Christliche Camper, campende Christen: Sinti laden in ihre Zeltkirche ein

von Christina Balder




Braunschweig. Es ist schon fast ein Dorf, das da seit etwa einer Woche auf dem Harz und Heide-Gelände an der Eisenbütteler Straße steht. Es besteht aus rund 100 Wohnwagen und einer Zeltkirche. Für zwei Wochen treffen sich dort rund 500 Menschen, Mitglieder der Freikirche Missionswerk Zion  - Christliche Sinti Mission (CSM) e.V. zu einer Konferenz. Die Mitglieder, überwiegend Sinti, sind aus ganz Deutschland angereist  und wollen gemeinsam beten, Gottesdienste feiern und über ihren Glauben sprechen. Wer dabei sein will, ist herzlich eingeladen, sagt Pastor Josef Wagner.



Diese zwei Wochen sind für viele der Anwesenden ihr Ferienaufenthalt. "Wir Sinti reisen gerne, da sind diese zwei Wochen mit dem Caravans eine schöne Lösung", sagt Wagner. "Außerhalb der Sommerferien sind die meisten ja beruflich gebunden und die Kinder müssen zur Schule." Hier tauschen sie sich aus, treffen alte Bekannte und feiern Gottesdienste in der Zeltkirche. "Bei uns geht es sehr lebendig  zu, wir haben einen Gospelchor und einzelne Gläubige berichten von ihrem Weg zum Glauben", erzählt der Pastor, der als Vorstandsmitglied des Vereins die Veranstaltung mit organisiert hat. Unter sich sein wollen die christlichen Camper nicht unbedingt: "Wer möchte, darf gerne zu unseren Gottesdiensten kommen - oder auch einfach so", sagt Wagner. Es geht ihm auch darum, Vorurteile gegenüber Sinti abzubauen.

"Es gab immer mal wieder Vorwürfe, wir würden diese Veranstaltung nur als Vorwand



nutzen. Da gibt es dann solche Sprüche: Holt die Wäsche rein, die Zigeuner kommen! Oder: Sperrt die Kinder ein, sonst sind sie weg", erzählt Wagner. Das seien jahrhundertealte Vorurteile, die auf die Mehrheit der Bevölkerungsgruppe aber nicht zutreffe. "Schwarze Schafe gibt es überall - wir sind deutsche Sinti, hier geboren, unsere Eltern sind schon hier geboren, wir gehen ganz normalen Berufen nach", sagt er.

Dankbar ist er der Stadt Braunschweig, die ohne solche Vorurteile die Veranstaltung genehmigt hatte. "Wir bemühen uns auch, gute Gäste zu sein, damit wir wiederkommen dürfen", sagt Wagner. Bis zum Ende der Zusammenkunft am 31. August will er aber auch Gastgeber sein. Wer einmal vorbeischauen möchte, darf das gern tun: "Viele waren schon ganz erstaunt, wie normal das hier alles ist", sagt Wagner und lacht. Auch zu den Gottesdiensten lädt er ein: Werktags um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr findet er in dem großen Zelt auf dem Messegelände statt. Willkommen sind alle Konfessionen: "Gott ist nicht evangelisch oder katholisch, er ist auch nicht freikirchlich. Wir wollen einfach die frohe Botschaft es Christentums vermitteln, dass Gott die Menschen liebt."