Braunschweig. Martin Kroner hat es einfach gemacht, er hat sein Studium geschmissen, um als Musiker seinen Weg zu machen. Wie viel Mut, Optimismus und Glaube an sich selbst dazu gehören, hat der Braunschweiger Sänger im Gespräch erzählt.
Martin sitzt an der Fensterfront im Fräulein Wunder, vor ihm ein Glas Ingwer-Tee, sein Laptop liegt aufgeklappt vor ihm auf dem Tisch. Zuerst bemerkt er gar nicht, dass jemand neben ihm steht. Er schaut hoch, grinst und sagt „Hey, ich bin Martin.“ Martin ist das Soloprojekt „Kroner“.
Was ein Interview über seinen Werdegang und seine Songs werden sollte, avanciert im Laufe des Nachmittags zu einer Analyse einer ganzen Generation. Es wird ein Gespräch über Angsthasen, Traumtänzer und Abenteurer. Auf den 23-jährigen Musiker trifft wohl alles zu – nur ein Angsthase, der ist er nicht. Martin passt in keine Schublade. Und auch seine Songs lässt er ungerne in ein bestimmtes Genre pressen. Was mit einer Schülerband anfing, ist mittlerweile als professionelle Straßenmusiker-Supporting-Act-ich-spiele-überall-Karriere durchgestartet. Sein neuer Song „Lichter“ ist die erste Auskopplung von seiner am 5. Juni erscheinenden EP. Musikalisch könnte man Kroner irgendwo zwischen dem Deutsch-Pop von Bosse, Clueso und Echt einordnen. Seine Texte schreibt er alle selbst. „Manchmal, wenn ich so durch die Gegend fahre, dann singe ich vor mich hin. Aus diesen Wortschnipseln wird dann ein Text und daraus ein Song“, erzählt er. Martin geht mit wachen Augen durch die Welt; hinter jeder Ecke wartet ein unbeschriebener Moment auf ihn. Überall sind Lichter.
Dran bleiben, egal wie lange es dauert
Inhaltlich setzt sich Kroner mit dem Zusammenleben einer Gesellschaft, der wundervoll ungewissen Zukunft und der Liebe auseinander – Fragen einer Generation. Über all seinen Songs schwebt eine Wolke des Optimus. Sein Credo: „Dran bleiben, egal wie lange es dauert.“ Er glaube an sich und an seine Arbeit, sagt er. Diese Grundeinstellung sei seine Motivation. „Ich habe mit meiner Stimme einfach Glück gehabt.“ Wo Glück zu finden ist, ist Strebsamkeit nicht weit. Martin hat nicht nur Glück gehabt, er ist auch fleißig. „Ich habe mir meine Gitarre geschnappt, bin bei Wind und Wetter durch Niedersachsen gefahren und habe auf der Straße gespielt.“
Bevor er im Januar 2013 sein Soloprojekt ins Leben gerufen hat, spielte er unter selbem Namen in einer Band. Mit seinem Freund Till Richter gründete er 2011 die Combo, aus der zwei Jahre später sein Soloprojekt Kroner wachsen sollte. „Nach meinem Abi fing ich in Vechta an zu studieren und merkte schnell, dass es nicht das Richtige für mich war. Ich vermisste Braunschweig, ich vermisste die Musik. Einfach irgendwas zu studieren, das ergab keinen Sinn.“ Was für seine Jungs eher nebenbei lief, sollte für ihn sein Beruf werden – Martin wollte konsequent und hauptberuflich Musiker sein.
Vom Straßenmusiker zum Supporting-Act
Irgendwie nahm dann alles seinen Lauf. Martin stellte sich alleine auf die Straße und begann mit seinen eigenen Songs Geld zu verdienen. Im Übrigen steht er gelegentlich noch immer dort – Kroner ist fester Teil der Braunschweiger Straßenmusiker-Szene. Während andere Mittzwanziger am Samstagmorgen nach einer durchfeierten Nacht nach Hause kommen, steht er schon auf der Straße und singt. „Gerade zum Anfang war es manchmal echt einsam und entmutigend, wenn man so alleine auf der Straße stand“, erzählt er. Mit dem Gebaren eines einsamen Straßenmusikers dürfte nun Schluss sein, denn spätestens seit seinem Bosse-Support kennt man ihn.
Noch bevor sich Martin Kroner und Axel Bosse die Bühne teilten, verband die beiden Musiker etwas anderes. Als Martin die linke Seite seines T-Shirts hebt, kommt ein Tattoo zum Vorscheinen. „Wir sind die Irritierten, diese Zeiten werden schön“. Es sind Zeilen aus Bosses „Die Irriterten“. Es ist eine Abhandlung über die wundervolle Leichtigkeit des Ungewissen, eine Ode an die Zwischenwelt. Eben dieses Tattoo sowie sein Talent als Jungmusiker brachten Martin dann Ende 2013 als Bosse-Vorband in die Swiss Life Hall nach Hannover. Seither hat Kroner Bands wie Tonbandgerät oder Revolverheld supportet. Läuft also.
Alles wird gut
Ist das alles Glück? Vielleicht. Möglicherweise ist es aber auch Martins strahlende Leichtigkeit, die ihn diesen Weg gehen lässt. Diese „alles wird gut“-Attitüde. In allem, was er sagt, ist er völlig authentisch. Er glaubt an sich, an Karma und er glaubt an seinen Beruf. Dass er inzwischen von Kroner leben kann, freue ihn natürlich, aber darauf käme es ihm nicht hauptsächlich an, sagt er. Martin will das ganze Paket. Es scheint, als möchte er sich die Inhalte seiner Songs erarbeiten; den gesamten Weg vom Straßenmusiker bis zum Olymp der Liedermacher zu Fuß gehen. Diese Zeit ist für ihn ebenso spannend, wie für seine Fans. Es ist der Anfang aller Anfänge.
Songs zum Reinhören und Infos zu Kroner finden Sie hier.
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