Braunschweiger Forscher erforschen Impfstoff gegen Zecken


Eine ausgewachsene Zecke in der Hand von Professor Michael Hust.

Foto: Michael Hust/TU Braunschweig
Eine ausgewachsene Zecke in der Hand von Professor Michael Hust. Foto: Michael Hust/TU Braunschweig | Foto: Michael Hust/TU Braunschweig

Braunschweig. Wissenschaftler aus Braunschweig haben am 11. September, die Norden Vaccines GmbH gegründet. Ihr Ziel ist es, einen universellen Impfstoff gegen von Zecken übertragene Krankheiten zu entwickeln. Dies berichtet die TU Braunschweig in einer Pressemitteilung.


Die patentierte und mehrfach preisgekrönte Idee der Gründer: Statt zahlreicher unterschiedlicher Impfungen gegen jede der von Zecken übertragenen Krankheiten entwickeln sie einen einzigen Impfstoff gegen den Überträger selbst, also die Zecke. Die soll bereits zu Beginn des Bisses abgestoßen werden, bevor überhaupt Krankheitserreger in unser Blut übertragen werden können. Das junge Unternehmen will nun nachweisen, dass das Konzept funktioniert. Im Gespräch mit regionalHeute.de erläutert Mitbegründer Prof. Dr. Martin Hust den Fortschritt des Forschungsprojekts. Um einen universellen Impfstoff gegen die Zecke selbst zu entwickeln, arbeitet die Norden Vaccines GmbH mit Partnern aus den USA zusammen. Es gehe darum, insbesondere die Ixodesspezies, die für den Menschen gefährlich sei, zu bekämpfen und das Immunsystem gegen von Zecken übertragene Krankheiten zu unterstützen. Im Zuge dessen würden Braunschweiger Forscher derzeit an einem "Proof of Concept" arbeiten, einem Tiermodell, das einen Impfstoff beziehungsweise eine Impfreaktion gegen die Ixodes-Zecke erzeugen soll. Wie lange es dauern werde, bis ein Zeckenimpfstoff entwickelt sein würde, könne der Biotechnologe nicht sagen. Ziel sei es zu bewirken, dass Zecken nach dem Biss einfach vom Körper abfallen, so wie es bereits bei vielen Förstern und Waldarbeitern sei.

Ein Impfstoff gegen die Zecke selbst statt diverser Mittel gegen die Vielzahl von Erregern


Zecken sind Spinnentiere, die während ihres komplexen Lebenszyklus Blut unterschiedlicher Tierarten aufnehmen. Dabei können sie zahlreiche Infektionserkrankungen übertragen. Am bekanntesten sind die durch Bakterien verursachte Borreliose und die durch Viren verursachte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Weitere Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden, sind zum Beispiel das Rocky-Mountain Fleckfieber, das Krim-Kongo-Fieber, die Tularämie (Hasenpest) oder durch Parasiten übertragene Krankheiten wie Babesiose. Eine Herstellung von Impfstoffen gegen alle dieser Krankheiten wäre nicht praktikabel.


Doch es gibt eine andere Möglichkeit, den Folgen eines Zeckenbisses zu entgehen. Denn erst bei der Blutaufnahme kann es zur Übertragung von zahlreichen Infektionserkrankungen kommen. Nach dem Biss benötigt die Zecke 24 bis 36 Stunden, bis sie das Blut aufnehmen kann. In der Zwischenzeit kämpft sie gegen das Immunsystem und die Blutgerinnung des Wirts. Die Zecke müsse, so Hust, verhindern, dass es zu einer Blutvergiftung komme oder der Ausschüttung von Histamin vorbeugen. Deshalb wollen die Braunschweiger einen Impfstoff gegen das Tier selbst als Überträger der Krankheit entwickeln. Bestimmte Proteine im Speichel der Zecke verhindern zum Beispiel die Blutgerinnung oder den Juckreiz an der Bissstelle. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen nun einen Impfstoff entwickeln und testen, der zu einer Immunantwort führt, um diese Proteine im Zeckenspeichel zu erkennen und zu neutralisieren.

Der lange Weg vom Forschungsergebnis zum Medikament


Das entsprechende Forschungsprojekt an der Abteilung Biotechnologie der Technischen Universität Braunschweig wird derzeit mit Go-BIO Fördermitteln von mehr als zwei Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt. Das hochkompetitive Go-BIO Programm fördert explizit die Ausgründung von Firmen für die Weiterentwicklung von Forschungsergebnissen zu konkreten Medikamenten.
Die aktuellen wissenschaftlichen Fortschritte haben das Gründerteam nun zum nächsten Schritt veranlasst, um die praktische Herstellung des Impfstoffes angehen zu können.


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