Braunschweig. Die Beschäftigten der Daimler-Niederlassung Braunschweig sind geschockt. Nachdem die Pläne der Konzernführung zur Zerschlagung des konzerneigenen Vertriebes öffentlich wurden, geht die Angst um. "Das ist ein Schlag ins Gesicht", betonte Michael Steffens, Betriebsratsvorsitzender der Braunschweiger Niederlassung am Montag im Rahmen eines Pressegesprächs in den Räumen der IG Metall.
Gemeinsam mit Eva Stassek, der zweiten Bevollmächtigten der IG Metall in Braunschweig und dem zuständigen Gewerkschaftssekretär Michael Cordes, erklärte er, wo den Mitarbeitern der Schuh drückt. Nach den Plänen des Daimler-Vorstandes stehen 36 Teilbetriebe von Niederlassungen und GmbH-Betrieben zum Verkauf, um die Rendite des Auto-Herstellers zu verbessern. In diesen Betrieben arbeiten heute mehr als 1500 Beschäftigte. Von der Niederlassung Braunschweig sind die Center in Goslar und Seesen betroffen (50 Mitarbeiter).
Der Verkauf von ganzen Niederlassungen sei bis Ende 2015 ausgeschlossen, aufgrund der Vereinbarung „Zukunftssicherung Niederlassungen“ aus dem Jahr 2008. Teilbetriebe können allerdings schon heute verkauft werden. Die Vereinbarung schließt außerdem betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2017 aus. In einem ersten Schritt sollen daher die bundesweit 33 konzerneigenen Niederlassungen regional in Verbünde zusammengefasst werden. Durch die zentrale oder regionale Bündelung von Verwaltungsfunktionen sollen Arbeitsplätze im administrativen Bereich abgebaut werden. Für Braunschweig mit seinen rund 350 Mitarbeitern sei ein Verbund mit Kassel/Göttingen (480 Mitarbeiter) und Hannover (700 Mitarbeiter) geplant. Braunschweig läge mittendrin und sei der kleinste Partner – dies lasse Schreckliches erahnen.
Außerdem soll das neue Vertriebskonzept des Daimler-Vorstands mit dem Titel „Customer Dedication“ in den Niederlassungen umgesetzt werden. Die Zuständigkeiten für Pkw und Nutzfahrzeuge würden danach strikt getrennt. Es würden nach den Vorstandsplänen bundesweit 13 Verbünde für den Pkw-Vertrieb und elf Verbünde für den Nutzfahrzeug-Vertrieb entstehen. "Unsere Belegschaft und wir als Betriebsrat werden das so nicht akzeptieren. Wir verlangen Veränderungen im Konzept, bei denen es nicht nur um Gewinnmargen, sondern auch um die Menschen geht“, sagte Steffens,
„Die Unternehmensleitung muss sich mit uns an den Verhandlungstisch setzen und mit uns die Strategie neu diskutieren. Wir brauchen eine langfristige und positive Zukunftsperspektive für die Niederlassungen und ihre Beschäftigten.“ Steffens befürchtet, sonst gute Mitarbeiter im Unternehmen zu verlieren. "In meinen Augen ist dies der Verlust eines Stücks Unternehmenskulturs." Auch Eva Stassek kündigte energischen Protest seitens der IG Metall an – notfalls bis vor die Werkstore. Die Pläne müssten auf den Tisch, dann könne man verhandeln.