Braunschweig. Ratsherr Wolfgang Büchs (BIBS-Fraktion) kritisiert das Vorgehen der Stadt in Sachen Klettergarten im Landschaftsschutzgebiet (LSG) Timmerlaher Busch. Seine Stellungnahme veröffentlichen wir an dieser Stelle ungekürzt und unkommentiert.
Der Bau eines Klettergartens im LSG Timmerlaher Busch ist zurück zu stellen, solange nicht die politischen Gremien gehört wurden. Der vom Klettergarten betroffene Bereich des Timmerlaher Busch ist Landschaftsschutzgebiet und erfüllt laut Landschaftsrahmenplan von 1999 die Voraussetzungen für den Schutzstatus Naturschutzgebiet. In dem Gebiet sollen nicht nur Kletterseile, sondern auch Gebäude und andere Infrastruktur errichtet werden. Es sind daher in erheblichem Ausmaß Umweltaspekte und öffentliches Interesse berührt. Eine solche Planung kann und sollte auch bei einem Geschäft der laufenden Verwaltung nicht an den politischen Gremien vorbei ausgeführt werden.
Das Gebiet gehört zu den 63 Gebieten, die im Landschaftsrahmenplan von 1999 (einen aktuelleren gibt es noch nicht) für den sehr strengen Schutzstatus "Naturschutzgebiet" vorgesehen war. Bekannterweise wurden seit 1999 von den damals 63 aus naturschutzwürdig eingestuften Gebieten nur drei realisiert. Vielfach wurde die wesentlich schwächere Schutzkategorie "Landschaftsschutzgebiet" gewählt. Ich kann mich noch sehr gut zum Beispiel an die Diskussion um den Schutzstatus des Schapener Holzes im Rat erinnern, wo verwaltungsseitig in blumigen Worten dargestellt wurde wie wirksam und hinreichend der Schutzstatus "Landschaftsschutzgebiet" sei. Wie wenig dieser der Schutzstatus Landschaftsschutzgebiet wert ist, sieht man jetzt am Beispiel Timmerlaher Busch.
Um die sensiblen Gebiete der Stadt effektiv zu schützen, wird daher gefordert, jetzt endlich die 60 Flächen, die im Landschaftsrahmenplan 1999 für den Status "Naturschutzgebiet" vorgesehen waren, endlich auch als solche auszuweisen. Wir sind gespannt, ob es unter dem neuen OB auch in diesem Bereich ein neuer Stil eingeführt wird oder ob, man im "Hoffmann-Modus" bleibt, auch bezüglich des Umgangs mit den Ratsgremien.
Bei der Errichtung des Klettergarten werden ja nicht nur ein paar Seile gespannt. Bei Betrieb laufen Leute in dem Gebiet rum, wahrscheinlich auf und unter den Seilen, es herrscht Lärm und Unruhe. Man kann davon ausgehen, dass auf den Bäumen in dem Areal kein Vogel mehr brütet und auch kein Wild (wie zum Beispiel der Dachs) sich dort länger aufhält. Auch Fledermäuse dürften betroffen sein, gegebenenfalls schützenswerte Laufkäfer und andere bodenlaufende Insekten werden durch Trittbelastungen beeinträchtigt (oder banal gesagt zertreten).
Schließlich liegt das Areal in einem der größten Amphibienwechsel Braunschweigs. Man will zwar erst nach der Amphibienwanderung eröffnen, aber zum einen ist diese zeitlich schwer abzugrenzen und vor allem, was passiert im Juli/August, wenn die frischgeschlüpften Jungtiere plötzlich in Massen das Gelände "überschwemmen"? Will man den Klettergarten dann wieder schließen?
Die Frage ist für mich: Sind diese Fragen alle im Vorfeld hinreichend gründlich untersucht worden. Als Ratsherr und Mitglied des Planungs- und Umweltausschuss möchte ich diese Daten sehen und auch wissen, welche Vorkehrungen getroffen wurden, um Beeinträchtigungen zu verhindern, wie sie bewertet werden und welche (weniger sensiblen) Alternativflächen vergleichend als potenzieller Standort für einen Klettergarten in Betracht gezogen wurden. Daher lehne ich diese Planungen durch die Hintertür an den Gremien vorbei strikt ab.

