Braunschweig. Im kommenden Jahr soll die Burgpassage einer Burggasse weichen. Der Komplex soll abgerissen werden, die jetzigen Mieter müssen sich andere Ladengeschäfte suchen. regionalHeute.de hat beim Arbeitsausschuss Innenstadt nachgefragt, wie dort die Entwicklung bewertet wird.
Der Vorstandsvorsitzenden des Arbeitsausschuss Innenstadt Braunschweig (AAI) e. V., Olaf Jaeschke, erklärt auf Nachfrage von regioalHeute.de: "Die Burgpassage liegt im Herzen der Innenstadt und erfüllt seit ihrer Eröffnung im Jahr 1983 eine wichtige Verbindungsfunktion zwischen Hutfiltern und der Schuhstraße. Der Einzelhandel unterliegt einem steten Wandel. Anforderungen an Ladengrößen und -zuschnitte, Schaufensterbreiten, Wahrnehmbarkeit aber auch die Kundenansprüche an Ladenlokale haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Bestehende Immobilien genügen oftmals nicht mehr diesen Anforderungen. Die Folgen sind, dass gerade mehrgeschossige Immobilien zunehmend mit Leerständen in den oberen Stockwerken kämpfen, aber auch eine „qualitative“ Neuvermietung von nicht mehr zeitgemäßen Erdgeschossflächen stellt Eigentümer wie Immobilienverwalter vor größer werdende Herausforderungen."
Entwicklung notwendig und wichtig
Die Notwendigkeit, sich den Entwicklungen am Markt, den Kunden- und Händleransprüchen mit einer entsprechenden Dynamik und Modernisierungsbereitschaft zu stellen, ist aus Sicht des Arbeitsausschuss Innenstadt e. V. dringend erforderlich und in der Braunschweiger Innenstadt derzeit gut sichtbar. Die Entwicklung der Burgpassage bietet die Chance, die Passage und damit den gesamten innerstädtischen Bereich, städtebaulich attraktiv weiterzuentwickeln und aufzuwerten sowie auf heutige Anforderungen im Einzelhandel zeitgemäß zu reagieren. Wir versprechen uns davon, dass die zentral gelegene Burgpassage auch in Zukunft ein wichtiger Anlaufpunkt und eine attraktive Einkaufslage in der Braunschweiger Innenstadt bleibt. Insgesamt sehen wir eine positive Entwicklung der Center und Passagen im Bereich der nordwestlichen Innenstadt, denn die Bereitschaft zur Investition attestiert Braunschweig einmal mehr eine hohe Attraktivität und Anziehungskraft.
Ständiger Dialog mit den Händlern
Die derzeitigen Händler müssen ihre Geschäfte bis zum Sommer 2018 räumen. Schon jetzt ist erkennbar, dass sie nur schwer einen adäquaten Ersatz finden. Nevzak Ari von der Änderungsschneiderei Ari sagt im Gespräch mit regionalHeute.de, dass er seinen Laden in der Burgpassage im März des kommenden Jahres schließen und auch nicht woanders wieder eröffnen wird. Zu hoch seien die Mieten. Eine monatliche Ladenmiete von rund 2.000 Euro könne er kaum erwirtschaften. Deshalb hat er schweren Herzens den Entschluss gefasst, das Geschäft zu schließen. "Es ist eine Katastrophe für mich", so Ari.
Holger Mus vom Reformhaus Bacher konnte gegenüber regionalHeute.de schon verkünden, dass er bereits einen neuen Laden gefunden hat. "Wir werden unser Geschäft gegenüber der Bücherei Graff eröffnen, wenn wir hier ausgezogen sind. Möglicherweise werden wir dort sogar früher einziehen, als in der Burgpassage aus. Wir werden also zwischenzeitlich drei Filialen in Braunschweig haben", so Mus. Ein wenig Kritik übt er an der Kommunikation und der Information. Gerne hätte er gesehen, dass ausreichender informiert worden wäre. Zudem hätte er es gut gefunden, wenn die Wirtschaftsförderung oder der Arbeitsausschuss Innenstadt den betroffenen Händlern unter die Arme gegriffen hätte. "Es wäre schön gewesen, wenn uns jemand Vorschläge gemacht oder gezeigt hätte, wo leere Immobilien sind. Das hätte geholfen", so Mus.
regionalHeute.de wollte von Olaf Jaeschke wissen, ob der Arbeitsausschusses Innenstadt hier beratend und unterstützend zur Seite stehen wird und kann.
Dazu erklärt Jaeschke: "Der AAI steht bezüglich der baulichen Entwicklungen seit langem im Dialog mit den Händlern in der nordwestlichen Innenstadt. Im Rahmen unserer Möglichkeiten vertreten wir generell die Bedürfnisse der Braunschweiger Einzelhändler gegenüber Investoren, treten als Gesprächsvermittler auf und bringen Händler, Wirtschaftsförderung und Immobilienmakler zusammen. Bereits im Frühjahr gab es einen gemeinsamen Dialog zur Entwicklung der nordwestlichen Innenstadt, am 18. Oktober folgt der nächste öffentliche AAI-Infoabend mit dem Schwerpunkt Nordwestliche Innenstadt. Dort werden Vertreter der Stadt und der Wirtschaftsförderung zu den Veränderungen im Bereich der Center und Passagen Stellung nehmen. Kurzfristig werden wir den Investor zu einem Gespräch einladen, damit er auch dem AAI seine Pläne darlegen kann. Sicher ist eine gute Lösung der Belange der anliegenden Einzelhändler auch im Interesse des Investors", so Jaeschke.
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