Epidemie-Management-System SORMAS soll jetzt bundesweit eingeführt werden

Durch die Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit stehe das vom Helmholtz-Zentrum entwickelte System allen Gesundheitsämtern kostenlos zur Verfügung.

SORMAS wurde vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung federführend entwickelt. Symbolbild
SORMAS wurde vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung federführend entwickelt. Symbolbild | Foto: Alexander Dontscheff

Braunschweig. Das digitale Epidemie-Management-System SORMAS wurde vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) federführend entwickelt. Das Land Niedersachsen hat bereits angekündigt, es in allen Gesundheitsämtern einführen zu wollen (regionalHeute.de berichtete). Nun soll SORMAS auch bundesweit die Gesundheitsämter entlasten. Das teilt das HZI in einer Pressemitteilung mit.


Die schnelle und effiziente Erfassung, Betreuung und Dokumentation von COVID-19 Fall- und Kontaktpersonen seien wichtige Bausteine im Kampf gegen die Pandemie. „Ich befürworte die flächendeckende Einführung von SORMAS in den Gesundheitsämtern ausdrücklich – auch im Namen der Betroffenen“, sagt Prof. Dr. Claudia Schmidtke, Patientenbeauftragte der Bundesregierung. Durch die Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit stehe SORMAS allen Gesundheitsämtern kostenlos zur Verfügung.

Schriftwechsel, Telefonate und Dokumentationen können eingespart werden


SORMAS entlaste die Gesundheitsämter, indem es das Management von Kontaktpersonen und Infektionsketten sowie den digitalen Austausch zwischen den Gesundheitsämtern verbessere: So erstellt das speziell an COVID-19 angepasste Modul automatisch SARS-CoV-2 spezifische Prozessmodelle für Fallmeldungen, Infektionsverläufe und Diagnostik. SORMAS erspare damit zahlreiche Schriftwechsel, Telefonate und redundante Dokumentationen. Zudem enthält es ein Termin- und Erinnerungssystem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern und ermöglicht durch eine mobile Version das Arbeiten von Unterwegs oder aus dem Home-Office heraus. Auch epidemiologische Karten, Übertragungsketten und Prozesse können von dem System generiert werden.

„In Gesprächen mit dem HZI konnte ich mich davon überzeugen, dass eine konsequente Verwendung von SORMAS die Gesundheitsämter entlastet und durch eine effektive Kontaktnachverfolgung zum Bruch von Infektionsketten und damit wesentlich zum Schutz von Menschenleben beitragen kann“, unterstreicht die Patientenbeauftragte die Vorzüge des Programms.

Stetige Weiterentwicklung von Features und Schnittstellen


Weitere Features kommen hinzu: So können mit dem angeschlossenen digitalen Symptomtagebuch der Climedo Health GmbH betroffene Kontaktpersonen ihre Symptome von ihrem Mobiltelefon, Tablet oder Computer heraus dokumentieren und digital in das SORMAS-System des Gesundheitsamts direkt übertragen. Auch die Schnittstellen zu anderen Systemen in den Gesundheitsämtern werden ständig optimiert, sodass Doppeleingaben und die parallele Verwendung in unterschiedlicher Systeme bald der Vergangenheit angehören.

Ein großer Vorteil liege auch in der schnellen Installation, die eine Umstellung auf das System auch während der Hochphase der Pandemie ermögliche. „SORMAS kann in vier Schritten und in 48 Stunden nach Vertragsunterzeichnung in jedem Gesundheitsamt in Deutschland gestartet werden”, bestätigt Prof. Dr. Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig. Je früher das Programm zum Einsatz komme, desto größer sei der Nutzen für die Pandemiebewältigung.

"Zum Wohl der Patienten und zur Vermeidung von Erkrankungen"


SORMAS trage nicht nur dazu bei, Infektionen zu vermeiden. „Als Ärztin sehe ich mit SORMAS zusätzlich die Möglichkeit für Patientinnen und Patienten sowie deren Kontaktpersonen mit erhöhten Risiken, eine besonders intensive und engmaschige Betreuung zu organisieren“, sagte Prof. Schmidtke. „Dadurch besteht auch eine Chance, die Notwendigkeit von Krankenhausbehandlungen insgesamt zu reduzieren.“


mehr News aus Braunschweig


Themen zu diesem Artikel


Helmholtz-Zentrum