Braunschweig. Bereits zum siebten Mal fanden am Montag in Braunschweig die Kundgebungen der Bragidabewegung und des Bündnisses gegen Rechts statt – zum zweiten Mal am Hauptbahnhof. Im Gegensatz zur Vorwoche gab es diesmal wieder Auseinandersetzungen.
Ab 17.30 Uhr versammelten sich zunächst bis zu 400 Personen vom Bündnis gegen Rechts auf dem Bahnhofsvorplatz – so die Schätzung der Polizei. Moderiert wurde die Gegen-Demonstration von Eva Stassek von der IG Metall, die die Gegen-Demonstranten mit den Worten: „Es gibt viel zu tun. Die Intoleranz steckt noch in vielen Köpfen“, begrüßte. Rednerinnen dieser Kundgebung waren Lina Schönfeld, Integrationsbeauftragte des Box-Clubs 72, und Katja Voges, Betriebsrätin von VW Braunschweig. Für den musikalischen Beitrag sorgten Undine Schönfeld und Heide Janicki.
Bragida-Kundgebung verzögerte sich
Und während auf der Gegenseite friedlich demonstriert wurde, verzögerte sich die Bragidaversammlung, die ab 18.30 Uhr auf einem abgetrennten Areal nördlich vom Bahnhof beginnen sollte. Grund war, dass eine größere Gruppe auf dem Hinweg der Polizei wegen des Rufens verfassungsfeindlicher Parolen auffiel und von den Beamten im Post-Tunnel festgehalten wurde. Die Polizei leitete Maßnahmen zur Personenfeststellung ein, in dessen Zuge Ausweise überprüft und Fotografien gefertigt wurden. Es wurde vor Beginn der Demonstration ein Strafverfahren eingeleitet und 33 Tatverdächtige überprüft.
Bragida-Organisatorin Tina Müller sprach von Schikane und von beabsichtigten Verzögerungen der Bragid-Demo durch die Polizei. Sie kündigte Konsequenzen an und nahm sofort Kontakt zu ihrem Anwalt auf. Des weiteren sprach Müller ihren Unmut über die erneute Verlegung der Demonstrationen an den Bahnhof aus und verkündete, dass man sich dies nicht länger gefallen lassen werde. Zumal die Anreise einiger Teilnehmer auch hier nicht sicher gewesen sei. Schon auf dem Bahnhofsvorplatz sei eine Bragida-Gruppe angegriffen und gejagt worden.
Im abgegrenzten Bereich der Bragida-Kundgebung warteten die übrigen Teilnehmer auf die Ankunft der Demonstranten. Via Lautsprecher wurde bekannt gegeben, dass man sich solidarisch zeige und die Kundgebung erst dann starten wolle, wenn alle Teilnehmer angekommen seien. Für die Maßnahmen der Polizei zeigte man nur wenig Verständnis und sprach auch hier von reiner Schikane den Bragida-Anhängern gegenüber. Die Wartezeit wurde mit einem offenen Mikrofon überbrückt. Die Feststellung der Personalien durch die Polizei verzögerte die Bragida-Kundgebung um rund zwei Stunden. Während im Areal der Bragida auf die restlichen Teilnehmer gewartet wurde, sammelten sich Gegen-Demonstranten laut pfeifend, trommelnd und Parolen rufend vor den Absperrungen und positionierten sich an der Laufroute des Bragida-Zugs.
Bragida-Aufzug polizeilich gestoppt
Letztlich machten sich am Ende bis zu 80 Personen, nach einer stationären Kundgebung auf den Weg über die Kurt-Schumacher-Straße bis zum John-F.-Kennedy Platz. Schon während der Zug sich in Bewegung setzte, kam es zu lautstarken verbalen aber auch vereinzelt körperlichen Auseinandersetzungen zwischen beiden Lagern. Mehrmals mussten die Polizeikräfte massiv einschreiten und für Ordnung sorgen.
Nach rund 450 Metern stoppte die Polizei den Zug auf der Kurt-Schumacher-Straße, da weitere Ausschreitungen zu befürchten waren. Ein Abbruch der Demonstration kam für einige Bragida-Anhänger allerdings nicht in Frage und die Demonstranten ließen sich aus Protest auf der Straße nieder. Immer wieder kam es zu Diskussionen mit den Polizeikräften. Parolen beider Lager wurden über die Absperrgitter gerufen, die Polizei musste mehrmals über Lautsprecher die Bragida-Teilnehmer auf das Vermummungsverbot hinweisen und drohte mit Strafverfahren gegen diejenigen, die sich den Anweisungen widersetzten. Bei den Bragida-Demonstranten entlud sich der Frust lautstark. Sie bezeichneten es als ungerecht, dass nur sie sich nicht vermummen durften. Nach drei Aufforderungen der Polizei sollte die Trotzhaltung aufgegeben werden. Aber auch innerhalb der Bragida-Teilnehmer war man sich nicht einig. Der Aufforderung von Orgateam-Mitgliedern, umzukehren, wollte nicht jeder nachkommen.
Erst nach einer guten halben Stunde setzte sich der Zug in Richtung Bahnhof in Gang und die Demonstranten traten den Rückweg an. Dort wurden sie, wieder an der Gegen-Demonstranten vorbei, direkt zum abgetrennten Areal der Bragida geführt. Dort verkündete Bragida-Organisatorin Tina Müller das offizielle Ende der Kundgebung, wies aber nochmals darauf hin, dass man sich die Ereignisse der heutigen Demonstration nicht gefallen lassen werde. Sie bat die Teilnehmer um Stellungnahmen, da seitens der Bragida wahrgenommen wurde, dass es enorme Sicherheitslücken gegeben hätte und mehrere Bragida-Teilnhemer angriffen und verletzt worden seien. Hier wolle man noch am Abend einige Anzeigen erstatten, sagte Müller gegenüber BraunschweigHeute.de. Außerdem soll geprüft werden, in wiefern die Vorwürfe der Polizei, Bragida-Teilnhemer wären aus der Absperrung ausgebrochen und auf die Gegen-Demonstranten losgegangen, stimmen würden. Hierzu soll in den nächsten Tagen eine offizielle Stellungnahme der Bragdia folgen.
Die Kundgebungen wurden gegen 22 Uhr beendet. Bragida kündigte für den nächsten Montag erneut eine Versammlung an.
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