Braunschweig. Der Platz vor dem Krankenhaus Marienstift im Kreuzungsbereich der Helmstedter Straße und Georg-Westermann-Allee erhält den Namen "Elise-Averdieck-Platz" und wird damit benannt nach einer der wichtigsten Personen, die die Gründung des Marienstifts ermöglicht haben. Das hat der Rat am Dienstag beschlossen, teilt die Stadt Braunschweig in einer Pressemitteilung mit.
Die Evangelische Stiftung Neuerkerode hatte im Zusammenhang mit dem im Mai 2020 anstehenden 150-jährigen Jubiläum der Evangelisch-lutherischen Diakonissenanstalt Marienstift den Wunsch an die Verwaltung herangetragen, die im Zuge der Umgestaltung der Helmstedter Straße direkt vor dem Krankenhaus Marienstift neu entstandene Platzfläche nach Elise Averdieck zu benennen. Von der Umbenennung ist mit der Ev.-luth. Diakonissenanstalt Marienstift nur ein Anlieger, nämlich die Diakonissenanstalt selbst, betroffen.
"Eine starke historische Verbundenheit"
Die Stadtverwaltung unterstützte den Vorschlag. "Der Platz weist eine starke historische Verbundenheit und einen unmittelbaren Bezug zur Namensgeberin auf", sagt Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer. "Elise Averdieck war zu ihrer Zeit eine von sehr wenigen in Führungspositionen tätigen Frauen und hat sich in ihrem Wirken sowohl im schulischen wie auch im Sozial- und Gesundheitsbereich durch herausragende Leistungen ausgezeichnet."
Die Ev.-luth. Diakonissenanstalt Marienstift beabsichtigt, die Platzeröffnung am 10. Mai 2020 mit einer Feierlichkeit zu begehen. Die Benennung "Elise-Averdieck-Platz" wird mit dann mit Aufstellung des entsprechenden Schildes wirksam. Die Platzfläche liegt geometrisch in zwei Stadtbezirken. Deshalb ging die Beschlusskompetenz in diesem Fall von den Stadtbezirken auf den Rat über.
Zur Person:
Elise Averdieck (geboren am 26. Februar 1808 in Hamburg, gestorben am 4. November 1907 ebenda) arbeitete in ihrer Heimatstadt zunächst als Lehrerin und eröffnete eine Vorschule für Knaben, die sie 13 Jahre lang leitete. Aus der Praxis heraus verfasste sie selbst Kinderbücher, weil ihr die angebotenen nicht kindgerecht erschienen. Da sie sich neben der Lehrtätigkeit auch zur Krankenpflege berufen fühlte, ergriff sie im Jahr 1856 die Gelegenheit, ein christliches Krankenhaus zu eröffnen. Elise Averdieck wurde zur Vorsteherin für das "Bethesda" genannte Krankenhaus in Hamburg gewählt, das sie bis 1881 leitete. Sie wurde Diakonissenmutter und bildete Schwestern und später auch Gemeindepflegerinnen aus.
Im Jahr 1870 fassten Mitglieder des ‚Vaterländischen Frauenvereins‘ auch in Braunschweig den Entschluss zur Gründung eines Krankenhauses. Als in diesem Zusammenhang in mehreren bestehenden Diakonissenhäusern vergeblich um Schwestern anfragten, war es Elise Averdieck, die sich trotz der großen Schwesternnot, mit der auch ihr Mutterhaus zu kämpfen hatte, entschloss, zwei ihrer Diakonissen aus Hamburg nach Braunschweig zu entsenden. Am 8. Mai 1870 erfolgte die Weihe des Ev. luth. Diakonissenhauses Marienstift zu Braunschweig. Elise Averdieck ist somit eine der wichtigsten Personen, die die Gründung des Marienstifts in Braunschweig ermöglicht haben.
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