Braunschweig. Am vergangenen Mittwoch zeigte das ZDF in der Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" einen Braunschweiger Fall aus der Silvesternacht 2017/2018, bei dem zwei Menschen durch Silvesterfeuerwerk schwere Verletzungen an den Augen davon trugen. Ein Jahr später meldete sich ein Zeuge, der den Täter noch gut beschreiben konnte. Das alles half bislang nichts. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen eingestellt. Nach der Sendung seien nach Angaben der Polizei Braunschweig "etliche Zeugenhinweise" eingegangen, die nun ausgewertet werden müssten.
Udo Benning wird auf dem linken Auge für immer blind sein. Durch die Explosion direkt vor seinem Gesicht gelangten Glassplitter seiner Brille in die Augen. Er war das zweite Opfer eines unbekannten Täters, der auf dem Braunschweiger Schlossplatz in der Nacht des 1. Januar 2018 Silvesterraketen in die Menge schoss. Sein erstes Opfer, Charlotte Adam, kann auf einem Auge nur noch wenig sehen. Direkt nachdem der Feuerwerkskörper Adam getroffen hatte, sprach ein Zeuge ihre Gruppe an, die sich zum Feiern auf dem Schlossplatz eingefunden hatte. Er hatte den Täter und sein fahrlässiges Verhalten lange beobachtet. Die Gruppe um Charlotte Adam war in diesem Moment jedoch zu aufgewühlt, was dazu führte, dass zunächst weder der Zeugenhinweis gehört, noch die Polizei hinzugezogen wurde. Das sei auch die besondere Schwierigkeit an diesem Fall, wie Dirk Oppermann von der Polizei auf Anfrage von regionalHeute.de betont: "Erst mehrere Tage nach der Tat konnten die Ermittlungen aufgenommen werden."
"Die Opfer werden immer mit den Folgen der Tat zu kämpfen haben, sie werden täglich an diese tragische Silvesternacht erinnert werden."
Trotz einer ausgesetzten Belohnung von 1.000 Euro meldete sich der wichtige Zeuge aus der Silvesternacht erst im Dezember 2018. (regionalHeute.de berichtete) Er half dabei, das Phantombild anzufertigen, welches auch bei Aktenzeichen XY noch einmal gezeigt wurde. "Es ist ein guter Ansatz. Der Zeuge hatte die Medienberichterstattung nicht verfolgt. Der Zeuge konnte den Täter noch so gut beschreiben, weil er ihn selber lange Zeit beobachtet hat, weil er befürchtete, selber von Raketen getroffen zu werden", erklärt Ralf Fricke, Kriminaloberkommissar bei der Polizei Braunschweig und leitender Ermittler in diesem Fall.
"Zwei Menschen sind für den Rest ihres Lebens gezeichnet"
Der Hauptzeuge saß mit seiner Freundin an der nördlichen Ecke des Schlosses mit Blick auf den Fußgängerüberweg am Bohlweg/Ritterbrunnen. Der Täter soll sich nahe einem Baum am Fußgängerüberweg aufgehalten haben. Charlotte Adam wurde an der Südseite des Brunnens von einer Rakete getroffen. Udo Benning anschließend auf der dem Fußgängerweg vom Schloss aus gegenüberliegenden Seite vor einem Café.
"Wer kann weitere Angaben zu dem Täter und seinem Komplizen machen? Wir wollen auch wissen: Wo hat er sich vorher aufgehalten? Wir richten uns auch gezielt an Mitwisser der Tat, die bislang aus falscher Solidarität oder aus Angst vor Rache geschwiegen haben", so Fricke. Man appelliere an das Gewissen: "Zwei Menschen sind für den Rest ihres Lebens gezeichnet. Das muss bestraft werden."
Der Täter soll zwischen 1,70 und 1,75 Metern groß gewesen sein, er trug kurzes, dunkelblondes Haar und eine auffällige, königsblaue Steppjacke. Zum Tatzeitpunkt sei er 16 bis 17 Jahre alt gewesen. "Sein Begleiter konnte nicht näher beschrieben werden. Er war im gleichen Alter, dunkel gekleidet und hatte einen Rucksack dabei", ergänzt Fricke. Auffällig sei gewesen, dass die Stiele der Raketen abgebrochen oder abgesägt waren. Für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, sei noch immer eine Belohnung von 1.000 Euro ausgesetzt.
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