Braunschweig. Immerhin sind sie verpackt. Ein pralles Paar Brüste wirbt an der Hamburger Straße für ein Bowlingcenter. Es stellt die Frage "Wo würde Dieter bowlen?" und nimmt damit auf einen bekannten deutschen Musikproduzenten Bezug, der weiblichen Rundungen nicht abgeneigt ist. Runde Bowlingkugeln sieht man keine. Diese Art der Werbung hat der Deutsche Werberat am Donnerstag mit einer öffentlichen Rüge bedacht, der schärfsten Sanktion, die die Selbstkontrolleinrichtung ausüben kann.
Es passiere nicht oft, dass eine öffentliche Rüge notwendig ist, sagt Julia Busse, Geschäftsführerin des Werberats. 96 Prozent aller Beanstandungen werden von den werbenden Unternehmen akzeptiert, sie sehen daraufhin von weiterer Werbung dieser Art ab. Nicht so im Fall der Joker GmbH, die das Bowlingcenter betreibt: "Wir haben die Werbung beanstandet, aber es gab keine Bereitschaft, etwas zu ändern und auch keine Reaktion mehr", erzählt Busse.
Sexistisch sei das Plakat, es würdige Frauen herab, sagt die Juristin. "Die Frau hat weder Körper noch Kopf, damit wird sie zum reinen Objekt." Das Motiv des Plakats stehe außerdem in keinem Zusammenhang zum Produkt.
Im Moment erreichen den Werberat relativ viele Beschwerden aus der Bevölkerung - "Sexismus ist da ein Schwerpunktthema", sagt Busse. Unter anderem wegen der Diskussion nach der Dirndl-Debatte um Rainer Brüderle sei die Gesellschaft sensibilisiert. Und nicht nur Frauen trügen ihre Beschwerden an den Werberat heran: auch Männer störten sich laut Busse häufig an sexistischer Werbung. "So etwas würdigt ja nicht nur Frauen herab", erklärt sie. "Es diskriminiert auch Männer, indem es ihnen unterstellt, wegen eines eigenartigen Frauenbildes von solcher Werbung positiv angesprochen zu werden."
Dass es keine schlechte PR gebe, hört Julia Busse gelegentlich von den kritisierten Unternehmen. "Manche freuen sich über die Aufmerksamkeit, die mit einer öffentlichen Rüge einhergeht", sagt sie. "Aber das ist etwas kurzfristig gedacht. Werbung soll ja etwas Positives sein." Die erhoffte Folge einer solchen Rüge sei gesellschaftlicher Druck, die Werbung zu ändern.
Die Joker GmbH war am Donnerstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Dieter und die dicken Dinger: Bowlingcenter erntet Rüge vom Werberat
von Christina Balder