Braunschweig. Am Mittwoch haben die Vereine "Jugendring Braunschweig" und "Haus der Kulturen" im Rahmen des Projektes samo.fa und die "Seebrücke Braunschweig" das Theater in der List Hannover eingeladen, das zutiefst erschütternde Theaterstück „Das Boot ist voll“ zu präsentieren. Die "Seebrücke Braunschweig" veröffentlichte nun ein Fazit, das wir im weiteren unkommentiert veröffentlichen.
Das Theaterstück erinnert an die Katastrophe vom 3. Oktober 2013, als vor der Insel Lampedusa ein Kutter mit mehr als 500 geflüchteten Menschen an Bord sank. Viele dieser Menschen bezahlten den Wunsch und die Hoffnung auf ein Leben ohne Krieg und Armut mit ihrem Leben, darunter auch Kinder.
Einige im Publikum hatten Tränen in den Augen, so nah hatte Willi Schlüter die Tragödie geschildert. Man vergaß, dass dort ein Schauspieler stand. Es ist als ob der Eisdielenbesitzer Vito Fiorino die Geschichte persönlich erzählte. Er erwartet in seinem Café seine Freunde, mit denen er in der verhängnisvollen Nacht eigentlich zum Fischen heraus fahren wollte. Über eine Stunde spricht Willi Schlüter auf der Bühne einen einsamen Monolog teils mit klarer aber auch erschütternder Stimme. Manchmal auch in Erinnerung des schrecklichen Ereignisses mit zitternder Stimme, die gefühlvoll unter die Haut ging. Unterlegt wurde das Stück mit Bildern und teils mit Geräuscheffekten, wie zum Beispiel das Geräusch der an die Bordwand schlagenden leblosen Körper.
Das Stück macht auf ergreifende Weise deutlich, dass viele Menschen mehr hätten gerettet werden können, wenn die Küstenwache nicht völlig versagt und die zivilen Retter nicht auch noch behindert hätte. Es zeigte die Ohnmacht der Retter, die auf dem kleinen Fischerboot „Gamar“ nicht alle aufnehmen konnten und entscheiden mussten, rette ich den Mensch rechts oder rette ich den Menschen links. Letztendlich konnten nur 47 Menschen gerettet werden. Das Stück wirft Fragen auf, die bis heute nicht geklärt sind.
Den Rettern wurden übrigens keine psychologischen Hilfen angeboten. Vito sagt, wir sind seit der Tragödie nicht mehr dieselben. Doch er fügt hinzu „Die Tragödie hat uns stärker und sensibler gemacht und offenbar auch toleranter. Ich sehe keine Schwarzen mehr – ich sehe Menschen mit Geschichten.“
Zuschauer spendeten für Seenotrettung
Willi Schlüter und Antonio Umberto Riccó , der an diesem Abend anwesend war, luden das Publikum nach dem Stück zum Gespräch ein und verwiesen auch auf die Spendenmöglichkeit für die Seenotrettung. Die Seebrücke Braunschweig sagt den mehr als 40 Gästen herzlichen Dank für ihre Spenden und freut sich über 200 Euro für Sea-Watch e.V.
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