Braunschweig. Nach zwei großen Studien in 2006 und 2010 zum Konsum von Nikotin und Alkohol haben Gesundheitsamt und Gesundheitsplanung gemeinsam mit dem Arbeitskreis Suchtprävention 2014 erneut eine repräsentative Umfrage unter Braunschweigs Zehntklässlern, also Mädchen und Jungen überwiegend im Alter von 15 und 16, zu diesem Thema durchgeführt. Die Befragung war anonym und freiwillig, dennoch gab es einen Rücklauf von fast 100 Prozent. So lagen 458 Fragebögen vor. Ein Schwerpunkt der Befragung lag diesmal erstmals auf dem Cannabiskonsum und dem Zusammenhang mit dem Thema Rauchen. Dabei kam heraus, über 30 Prozent der Jungen im abgefragten Alter, haben die Droge schon konsumiert, davon über die Hälfte regelmäßig. Auch 21 Prozent der Mädchen griffen bereits zu dem Rauschmittel. Über 50 Prozent der Konsumenten gaben zudem an, das es leicht wäre an die Droge heranzukommen.
Weitere Erkenntnisse der Befragung: Das erste Mal sind Jungen und Mädchen mit 14,5 Jahren, beziehungsweise 14,6 Jahren betrunken. Bei dem regelmäßigen Alkoholkonsum von mehr als fünf Getränken an einem Tag, gibt es einen Abwärtstrend bei den 15-Jährigen. Nur rund 2,3 Prozent der Mädchen und 4,3 Prozent der Jungen gaben an, dies wöchentlich oder häufiger zu tun. Dafür gibt es aber beunruhigende Zahlen zum Rauchen und zum Cannabiskonsum. Ralf Metschulat, Leiter Fachkommissariat VI (Jugend) der Polizei Braunschweig, sagte man könne seit 2013 wieder einen Anstieg bei den jugendlichen Rauchern feststellen. 40,4 Prozent der befragten 16-jährigen Mädchen rauchen. Gesundheitsplaner Rainer Schubert wies zudem auf den Cannabis-Konsum der Jugendlichen hin. Über 30 Prozent der befragten Jungen gaben an schon einmal Cannabis konsumiert haben, dazu rund 21 Prozent der Mädchen. Gerade bei den Jungen bleiben von diesen über die Hälfte dabei und konsumieren das Rauschmittel regelmäßig. Dabei scheint das Rauchen gerade bei den Jungen ein Einstieg für den späteren Konsum von Cannabis zu sein. Über 60 Prozent der Konsumenten gaben an auch Tabak zu rauchen. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch, ob im Freundeskreis Cannabis geraucht wird.
Folgen nicht im Bewusstsein
Sozialdezernentin Dr. Andrea Hanke wies daraufhin, dass der THC-Gehalt von Cannabis in den letzten Jahren deutlich gestiegen wäre. Die Folgen für Konsumenten könnten schwerwiegend sein. Es müsse in der allgemeinen Diskussion viel stärker darauf eingegangen werden, das Angstzustände, Depressionen oder weitere Krankheiten durch das Rauschmittel ausgelöst werden könnten. Gesundheitspädagogin Doris Freudenstein ergänzte, dass 31 Prozent der Jugendlichen die regelmäßigen Cannabis rauchen, angaben auch andere Drogen konsumiert zu haben (Lachgas, Ectasy, Hustenstiller, Speed, etc.). Den hohen Anteil an Jugendlichen, die schon einmal in Kontakt mit Cannabis waren, erklärt Ralf Metschulat sich auch mit der undifferenzierten Diskussion über die Legalisierung des Rauschmittels. Dabei würde häufig nur oberflächlich informiert werden. Für junge Menschen könnte der Eindruck entstehen, dass alles recht harmlos wäre. Ein absoluter Trugschluss, so der Leiter des Fachkommissariats Jugend. "Die Ergebnisse der Studie liefern eine wichtige Grundlage für unsere zukünftige Arbeit zur Gesundheitsprävention in Schulen", war sich Dr. Andrea Hanke sicher. "Erfreulich ist: Alkohol ist nicht mehr in dem Maße die jugendliche Modedroge wie in den zurückliegenden Jahren." Dazu hätten sicher auch entsprechende Aufklärungskampagnen in den Schulen unter dem Motto "Alles im Griff" beigetragen, so die Dezernentin.
Präventionsarbeit verstärken
Aber die neue Entwicklung gebe auch Anlass zur Sorge. Dass der Besitz von Cannabis unter Strafe stehe, gelte bei vielen Jugendlichen, wenn überhaupt, als Kavaliersdelikt. Und auch die gesundheitlichen Risiken seien nicht im Bewusstsein. "Hier müssen wir mit unserer Arbeit in den nächsten Jahren ansetzen", betonte sie. Der Arbeitskreis Suchtprävention, in dem in Braunschweig die entsprechenden Akteure seit Jahren eng vernetzt zusammenarbeiten, werde die Studie nun im Detail auswerten, um entsprechende Präventionsprogramme zu entwickeln und umzusetzen. Petra Bunke (Jugend- und Drogenberatung Braunschweig (DROBS)) sieht dabei auch die Eltern in der Pflicht. Man müsse ihnen immer wieder aufzeigen, wie wichtig ihr Verhalten ist und wie es sich auf die Kinder auswirkt. Wer Hilfe sucht, der kann sich hier informieren.
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