Ein Max Beckmann Gemälde für Braunschweig


Max Beckmann (1884–1950), Landschaft mit See, 1900, VG Bild-Kunst, Bonn 2019, Foto: C. Cordes, HAUM
Max Beckmann (1884–1950), Landschaft mit See, 1900, VG Bild-Kunst, Bonn 2019, Foto: C. Cordes, HAUM | Foto: C. Cordes, HAUM

Braunschweig. Braunschweig kann nun auch ein Gemälde von Max Beckmann (Leipzig 1884–1950 New York) vorweisen. Das Herzog Anton Ulrich-Museum konnte eine frühe Ölskizze Beckmanns erwerben, die aus seiner Braunschweiger Jugendzeit stammt und mit großer Wahrscheinlichkeit die Riddagshäuser Teiche und die Buchhorst zeigt. Dies berichtet das Museum.


Das kleinformatige Ölbild dieses Hauptmeisters der Moderne aus dem Jahr 1900 habe im Rahmen einer Auktion des Auktionshauses Karl & Faber am 5. Dezember 2018 in München ersteigert werden können. Nicht zuletzt dank der kurzfristig zugesagten Unterstützung der Günter Kalkhof-Stiftung aus Braunschweig.

„Dieser Ankauf ist doppelt wichtig für unser Museum. Nicht nur ist Max Beckmann einer der bedeutendsten Künstler der Moderne, er war zeitlebens ein bekennender Braunschweiger, auch wenn er eigentlich in Leipzig als Sohn braunschweigischer Eltern geboren wurde und nur zwischen seinem 11. und 16. Lebensjahr in der Stadt lebte“, erzählt Museumsdirektor Prof. Dr. Jochen Luckhardt. „Darüber hinaus konnte Prof. Döring durch die gelungene Ersteigerung das erste Ölgemälde Max Beckmanns nach Braunschweig holen, das noch dazu offenbar einen Ort zeigt, zu dem die Braunschweiger eine ganz besondere Beziehung pflegen: Die Seenlandschaft rund um Riddagshausen und die Buchhorst.“

Ölskizze stammt aus Beckmanns frühen Zeiten


Der 16-jährige Max Beckmann habe die Ölskizze „Landschaft mit See“, Öl auf Leinwand, aufgezogen auf Karton, 19,5 x 28,5 cm, nach Ausweis der Signatur am 6. April 1900 gemalt. Die Arbeit stamme aus Beckmanns frühester Schaffensphase, kurz vor dem Beginn seines Studiums an der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar, und zähle somit zu den ersten Werken seiner künstlerischen Laufbahn. Ein Zeitraum, der bisher wissenschaftlich wenig erforscht und auch noch nicht in der aus 98 Werken bestehenden Sammlung von Beckmann-Graphiken im Kupferstichkabinett des Museums vertreten sei. Wie sein frühestes Skizzenbuch (Washington, National Gallery of Art) belege, durchstreifte Max in diesen Wochen und Monaten zeichnend die Stadt, Natur und Gaststätten in und um Braunschweig, wobei es ihn besonders zum Nussberg, nach Riddagshausen und zum Grünen Jäger zog.

Auf diesen Wegen habe er seine Neugier auf das Leben zu stillen und seine künstlerischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln versucht. Prof. Dr. Thomas Döring, Leiter des Kupferstichkabinetts im Herzog Anton Ulrich-Museum, habe sich mit Unterstützung des Heimatpflegers von Riddagshausen, Dipl.-Ing. Reinhard Wetterau und Rangerin Anke Kätzel auf die Suche nach dem dargestellten Landschaftsmotiv gemacht. Demnach kombiniere die Darstellung einen Blick über den Schapenbruchteich mit einer Ansicht der leicht ansteigenden Buchhorst.

„Diese angesichts von Beckmanns Jugend erstaunlich freie und atmosphärische Landschaftsansicht führt vor Augen, wie früh er seine künstlerische Begabung und Berufung empfand und wie konsequent er dies in künstlerische Arbeit umsetzte. Es ist an der Zeit, seine Braunschweiger Jugendjahre und ihre Bedeutung für seine spätere persönliche und künstlerische Entwicklung genauer zu erkennen, sie zu erforschen und bekannt zu machen. Die Ergebnisse unserer jahrelangen wissenschaftlichen Bemühungen um dieses Thema werden wir im Herbst/Winter 2020/21 in einer Ausstellung im Herzog Anton Ulrich-Museum präsentieren. Die Neuerwerbung dieses Hauptwerks seiner Braunschweiger Jahre bildet einen wunderbaren zusätzlichen Anlass und eine große Bereicherung dieser Schau, in der wir die Herkunft und Anfänge Max Beckmanns mit zahlreichen Leihgaben aus europäischen und amerikanischen Sammlungen beleuchten werden.“, so Prof. Dr. Thomas Döring, Leiter des Kupferstichkabinetts.

Provenienz konnte nachgewiesen werden


Die „Landschaft mit See“ stamme aus dem Nachlass Barbara Göpels, der Ehefrau des bereits 1966 in München verstorbenen Kunsthistorikers Erhard Göpel. Dieser sei für den im Amsterdamer Exil während des Krieges isolierten und gefährdeten Max Beckmann ein wichtiger Freund und Unterstützer gewesen. Beckmann porträtierte ihn 1944 in einem Gemälde (jetzt Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin). Gemeinsam habe das Ehepaar Göpel später das Werkverzeichnis der Beckmann-Gemälde erstellt. Erhard Göpel war, wie inzwischen bekannt sei, während des 2. Weltkriegs jedoch auch Mitarbeiter des „Sonderauftrags Linz“ und somit am Kunstraub beteiligt gewesen.

Die Prüfung der Provenienz des auf der Auktion in München angebotenen Werkes hatte daher höchste Priorität. Erst als die lückenlose Provenienz nachgewiesen war – das Gemälde stamme aus dem Besitz von Beckmanns Schwester Margarethe, deren Tochter Hildegard es in den 1950er Jahren an das Ehepaar Göpel verkaufte – wurde die Ersteigerung in Betracht gezogen.

Max-Beckmann-Aktionswoche vom 6.–14. April 2019


Das Herzog Anton Ulrich-Museum feiert die Neuerwerbung mit einer Max-Beckmann- Aktionswoche, die auf den Tag genau 119 Jahre nach der Entstehung des Gemäldes, am 6. April 2019, beginnt. Bis zum 14. April werde die „Landschaft mit See“ für kurze Zeit in der Gemäldegalerie zu sehen sein, neben Werken von Künstlern wie Rembrandt und Vermeer, die Beckmann – der die Sammlung des Herzog Anton Ulrich-Museums seit Kindertagen sehr gut kannte – lebenslang bewunderte.

Ergänzt werde die Sonderpräsentation in der Gemäldegalerie mit Spezialführungen, einer Studioausstellung im Kupferstichkabinett und zwei Vorträgen. Die Besucher könnten in dieser Woche exklusiv für einen ermäßigten Eintritt von nur 5 € (Kinder sogar kostenlos) das Kunstmuseum und den neuen Beckmann besuchen. Der Ankauf sei durch eine Förderung der Günter Kalkhof-Stiftung und der Stiftung zur Förderung des Herzog Anton Ulrich-Museums ermöglicht worden.


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