erzeugen, sondern auch die Wertschöpfung in der produzierenden Industrie im Land halten.“

Falko Mohrs, Niedersächsischer Wissenschaftsminister erklärt: „Wasserstoff ist ein wichtiger Schwerpunkt der zukunftsweisenden Energieforschung in Niedersachsen und bietet viele konkrete Anwendungsmöglichkeiten. Wir als Landesregierung unterstützen das Niedersächsische Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) dabei, seine Forschungs- und Testumgebung für Wasserstoff weiter auszubauen. So entsteht eine Infrastruktur, in der der Einsatz von Wasserstoff als Energieträger besonders für Fahrzeuge, aber auch viele weitere Anwendungsbereiche erforscht, entwickelt und stetig verbessert wird. Damit verbinden wir vor Ort die Zukunftsthemen erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität.“

Bekenntnis zu einer klimaneutralen Zukunft


Angela Ittel, Präsidentin der TU Braunschweig sagt: „Das Projekt H2-iNFFra ist mehr als eine reine Infrastrukturinvestition – es ist ein Bekenntnis zu einer klimaneutralen Zukunft mit Wasserstoff als Schlüsseltechnologie. Braunschweig wahrt damit technologische Offenheit, festigt seine Rolle als Forschungsstandort im starken Wissenschaftsökosystem. Als Wasserstoff-Hub werden wir nachhaltige Mobilitäts- und Energiespeicherlösungen entwickeln – zum Nutzen von Forschung, Industrie und Gesellschaft.“

Wasserstoff als Schlüsseltechnologie


Wasserstoff gilt als zentrales Element der Energiewende – insbesondere im Verkehrssektor, etwa für Nutzfahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge und Schwerlasttransporte. Er kann dabei sowohl elektrochemisch in Brennstoffzellen als auch thermisch in Verbrennungskraftmaschinen genutzt werden. Für Transport und Speicherung kommen gasförmiger Wasserstoff (GH₂) und insbesondere tiefkalt verflüssigter Wasserstoff (LH₂) zum Einsatz.

Eine alternative Form der Speicherung stellt Ammoniak (NH₃) dar – mit höherer volumetrischer Energiedichte als LH₂ und niedrigerem Energiebedarf für Verflüssigung und Transport. NH₃ bietet große Potenziale, etwa für Schifffahrt und Landwirtschaft, ist jedoch technologisch für Mobilitätsaspekte noch wenig erschlossen.

Forschungsökosystem für Wasserstoff


Mit H2-iNFFra setzen die Braunschweiger Forscher*innen einen starken Impuls für die Transformation des Mobilitäts- und Energiesektors hin zur Klimaneutralität. Die entstehende Forschungsplattform wird nicht nur Innovationsmotor, sondern auch zentrale Kooperationsbasis für Wissenschaft und Industrie auf dem Weg in die Wasserstoffwirtschaft der Zukunft sein.

Besonders die Vernetzung des NFF mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Steinbeis-Innovationszentrum energieplus sowie mit dem Wasserstoff Campus Salzgitter schafft in der Region Braunschweig ein einzigartiges Forschungsökosystem. „Dieses wird mit der Grundsteinlegung vom Center for Circular Production of Next Batteries and Fuel Cells (CPC) in dieser Woche noch erweitert. Dadurch stärken wir unsere Position als einer der führenden Standorte in Deutschland für Batterie- und Brennstoffzellenforschung“, sagt Professor Heere.

„H2-iNFFra ermöglicht es uns, neue Technologien direkt in realen Anwendungsszenarien zu erproben. Die enge Zusammenarbeit zwischen Fraunhofer und der TU Braunschweig bietet neue und innovative Ansätze. Dabei profitieren wir zudem von der räumlichen und fachlichen Nähe zum Fraunhofer-Zentrum für Energiespeicher und Systeme ZESS sowie dem geplanten Center for Circular Production of Next Batteries and Fuel Cells (CPC), die gemeinsam mit der Battery LabFactory Braunschweig (BLB) unter dem Dach BLB+ in engem Austausch stehen werden“, sagt Professorin Sabrina Zellmer vom Fraunhofer IST.

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