Braunschweig. Im vergangenen Jahr musste das Braunschweiger Frauenhaus 99 Gewaltopfer abweisen. Die Frauen wurden an anderen Standorten untergebracht. Grund dafür sei Platzmangel gewesen, berichtet die Leiterin des Braunschweiger Frauenhauses Gudrun Meurer-Hageroth. "Das eigentliche Problem ist der Wohnungsmarkt", erzähl sie. Die Frauen fänden einfach keinen neuen Wohnraum für sich und ihre Kinder – der Stempel "Frauenhaus" und die eigene Vergangenheit würden zu sehr die erfolgreiche Suche behindern.
Weder hinter dicken Mauern versteckt, noch für alle Welt offensichtlich erkennbar – das Frauenhaus Braunschweig. Bis zu zehn Frauen können dort mit ihren Kindern unterkommen, jeder Familie steht ein Zimmer zur Verfügung. Die Frauen, die hier Unterschlupf gefunden haben, suchen Schutz vor physischer und psychischer Gewalt im heimischen Umfeld. "Wir sind eigentlich immer voll besetzt", sagt Sozialpädagogin Gunda Lippe-Berthold Sozialpädagogin. "Früher haben die Frauen zwei oder drei Monate hier gelebt, eben so lange, bis sie alles geregelt hatten. Das hat sich geändert. Seit ein paar Jahren bleiben unsere Bewohnerinnen sechs bis neun Monate – sie finden einfach keine Wohnungen", erzählt Gudrun Meurer-Hageroth. Zwar gebe es einige wenige Wohnungen, die für Bedarfsfälle gedacht seien, jedoch reichten diese nicht aus. "Es ist nicht einfach eine Wohnung zu finden, wenn man verschuldet ist und aus dem Frauenhaus kommt. Oftmals haben die Frauen nicht mal ein eigenes Konto, wenn sie hier her kommen. Wir stehen bei und helfen ihnen bei den Ämtergängen. Bei akutem Wohnbedarf gibt es eine Bescheinigung von der Stadt, die soll helfen, eine Wohnung zu bekommen", so Meurer-Hageroth. Doch diese Wohnungen seien oft nicht geeignet für Familien in Krisensituationen. "Wie unterstützen die Frauen natürlich bei Ämtergängen und Anträgen, aber es ist trotz dessen schwierig für sie, etwas passendes zu finden", so Gunda Lippe-Berthold. Das es ein zweites Frauenschutzhaus in Braunschweig geben wird, glauben die Leiterin und die Sozialpädagogin nicht.
Ist die häusliche Gewalt mehr geworden?
In den vergangenen 15 Jahren hat Gudrun Meurer-Hageroth einen erhöhten Bedarf an Schutz und Raum festgestellt, sagt sie. "Das liegt einfach daran, dass die Frauen früher häufig wieder zu ihren gewalttätigen Männern zurückgegangen sind. Heute suchen sie die Selbstständigkeit. Die wenigsten Frauen gehen wieder in ihr altes Leben zurück." Zudem sei die Umwelt hellhöriger geworden, erklärt Gunda Lippe-Berthold. "Mittlerweile hat sich wohl rumgesprochen, dass Gewalt an Kind und Frau eine Straftat ist", so Meurer-Hageroth. Immer öfter würden sich die Frauen selbst oder Nachbarn und Familie bei der Polizei melden – die Wege seien kürzer.
Um physischer und psychischer Gewalt vorzubeugen, arbeitet das Frauenhaus nah mit verschiedenen öffentlichen Einrichtungen zusammen. Wer Schutz, Hilfe und Beratung sucht, der kann sich zu jeder Tages- und Nachtzeit unter der Nummer 0531 280 1234 melden. Das Frauenhaus bietet Schutz für Frauen und Kinder, die von Gewalt bedroht sind. Die Pädagoginnen unterstützen bei der Krisenbewältigung und bei der Entwicklung von neuen Lebensperspektiven. Die Wohnungen sind mit allem Notwendigen ausgestattet, die Frauen führen jedoch ihren Haushalt selbst und versorgen sich und ihre Kinder. Jede Frau kann so lange bleiben, bis sie sich stabilisiert hat.
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