Braunschweig. Über die Neugestaltung des Hagenmarktes wird seit Jahren diskutiert. Doch nun soll es tatsächlich losgehen. Der entscheidende Ausschuss für Mobilität, Tiefbau und Auftragsvergaben hat in seiner Sitzung am gestrigen Dienstag dem Investitionsvorhaben mit sieben zu drei Stimmen (bei einer Enthaltung) zugestimmt.
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Aktuell geht man von Gesamtkosten in Höhe von 7,35 Millionen Euro aus. Dabei sind alle Projektbausteine - der Platz an sich, der Straßenraum, der Heinrichsbrunnen und verpflichtende archäologische Untersuchungen - berücksichtigt.
Der Platz um den Heinrichsbrunnen
Der aus dem Wettbewerb hervorgegangene Siegerentwurf von Capattistaubach weist für den Hagenmarkt drei unterschiedliche Platzbereiche aus: einen äußeren eher urbanen Bereich, der weiterhin Erschließungsfunktion hat, aber zum Beispiel auch Freisitze der umgebenden Gastronomie aufnehmen kann, einen inneren Kern unmittelbar um den Brunnen, der eine multifunktional nutzbare Fläche aufweist, und vor allem einen neuen kompakten Grünraum um diesen Kernbereich, den sogenannten „grünen Saum“. In diesem grünen Saum sollen zahlreiche Bäume und eine durchgängige niedrige Bepflanzung umgesetzt werden. In den inneren Platzbereichen werden zusätzliche Aufenthaltsbereiche geschaffen, die ohne Verzehrzwang zum Verweilen einladen.
Um den Wünschen der Politik nachzukommen, sei der Grünanteil im Verhältnis zum Wettbewerbsentwurf noch einmal deutlich erhöht worden, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Flächenmäßig entspreche der Grünanteil jetzt wie gefordert dem Bestand, habe aber eine ganz andere, deutlich höhere Klimarelevanz. Es seien weitere klimawirksame Maßnahmen vorgesehen. So ist zum Beispiel um die Wasserdurchlässigkeit beziehungsweise ‑speicherung deutlich zu erhöhen (Stichwort Schwammstadt) eine weitgehend natürliche Bewässerung mit entsprechender Wasserhaushaltung vorgesehen. In Teilbereichen sei auch zum ersten Mal in Braunschweig eine Nutzung des Dachflächenregenwassers eingeplant.
Sanierung des Heinrichsbrunnens
Da im Platzbereich ohnehin umfangreiche Tiefbauarbeiten notwendig werden, sei es zielführend, die unabhängig von der Umgestaltung des Platzraums notwendige Sanierung des Heinrichbrunnens zeitgleich durchzuführen. Die derzeitige Brunnenkammer entspreche weder dem Stand der Technik noch den aktuellen Anforderungen an die Arbeitssicherheit. Sie sei daher nicht längerfristig haltbar und die Anlage einer neuen Brunnenkammer und -technik sei jetzt im Zuge der Neugestaltung sinnvoll.
Neugestaltung der Straßenräume
Derzeit sei der Kreuzungsbereich am Hagenmarkt für den Rad- und Fußverkehr ein unübersichtlicher schlecht nutzbarer Ort, so die Verwaltung. Der vorliegende Entwurf der Straßenplanung rücke daher eine ausreichend dimensionierte Radverkehrsführung und die Verkehrssicherheit in den Fokus. Es würden ausreichend dimensionierte Querungsmöglichkeiten für den Fußverkehr über die Straße Hagenbrücke und den Bohlweg neu geschaffen. Für den Radverkehr seien die notwendigen Abbiegebeziehungen in dem komplexen Knotenpunkt unter Einhaltung der aktuellen Regelmaße für Radwege nach dem Braunschweiger Standard neu konzipiert worden.
Durch die Verschiebung der Entwässerungslinie sei es erforderlich geworden, die gesamte Fahrbahn neu zu planen, um eine fachgerechte Entwässerung der Straßenoberfläche zu gewährleisten. Durch diesen Vollausbau der Straßen Hagenbrücke und Bohlweg ergebe sich eine wesentliche Zunahme der umzubauenden Flächen. Weitere zusätzliche Flächen seien durch eine regelkonforme Führung des Radverkehrs und den Verzicht auf markierte Sperrflächen im direkten Umfeld des Platzes entstanden.
Archäologische Grabungen
Für die Zielsetzungen „Grüner Aufenthaltsraum“ und „Schwammstadt“ sei ein großvolumiger Bodenaushub und -austausch mit entsprechender Entsorgung des Bodens notwendig. Dies müsse aufgrund der historischen Innenstadtsituation zwingend zuvor durch archäologische Grabungen und Dokumentationen vorbereitet werden. Aufgrund der am Hagenmarkt historisch verorteten früheren Oper und des noch früheren dort befindlichen mittelalterlichen Hagen-Rathauses sei hier in jedem Fall mit umfangreichen Befunden zu rechnen. Diese archäologischen Grabungen und Dokumentationen seien gesetzlich vorgeschrieben.
Finanzierung steht
Der Großteil der Gesamtkosten von 7.351.000 Euro fällt mit gut 3,2 Millionen auf den Bereich des Brunnenumfeldes, 2,1 Millionen sind für technische Einrichtungen im Straßenraum und verkehrliche Maßnahmen vorgesehen. Bei der NBank wurde eine Fördersumme von 1.119.887,92 Euro beantragt. Mit dem Bewilligungsbescheid der NBank werde in Kürze gerechnet. Der vorzeitige Maßnahmenbeginn sei bereits beantragt und bewilligt worden. Über 7 Millionen Euro wurden vom Rat für die Umgestaltung und Sanierung des Hagenmarktes im Haushalt eingeplant.
Das ist der Zeitplan
Laut aktueller Zeitplanung sollen noch in diesem Jahr Vorarbeiten sowie die archäologischen Arbeiten durchgeführt werden. Eine Ausschreibung sei bereits erfolgt. Eine Vergabe ist für Juni vorgesehen. Im Anschluss sollen die Arbeiten so schnell wie möglich beginnen. Im Jahr 2025 sollen die wesentlichen Bauarbeiten stattfinden, 2026 weitere Restarbeiten. In 2027 soll mit Blick auf den Förderzeitraum die Abrechnung der Maßnahme erfolgen.
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